3.4.2003: Auf höchster Ebene: Elf-Manager packen aus

Französische Präsidentschaftskandidaten hatten Zugang zum Generalsekretär der (Elf-)Gruppe und forderten Geld für ihren Wahlkampf. Das ist einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) zufolge ein erstes Ergebnis des Prozesses gegen führende Ex-Manager des Mineralölkonzerns in Paris Briefumschläge mit großen Summen hätten den Besitzer gewechselt, so die SZ. Wie das Blatt weiter meldet, haben drei Hauptverantwortliche der Affäre ihr bisheriges Schweigen gebrochen. Darunter Loïk Le Floch-Prigent, Ex-Konzernchef und Günstling François Mitterrands, sowie Alfred Sirven. Unter Sirvens Namen liefen zahlreiche Konten, die der Verschleierung der Zahlungsströme dienten.

Als er 1989 an die Elf-Spitze rückte, habe der damalige Präsident Mitterrand ihn zu einem tête à tête gebeten und ihm empfohlen, den Geldsegen "gleichmäßiger zwischen den Parteien" zu verteilen, erzählte Le Floch dem Gericht. Über die wirklich wichtigen Sachen will er allerdings nie Bescheid gewusst haben. Dabei handelt es sich um große Summen, die in afrikanische Ölstaaten flossen wie Bongo (Gabun), N"Guesso (Kongo-Brazzaville) oder Biya (Kamerun). Das zumindest hat laut der SZ Alfred Sirven den Richtern unter Vorsitz von Gerichtspräsident Michel Desplan verraten. Seine Version der Geschichte: Elf sei gezwungen gewesen, sich die Gunst von Präsidenten zu erkaufen, um sich gegen angelsächsische Multis zu behaupten.

In dem Verfahren geht es um insgesamt 183 Millionen Euro. Allein über die Nummern-Konten von Sirven in der Schweiz und anderswo sollen der SZ zufolge 168 Millionen Euro geflossen sein. Ex-Vorstand Le Floch, der Manager leitete vor dem Job bei Elf schon drei andere wichtige Staatsunternehmen, hat offenbar nicht nur weggesehen, sondern auch phantasiert: "Wenn das Geld am Ende für Waisenhäuser ausgegeben wurde, war es mir recht. Aber es kam nicht immer in einem Waisenhaus an", so Le Floch laut der SZ.

Die Aktie von Elf-Aquitaine (WKN 866693) ist in zahlreichen Nachhaltigkeitsfonds enthalten.
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