Erneuerbare Energie

25.1.2008: " Es gibt Leute, die selbst auf zukunftsträchtigen Gebieten nichts zusammenbringen" – Interview mit Risikokapitalexperte Falk F. Strascheg über Investments in Erneuerbare Energien

Unser heutiger Gesprächspartner zählt zu den Pionieren der deutschen Venture Capital-Branche. Falk F. Strascheg, Gründungsgesellschafter der Extorel GmbH aus München, gehörte 1987 zu den Initiatoren der VC-Gesellschaft Technologieholding; das Unternehmen entwickelte sich zum Branchenführer. 2000 wurde es von 3i übernommen. Im Interview mit ECOreporter.de berichtet Strascheg unter anderem, in welche Bereiche der Erneuerbaren Energien Extorel investiert hat und womit sich Unternehmen für Engagements der Gesellschaft qualifizieren können.

ECOreporter.de: Herr Strascheg, In welchem Umfang sind Sie mit der Extorel GmbH gegenwärtig im Sektor Erneuerbare Energien investiert, welches Investitionsvolumen streben sie an?
Falk F. Strascheg: Zur Zeit halten wir insgesamt 25 Investments. Davon kommen zwei aus dem Gebiet der Erneuerbaren Energien, eins aus dem Bereich Biogas und eins aus dem Bereich solarthermische Kraftwerke.


ECOreporter.de: Welches Volumen haben diese beiden Beteiligungen im Portfolio der Extorel?
Strascheg: Bisher haben wir immer mit zusammen Co-Investoren gearbeitet. Im Biogasanlagenbereich war die Gesamtinvestition 5 Millionen Euro, davon kamen 1,1 Millionen von uns. Im solarthermischen Bereich lag die Gesamtinvestition bei 800.000 Euro, unser Anteil betrug 200.000 Euro.


ECOreporter.de: Wie heißen die beiden Unternehmen, in die Sie investiert haben?
Strascheg: Es handelt sich um die Cowatec AG, Burglengenfeld, und die Solar Lite GmbH Duckwitz bei Rostock.


ECOreporter.de: Wie groß ist das Investitionsvolumen des Gesamtportfolios der Extorel?
Strascheg: Das beträgt für VC-Direktinvestments 18 Millionen Euro.


ECOreporter.de: Wollen Sie den Anteil erneuerbare Energien noch steigern?
Strascheg: Wir schauen uns natürlich regelmäßig immer wieder Dinge an, zum Beispiel die Pelletsherstellung oder Strom- bzw. Wärmeerzeugung über Pelletöfen. Wir greifen nur bei Unternehmen zu, die wir für zukunftsträchtig halten.


ECOreporter.de: Was macht den Sektor Erneuerbare Energie aktuell so interessant für Venture Capital und Private Equity Investoren?
Strascheg: Das ist ein stark wachsender Markt, entsprechend gibt es natürlich Bedarf und Entwicklungschancen für Unternehmen, die diesen Bedarf befriedigen.


ECOreporter.de: Sehen Sie das weltweit oder nur auf Deutschland beschränkt, wo es spezielle Fördermöglichkeiten im Bereich erneuerbare Energien gibt?
Das ist eine weltweite Entwicklung, die in manchen Ländern noch durch Förderung forciert wird.


ECOreporter.de: Welche Branchen der Erneuerbaren Energien halten Sie für besonders aussichtsreich?
Strascheg: Wir investieren nicht nach Themen oder Branchen, sondern nach individuellen Chancen, die wir sehen. Die sind bei einzelnen Unternehmen unterschiedlich: Oft ist das Produkt gut und zukunftsträchtig, aber die gesamte Konfiguration stimmt nicht. Entweder das Management passt nicht, oder die Verträge sind unvorteilhaft, oder es gibt ein technisches Problem. Es gibt viele verschiedene Faktoren, die uns im Einzelfall davon abhalten oder aber auch beflügeln zu investieren.


ECOreporter.de: Es sind also weniger einzelne Themen, die sie interessieren, sondern immer konkrete Unternehmen?
Strascheg: Genau. Es gibt Leute, die selbst auf zukunftsträchtigen Gebieten nichts zusammenbringen, und es gibt Leute die auf ganz normalen Gebieten sehr erfolgreich sind.


ECOreporter.de: Investieren Sie international oder vornehmlich im deutschen oder europäischen Markt?
Strascheg: Wie engagieren uns schwerpunktmäßig in Deutschland.


ECOreporter.de: Mit welchem Zeithorizont investieren Sie?
Strascheg: Wir halten die Beteiligungen drei bis sieben Jahre.


ECOreporter.de: Wo liegen Ihrer Erfahrung nach Risiken für Investments in die Branche der Erneuerbaren Energien?
Strascheg: Nehmen sie Windkraftwerke oder Photovoltaik, das sind beides Bereiche, in denen die Nachfrage zur Zeit größer ist als das Angebot, und trotzdem gibt es auch in diesen Märkten Verlierer.


