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27.3.2007: "Wir setzen nur solche Kostensenkungsmaßnahmen um, die das hohe Serviceniveau nicht antasten" - ECOreporter.de-Interview mit Rüdiger Vosshall, Alleinvorstand der Regenbogen AG

Die Regenbogen AG betreibt Camping- und Ferien-Anlagen in Deutschland und Schweden. Übermorgen will das Unternehmen aus Kiel vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2006 vorlegen. Bei der Vorlage ihrer Neunmonatszahlen hatte die Regenbogen AG ein knapp ausgeglichenes Ergebnis in Aussicht gestelllt. ECOreporter.de hat Vorstand Rüdiger Vosshal unter anderem zum Geschäftsmodell der Regenbogen AG befragt, zu deren Wachstumsplänen und zur Nachhaltigkeit des Unternehmens.


ECOreporter.de: Herr Vosshall, Ihr Unternehmen betreibt Campingplätze, vor allem im Ostseeraum. Das ist nicht gerade alltäglich für eine börsennotierte Gesellschaft. Was ist die Idee dahinter, wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?
Rüdiger Vosshall: Der Campingmarkt ist sehr stark fragmentiert, es gibt viele Einzelbetreiber. Sie gehen relativ unkontrolliert an diesen großen Markt heran; der Campingmarkt ist nämlich ein sehr großer Tourismusbereich. Wir haben das vor Jahren erkannt und haben unsere ersten Standorte an der deutschen Ostseeküste aufgebaut. Mittlerweile betreiben wir sieben Camps.


ECOreporter.de: Kann man das so zusammenfassen: Sie wollen mit einem effektiv organisierten Unternehmen das Geschäft Camping profitabler betreiben?
Rüdiger Vosshall: Das kann man so sagen. Unser eigentlicher Schwerpunkt ist der organisierte Urlaub, vergleichbar einem Cluburlaub. Dabei gibt es nur einen großen Unterschied: Die Leute bringen sich bei uns in der Regel ihr eigenes Bett mit. Unser Verhalten gegenüber den Gästen ist aber grundsätzlich identisch. Wir sagen nicht: "Du bekommst einen Stellplatz und bist dann auf Dich selbst gestellt." Wir kümmern uns stattdessen wie ein professioneller Club-Touristiker um den Gast: Mit Animation, mit Versorgung, mit Betreuung, mit Sportangeboten, mit Kinderprogramm, mit allem was dazu gehört.


ECOreporter.de: Sie haben sich im letzten Jahr stark um die Kostensenkung in den Camps bemüht. Ist das ohne Qualitätseinbußen möglich gewesen? Und haben Sie Ihr Potential damit ausgereizt?
Rüdiger Vosshall: Wir setzen nur solche Kostensenkungsmaßnahmen um, die das hohe Serviceniveau nicht antasten. Unter anderem haben wir ein flexibles Arbeitszeitmodell für unsere Mitarbeiter entwickelt. Ähnlich einem Arbeitszeitkonto können wir über mehr Leistung der Mitarbeiter verfügen, wenn der Bedarf dafür vorhanden ist. Damit konnten wir in der Saison 2006 mit demselben Mitarbeiterstamm sogar mehr Service bieten. Der Umstellungsprozess war schwierig, er hat aber kostenseitig außerordentlich gefruchtet. Auch die Mitarbeiter sind von dem Modell überzeugt, wir haben keine Fluktuation.

Weitere Projekte zur Kostensenkung gelten beispielsweise Einsparungen bei Energiekosten. Was das Potential angeht: Wenn man sagen würde, man hätte es voll ausgeschöpft, wäre man ein schlechter Unternehmer.


ECOreporter.de: Für das Jahr 2006 haben sie ein ausgeglichenes Ergebnis angekündigt. Werden Sie dieses Ziel erreichen?
Rüdiger Vosshall: Wir sind sehr zufrieden. Wir gehen davon aus, unsere Ziele erreicht zu haben. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen derzeit keine genauen Zahlen nennen kann und darf.


ECOreporter.de: Als gravierendes Hindernis für eine bessere Performance der Aktie Ihres Unternehmens gilt der geringe Free Float. Wird sich daran in Zukunft etwas ändern?
Rüdiger Vosshall: Wir haben ein genehmigtes Kapital und wir arbeiten daran, wann der richtige Zeitpunkt ist, es zu nutzen. Wenn es soweit ist, wird es eine klar definierte Verwendung für frische Mittel geben.


ECOreporter.de: In Ihrem Neunmonatsbericht verweisen Sie darauf, dass die Zinsbelastung sich negativ auf das Ergebnis auswirkt. Wie soll das weitere Wachstum der Regenbogen AG finanziert werden?
Rüdiger Vosshall: Eine mögliche Variante der Finanzierung ist das Genehmigte Kapital. Der Markt bietet aber diverse andere Möglichkeiten. Was letzten Endes der richtige Weg ist, werden wir entscheiden, wenn es soweit ist.


