27.1.2003: Wochenrückblick: Global Corruption Report: BP legt Zahlungen in Angola offen - Windkraftvolumen wächst - Kursverluste bei Turbinenbauern

(H.K.) Die Konjunkturdaten der drei großen Wirtschaftsregionen USA, Westeuropa und Japan sind weiterhin schwach. Derzeit bemühen sich Volkswirte, den Einfluss eines Krieges im Irak auf die Wachstumsraten der Weltwirtschaft vorherzusagen. Ein Teil der Ökonomen hält es für besser, den Konflikt friedlich beizulegen. Die Wirtschaft der USA sei von billigem Öl abhängig; ein Krieg, zusammen mit der angespannten Lage in Venezuela, würde den Ölpreis in gefährliche Höhen treiben. Eine Weltwirtschaftskrise wäre die Folge. Sie werden übertönt von anderen, die einem schnell beendeten Krieg positive Wirkung zuschreiben: sinkende Ölpreise, steigende Ausgaben für Konsum und Investitionen. Die Deutsche Bank beispielsweise sieht hier eine große Chance für die Weltwirtschaft. Alan Greenspan, Präsident der US-Notenbank, rechnet mit einem Wachstumssprung. Kenneth Courtis, Kopräsident des Bankhauses Goldman Sachs, prophezeite die Erholung der Wirtschaft und der Finanzmärkte, wenn sich "Irak nicht zu einem zweiten Vietnam" entwickele. Dagegen warnte Bundesbankpräsident Ernst Welteke davor, dass ein Krieg am Golf möglicherweise zeitlich und regional nicht zu begrenzen sei.

Ängste und Spekulationen infolge der verstärkten Kriegsvorbereitungen der USA führten zu weltweit sinkenden Aktienindizes. Der DAX verlor sieben Prozent, der Nemax-50 fünf Prozent. In den USA büßte der Dow Jones Industral Average Index fünf Prozent ein, der Nasdaq Combined Composite Index 2,5 Prozent. Der japanische Nikkei-225 legte ein halbes Prozent zu. Rohöl verteuerte sich um weitere drei Prozent.

Die Nichtregierungsorganisation Transparency International hat ihren "Global Corruption Report 2003" vorgelegt. Der Bericht vermerkt positiv, dass durch die Wachsamkeit der Medien der Spielraum für Korruption in der Welt immer kleiner werde. Zur Region Westeuropa heißt es, die Glaubwürdigkeit der Privatwirtschaft sei zu einem zentralen politischen Thema geworden. Hier komme es besonders dann zu Interessenkonflikten, wenn Politiker Interessen in der Privatwirtschaft hätten. Das Bewusstsein sei gewachsen, dass Korruption die Legitimität und Stabilität der Finanzmärkte und - institutionen untergrabe. Ein Beispiel für die internationale Bedeutung der Korruption sei die Ölförderung in Angola - ein Land, in dem seit 1974 Bürgerkrieg herrscht. Internationale Ölkonzerne werden seit langem der Komplizenschaft mit korrupten angolanischen Machthabern beschuldigt. Ihre Zahlungen würden den Krieg erst ermöglichen, lautet ein Vorwurf. Eine Kampagne habe nun dazu geführt, dass der Ölkonzern BP seine Zahlungen offengelegt habe. Der Report würdigt BP für dieses Wagnis. Andere Konzerne seien BP nicht gefolgt, genannt wurden hier ExxonMobil, TotalFinaElf und ChevronTexaco.

Aus der Windenergie-Branche kamen gegensätzliche Nachrichten. In Deutschland seien 2002 Windmühlen mit einer Gesamtleistung von 3.247 Megawatt aufgestellt worden, 22 Prozent mehr als im Vorjahr, meldeten Branchenverbände. Insgesamt seien zum Jahreswechsel 12 Gigawatt Windkraftpotenzial am Netz, was einem theoretischen Anteil von 4,7 Prozent am Nettostromverbrauch entspreche. Die reelle Einspeisemenge hänge allerdings vom Windaufkommen und vom Ausnutzungsgrad ab; hierzu könne man erst am Jahresende Auskunft geben, hieß es. Norbert Giese, Vorsitzender der Windbranche im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, wies auf die wirtschaftliche Bedeutung der Windenergie hin. Die Branche sei immer noch stark mittelständisch geprägt und erziele einen Jahresumsatz in Höhe von 3,5 Milliarden Euro. Windkraft sei zudem ein Beitrag für sichere Energieversorgung, denn sie mache unabhängiger von importierten Energieträgern.