ECOreporter.de: Es könnten Unternehmen kapitalisiert werden, die nicht die Qualität haben, um am Markt zu überleben?
Strascheg: Ja. Das kann verschiedene Gründe haben, es kann die Technologie sein, es kann das Management sein, es kann falsches Timing sein, darum heißt es ja auch Risikokapital.


ECOreporter.de: Welche Voraussetzungen muss ein Erneuerbare-Energie-Unternehmen erfüllen, damit es für Sie interessant ist?
Strascheg: Es muss über ein Produkt verfügen, das einen Wettbewerbsvorteil hat. Dafür muss ein genügend großer Markt zur Verfügung stehen. Und das Management sollte in der Lage sein, die Chancen, die diese Voraussetzungen bieten, mit Erfolg umzusetzen.


ECOreporter.de: Wie knüpfen Sie Kontakt zu Erneuerbare-Energie-Unternehmen?
Strascheg: Wir betreiben keine Recherchen, wir sprechen auch keine Unternehmen oder Erfinder an. Es kommen pro Jahr etwa 500 bis 600 Anfragen auf uns zu, aus denen wählen wir aus.


ECOreporter.de: Da haben Sie ja viel zu tun!
Strascheg: Viele Anfragen haben sich nach fünf Minuten erledigt.


ECOreporter.de: Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen der Extorel und den Gesellschaften, an denen Sie sich beteiligen?
Strascheg: Wir erwarten regelmäßige betriebswirtschaftliche Auswertungen. Durch den monatlichen Einblick in die Buchhaltung sehen wir, wo das Unternehmen steht. Vierteljährlich wollen wir intensivere Berichte. Natürlich sind wir darüber hinaus regelmäßig mit den Unternehmen in Kontakt. Wir arbeiten auch in Aufsichtsräten mit, ich gehöre beispielsweise dem Aufsichtsrat der Cowatec an.


ECOreporter.de: Welche Besonderheiten hat das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens gegenüber dem anderer Akteure auf dem Markt für Private Equity und Venture Capital?
Strascheg: Bei uns sind die Entscheidungswege kurz, wir investieren ja unser eigenes Geld. Dennoch haben wir sehr viele Erfahrungen. Wir hatten die größte VC-Gesellschaft in Deutschland, die Technologieholding. Wir haben Erfahrung aus 180 Beteiligungen im Laufe der letzten 20 Jahre. Diese Erfahrung bringen wir in die Unternehmen ein. Wir helfen ihnen, Entscheidungen richtig zu treffen und bewahren sie vor schlechten Entscheidungen.


ECOreporter.de: Wenn es Probleme mit Unternehmen gibt, in die Sie investiert haben - wie entstehen sie?
Strascheg: An erster Stelle ist das Management zu nennen. Fähige Gründer brauchen eine gute Gründungsidee und den Mut zu der Entscheidung: OK, jetzt gründe ich ein Unternehmen. Sie sind aber nicht immer gute Manager. Manchmal hilft es, diese Gründer als Gesellschafter des Unternehmens vor sich als Manager zu schützen. Das soll zwar nicht heißen, dass das immer so ist. Trotzdem sind Misserfolge zum größten Teil auf das Management zurückzuführen.


ECOreporter.de: An wen können sich Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche, die Investoren suchen, bei der Extorel wenden? (Name, Adresse, Telefon, Mail)

Strascheg: Ansprechpartnerin ist:
Catrin Reitemeier
Extorel GmbH
Lenbachplatz3
80333 München

Tel +49 89 207030
Email: [email protected]


ECOreporter.de: Herr Strascheg, wir danken Ihnen für das Gespräch.



Zur Extorel GmbH

Die Münchener Extorel GmbH besteht seit 1998. Falk F. Strascheg hat sie mitgegründet. Er hat lange Jahre Erfahrung im Bereich Venture Capital (VC). Zusammen mit Dr. Gert Köhler initiierte er 1987 die VC-Gesellschaft Technologieholding; das Unternehmen entwickelte sich zum Branchenführer. 2000 wurde es von 3i übernommen.

Die Extorel ist seit der Gründung mehr als 30 Direktbeteiligungen eingegangen. Zudem seien über 30 Venture Capital- und Private Equity-Fonds-Investments betreut worden. Die Münchener interessieren sich besonders für Geschäftsideen aus Technologie-Branchen. Extorel beteiligt sich in der Regel als Minderheitsgesellschafter in einer Größenordnung von 250.000 bis 5 Millionen Euro. Im Rahmen weiterer Finanzierungsrunden stehe oft ein Mehrfaches dieser Summe zur Verfügung. Man lege besonders Wert auf individuelle Finanzierungskonzepte für die Portfoliounternehmen, so Extorel. Dazu gehöre auch die Einbeziehung staatlicher Förderprogramme, die Integration weiterer Co-Investoren und die Einbindung von Netzwerkpartnern bei der Internationalisierung, um einen höheren Kapitalbedarf langfristig abzusichern.


Bild: Falk F. Strascheg / Quelle: Unternehmen
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