ECOreporter.de: Sehen Sie die derzeitige Schuldenquote als Problem an?
Rüdiger Vosshall: Nein. In den bestehenden Camps gibt es kaum noch Investitionsbedarf. Wir werden dort beginnen, die Früchte aus der Arbeit der vergangenen Jahre zu ernten. Hinzu kommt, dass mehrere Standorte in den Neuen Bundesländern liegen. Dort konnten wir verschiedene öffentliche Förderungen in Anspruch nehmen. Wir haben in unserem Unternehmen damit mittelfristig nicht unerhebliche Stille Reserven als Immobilienvermögen geschaffen.


ECOreporter.de: Wie ist die Marktposition der Regenbogen AG? Gibt es Wettbewerber vergleichbarer Größe? Wo sehen Sie Ihre Vorteile gegenüber kleineren Betreibern von Campingplätzen?
Rüdiger Vosshall: Es gibt andere kleine Ketten, die weder beim Umsatz, noch bei den Stellplätzen oder Übernachtungen unsere Größenordnung erreichen. Wir sind definitiv der Marktführer.


ECOreporter.de: Wie sehen die Wachstumspläne des Unternehmens für die nächsten zehn Jahre aus?
Rüdiger Vosshall: Unser Fokus ist darauf gerichtet, Marktanteile zu gewinnen. Gleichzeitig wollen wir profitabler werden.


ECOreporter.de: Ein Teil Ihrer Camps hat laut Ihren Angaben die Auszeichnung "Eco Camping" erhalten. Was für Anforderungen muss ein Anbieter erfüllen, der dieses Siegel bekommt und wer vergibt die Auszeichnung.
Rüdiger Vosshall: Das Siegel vergibt der Verband "Eco-Camping", der sich in Süddeutschland entwickelt hat. Er bietet auch Plätzen in Mecklenburg-Vorpommern die Zertifizierung an. Fünf unserer sieben Camps haben das Siegel. Wir überspringen aber sämtliche Standards, die da gefordert werden. In vielen Dingen sind wir schon in der Vergangenheit Trendsetter gewesen, gerade in ökologischen Themen im Campingtourismus. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir selbst Systeme entwickelt haben, um nicht nur Energie sondern auch Wasser und Abwasser zu sparen. Wir setzen auch wo immer es geht Elektrofahrzeuge ein und wir versuchen die Plätze soweit möglich autofrei zu halten. Manche Ideen, die ideal für den Campingbereich wären, können wir nur wegen behördlicher Auflagen noch nicht umsetzen.


ECOreporter.de: Würden Sie uns dafür ein Beispiel geben?
Rüdiger Vosshall: Nehmen Sie die Wiederverwendung von Brauchwasser. Das ist eine unbedingt sinnvolle Sache. Die Restriktionen denen wir unterliegen, erlauben das aber nicht.


ECOreporter.de: Inwieweit versuchen Sie Nachhaltigkeit auch in den Unternehmensstrukturen der Regenbogen AG umzusetzen? Macht sich das beispielsweise in der Mitarbeiterführung bemerkbar?
Rüdiger Vosshall: Wir versuchen die Mitarbeiter möglichst ganzjährig zu beschäftigen, obwohl wir ein stark saisonales Geschäft betreiben. Wir haben unsere Mitarbeiter gezielt danach ausgewählt, dass sie zusätzliche Qualifikationen in das Unternehmen einbringen. Dadurch sind wir in der Lage, viele Reparaturen aus eigener Kraft zu machen. Wir haben Maurer, Fliesenleger, Elektroniker, Elektriker, Sanitärfachleute oder Heizungsbauer unter unseren Mitarbeitern. Theoretisch könnten wir mit unserer Mannschaft autark sein.

Zudem versuchen wir unsere Mitarbeiter in die Weiterentwicklung des Unternehmens einzubinden. Viele Eigenentwicklungen, die wir in unseren Camps einsetzen, stammen von unseren Mitarbeitern. Seitens der Geschäftsleitung fördern wir dieses innovative Klima und haben für Verbesserungsvorschläge immer ein offenes Ohr.


ECOreporter.de: Wellness hat sich zunehmend als Urlaubstrend etabliert. Inwieweit greifen Sie dies in Ihren Angeboten auf?
Rüdiger Vosshall: Das funktioniert sehr gut, ein Markt mit Zukunft. In unseren Camps Göhren und Boltenhagen haben wir in Wellness-Bereiche investiert. Das Echo der Gäste ist sehr positiv. Wir wollen allerdings nicht alle Anlagen so aufwendig ausbauen. Der ganz einfache Campingplatz ist weiterhin genauso für unser Portfolio geeignet, sofern er die nötige, kritische Größe mitbringt.


ECOreporter.de: Herr Vosshall, wir danken Ihnen für das Gespräch!


Regenbogen AG: WKN 800956 / ISIN DE0008009564

Bildhinweis: Rüdiger Vosshall, Regenbogencamp in Prerow / Quelle: Unternehmen
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