Der dänische Windturbinen-Hersteller NEG Micon A.S. (WKN 897922) veröffentlichte eine drastische Gewinnwarnung. Der Vorsteuergewinn für das Jahr 2002 werde mit nur noch 200 bis 225 Millionen dänischen Kronen erwartet. Die ursprünglichen Planungen hatten 350 Millionen vorgesehen. Die Dänen machten in der Hauptsache den deutschen Markt für den Einbruch verantwortlich, hier seien viele Lieferungen entgegen den Erwartungen in das Jahr 2003 verschoben worden. In den kommenden Jahren wolle man dennoch um 20 bis 30 Prozent jährlich wachsen. Den genaueren Ausblick auf 2003 will der Turbinenbauer am 25. Februar bei der Vorstellung des Jahresberichts geben. Die NEG Micon-Aktie stürzte in Kopenhagen um 36 Prozent auf 76,50 Kronen (10,28 Euro). Vestas Wind Systems A.S. (WKN 913769), dänischer Wettbewerber, sanken um zwölf Prozent auf 59,50 Kronen (8,00 Euro). Vestas hatte bereits im November seine Ergebniserwartungen gesenkt, was zu einem dramatischen Kurseinbruch geführt hatte. Die deutsche Nordex AG (WKN 587357) und die spanische Gamesa (WKN 589858) verloren jeweils zehn Prozent. Weniger stark traf es die Aktie der Hamburger REpower Systems AG (WKN 617703) mit einem Verlust von fünf Prozent.

Auch die Bremer Energiekontor AG (WKN 531350) revidierte die Ergebnisschätzung deutlich nach unten. Der Windparkentwickler erwartet nach vorläufigen, unternehmensinternen Berechnungen einen Umsatz und Gewinn etwa in der Höhe des Jahres 2001. Analysten der Landesbank Baden-Württemberg passten daraufhin ihre Empfehlung von "kaufen" auf "halten" an. Der Kurs reagierte mit einem Anstieg um sechs Prozent auf 1,69 Euro.

Umweltkontor Renewable Energy AG (WKN 760810) berichtete über die Inbetriebnahme des Windparks La Muela im spanischen Aragón. Die Erkelenzer Umweltkontor ist mit 26 Prozent am Eigenkapital des 99 Megawatt starken Windparks beteiligt. Generalunternehmer sei NEG Micon, die den Windpark auch schlüsselfertig errichtet habe. Die Inbetriebnahme soll Ende Januar komplett abgeschlossen sein. Nach Informationen der Münchener BVT Energie- und Umwelttechnik AG (Umwelt AG, nicht börsennotiert), die mit 30 Prozent ebenfalls am Eigenkapital von La Muela beteiligt ist, liegt die Renditeerwartung bei jährlichen 15 Prozent über 20 Jahre. Die Umweltkontor-Aktie verlor fünf Prozent auf 2,35 Euro.

Die Freiburger S.A.G. Solarstrom AG (WKN 702100) gab Pläne bekannt, im oberpfälzischen Landkreis Neumarkt Solarkraftwerke mit einer Gesamtleistung von zehn Megawatt zu bauen. Die 91.000 Solarmodule sollen auf Freiflächen von insgesamt 42 Hektar aufgestellt werden. Projektierung und Bau dieses 45 Millionen Euro teuren Kraftwerkparks teilt sich die S.A.G. den Angaben zufolge mit der K & S-Consulting aus Regensburg und dem Ingenieurbüro Albert Pröpster (API) aus Berngau. S.A.G.-Aktien notieren derzeit bei 2,50 Euro.

Ganz ohne Versiegelung von Freiflächen will die solarcomplex GmbH aus Singen Sonnenkraftwerke mit insgesamt einem Megawatt errichten. Für die Installation der 10.000 Quadratmeter Solarmodule in der Region Hegau am Bodensee sollen geeignete Dachflächen angemietet werden. Module und Wechselrichter sollen dem Vernehmen nach bei der Konstanzer Sunways AG (WKN 733220) eingekauft werden. Die Sunways-Aktie pendelt seit einigen Wochen unter geringen Umsätzen um die 1,70 Euro-Marke.

