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27.2.2003: Kein Ausweg bei Kriegsangst - Goldanlage ist kein nachhaltiges Investment

Die Kriegs-Vorbereitungen der USA und Großbritanniens, ihre Pläne für eine neue UN-Resolution im Weltsicherheitsrat an die Adresse Bagdads beunruhigen die Börsen. Der Dax sackte heute auf 2,498 Euro (Stand: 14.11 Uhr, Frankfurt), den tiefsten Stand seit 1996. Der amerikanische Dow-Jones-Index sowie auch der Nasdaq Composite schlossen gestern jeweils 1,9 Prozent schwächer ab. Die Investoren flüchten aus den Aktien in US-Schatzanleihen und Gold, resümieren die Analysten. Die Aktien von Goldminenbetreibern gehörten zu den wenigen Gewinnern, berichtet die Financial Times Deutschland.

Dem ethisch-ökologisch orientierten Anleger aber verbietet sich die Flucht ins Gold, seit Jahrtausenden bevorzugter Ausweg in Krisenzeiten. Das Metall der Könige funkelt kaum noch an der Erdoberfläche - der Mensch hat hier schon alles genommen. Deshalb muss Gold aufwendig aus Erzadern gewaschen werden. Aber um Gestein mit einem Gehalt von fünf Gramm Gold je Tonne auszuwaschen, benötigt die Industrie Unmengen hochgiftigen Zyanids. Das Gestein weicht in der zyanidhaltigen Lösung auf, ehe es in großen Trommeln zermahlen wird. Anschließend bleibt das Edelmetall im Schlamm in speziellen Becken an Aktivkohle haften. Um das Gold von der Kohle zu trennen, bedarf es einer weiteren ätzenden Lauge. Mithilfe der Elektrolyse wird es aus der Lauge gezogen. Während das Edelmetall zu Barren gegossen wird, bleiben Zyanid und Schwermetalle zurück. Meist in großen Auffangbecken oder auf Halden mitten in der Natur. Das Zyanid ist ein Blausäure-Salz und äußerst giftig. Über die Atmung, die Haut oder durch das Trinkwasser gelangt es in den Körper.

Die zurückbleibenden Auffangbecken und Halden gleichen unabgedichteten Giftmülldeponien. Immer wieder kommt es zu Unfällen, Dammbrüchen, Lecks in den Becken, Problemen beim Transport. Nicht umsonst betreiben die Goldbergbaugesellschaften das Zyanid-Verfahren vor allem in Ländern mit schwächeren Umweltgesetzen. Wenn die Vorräte ausgebeutet sind, werden die Firmen vor Ort geschlossen. Die Goldminen-Gesellschaften machen regelmäßig bankrott. Zurück bleiben die Anwohner mit ihren Umweltproblemen.

Umweltschützer fordern deshalb ein Verbot der "Zyanidlaugung". Sie argumentieren, das Gold lasse sich auch mit anderen - wenn auch derzeit vielleicht teureren - Verfahren gewinnen. Gold lasse sich auch leicht wiederverwerten. In Banktresoren in aller Welt lagerten überdies genug Reserven - rund 60 Tausend Tonnen - ungenutzt.

Wohin aber flüchten nachhaltige Anleger angesichts der Kriegsgefahr? Anscheinend ist es höchste Zeit, sich über ein Siegel Gedanken zu machen, über eine Prägung, mit deren Hilfe sich wiederverwertetes von zyanidgewaschenem Gold unterscheiden ließe.
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