Der gemeinsame Ausschuss von Handel und Getränkeindustrie hat sich nach eigenen Angaben über technische Einzelheiten des Rücknahmesystems für pfandpflichtige Getränkeverpackungen geeinigt. Dosen sollen eine Prägung im Deckel erhalten, Flaschen einen besonderen Aufdruck. Früheren Informationen des norwegischen Automatenherstellers Tomra Systems ASA (WKN 872535) zufolge sind dessen Rücknahmegeräte in der Lage, genau diese Erkennungsmerkmale zu erfassen. Aber auch andere Hersteller könnten solche Automaten liefern. Zu der am Freitagnachmittag bekannt gewordenen Entscheidung des Ausschusses liegt bisher keine Reaktion der Norweger vor.
Tomra-Automaten bieten - neben ihrem guten Ruf und ihrer jahrzehntelangen Marktpräsenz - den Vorteil, die Dosen bei der Rücknahme zu zerdrücken, um Missbrauch auszuschließen. Dies wird nach Informationen der Agentur dpa allerdings für das deutsche System nicht gefordert. Die Tomra-Aktie notierte in Oslo nahezu unverändert zur Vorwoche bei 56 norwegischen Kronen (7,51 Euro). In Frankfurt wurde der Kurs nach Schluss der Osloer Börse durch einige größere Verkaufsorders auf 7,03 Euro herunter gedrückt.

Starbucks Corp. (WKN 884437), amerikanischer Betreiber einer Kette von Kaffeeehäusern, meldete die Ergebnisse des ersten Geschäftsquartals. Die Umsätze hätten die Milliardengrenze erreicht - ein Viertel mehr als im Vorjahresquartal. Das Ergebnis pro Aktie liege bei 0,20 Dollar, gegenüber 0,17 Dollar im Vorjahreszeitraum. Das Unternehmen hob die Gewinnschätzung für das Gesamtjahr auf 0,67 bis 0,68 Dollar pro Aktie an. Die Notierung der seit Anfang des Jahres im Natur-Aktien-Index (NAI) gelisteten Starbucks-Aktie kletterte am Freitag, nach Bekannt werden der Zahlen, um 15 Prozent auf 22,95 Dollar.

Der österreichische Gasmotorenhersteller Jenbacher AG (WKN 851442) gab Einzelheiten zu seiner Unternehmensanleihe bekannt. Das Emissionsvolumen betrage 70 Millionen Euro, über die Laufzeit von sieben Jahren werde das Papier mit 5,625 Prozent verzinst. Der Ausgabekurs wurde mit 101,676 Prozent festgelegt. Die Anleihe könne vom 22. bis zum 30. Januar gezeichnet werden. Vor dem Hintergrund der möglichen Übernahme der Jenbacher AG durch die General Electric Co. könne Jenbacher die Anleihe zum 6. Oktober 2003 kündigen, hieß es. Weiterhin gab Jenbacher bekannt, dass das Angebot der General Electric Co. zur Übernahme der Jenbacher-Aktien bei der zuständigen Kommission eingegangen sei; nach Prüfung durch die Kommission wolle sich der Jenbacher-Vorstand dazu äußern. Jenbacher notierten in Wien fester mit 17,17 Euro.

Die Europäische Kommission hat wettbewerbsrechtliche Bedenken gegen das geplante Joint-Venture für Medizintechnik zwischen der Lübecker Drägerwerk AG (WKN 555063) und der Siemens AG angemeldet. Trotz dieser eher negativen Meldung legten die Drägerwerk-Vorzugsaktien um sechs Prozent auf 22,15 Euro zu. Ebenfalls ohne erkennbaren nachrichtlichen Hintergrund stieg der Kurs des US-amerikanischen Solarzellen-Herstellers Evergreen Solar Inc. (WKN 578949) am Freitag um 18 Prozent auf 1,26 Dollar. Dem gegenüber verlor die Einzelhandelskette Wild Oats Markets Inc. (WKN 903461) 13 Prozent auf 8,55 Dollar. Die Aktie des Internet-Handelshaus Gaiam Inc. (WKN 929048) setzte ihre Talfahrt fort und büßte weitere acht Prozent auf 7,50 Dollar ein. Wochenverlierer ist der Kölner Kondomhersteller condomi AG (WKN 544490) mit einem Kursverlust von 28 Prozent auf nur noch 2,70 Euro.


Dieser Umweltaktien-Wochenrückblick erscheint mit freundlicher Unterstützung der UmweltBank.
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