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3.4.2008: Aktien-News: Wohlklang für Börsianer – Die Aktie der C. Bechstein Pianofabrik hat sich stabilisiert
Es war eher ein kontinuierlicher als ein kometenhafter Aufstieg, dennoch kam der Erfolg der Aktie der C. Bechstein Pianofortefabrik AG für viele Marktbeobachter überraschend. Das Traditionsunternehmen galt als abgeschrieben, als der heutige Vorstandsvorsitzender Karl Schulze 1986 einstieg. Die Umsatzerlöse waren auf jährlich umgerechnet fünf Millionen Euro geschrumpft. Mit 1.000 verkauften Klavieren im Jahr lag der Marktanteil in Deutschland damals bei drei Prozent. Heute spielt das Unternehmen auch an der Börse virtuos mit.
Schulze, Klavierbaumeister und Wirtschaftswissenschaftler, hat Bechstein seitdem Zug um Zug neu aufgestellt. Er kaufte Firmen und Marken in Deutschland, baute die Produktion von Mittelklasseklavieren in Tschechien auf und verlagerte die Fertigung der Edelmarke Bechstein von Berlin nach Seifhennersdorf im Dreiländereck von Polen, Tschechien und Deutschland. Seit 2003 werden günstige Klaviere der Marke „Euterpe“ in Südkorea gebaut. Sechs Marken mit sechs unterschiedlichen Qualitätsstufen hat das Unternehmen unter dem Dach Bechstein im Laufe der Jahre gesammelt. Weitere Produktionsstandorte in Asien sind Indonesien und China. Bechstein-Klaviere kommen heute zu jeweils einem Drittel aus Deutschland, Tschechien und Asien. Bechstein überwacht die Auslandsfertigung. Für die Qualität sorgt zudem eine Endkontrolle im Stammwerk. Dort wird jedes Instrument geprüft und erst dann ausgeliefert.
Über die Jahre hat Schulze für sein Unternehmen eine fein abgestufte Markenpyramide geschaffen. Mit Hilfe des breiten Angebots versucht Bechstein, möglichst viele Kunden zu erreichen, für viele Portemonnaies soll etwas dabei sein. Klaviere der Einsteigermarke „Wilhelm Steinmann“ sind ab zirka 3.000 Euro erhältlich. Die Marke „Euterpe“ bietet ab etwa 11.000 Euro Flügel an. Ein C. Bechstein-Konzertflügel kostet dann doch 100.000 Euro, Sonderausführungen erheblich mehr.
Bechstein versucht, die Kunden langfristig zu binden und zum Kauf höherwertiger Modelle zu motivieren. So erhalten die Klavier- und Flügelliebhaber beim Kauf eines Instruments sogenannte Investmentzertifikate. Sie garantieren beispielsweise, dass die Kunden sich den Nettopreis innerhalb von fünf Jahren auf den Preis eines neuen, teureren Instruments anrechnen lassen können.
Die Rechnung scheint aufzugehen: Die Verkaufszahlen für höherwertige Instrumente steigen. Nach Angaben der Wertpapieranalysten der Frankfurter Independent Research hat sich der Absatz von margenstarken, eigengefertigten Klavieren im dritten Quartal 2007 erfreulich entwickelt. Die Durchschnittserlöse je Instrument stiegen deutlich. Die von Marktbeobachtern befürchtete „Kannibalisierung“ der Bechstein-Premiummarken durch die eigenen Billigmarken finde also nicht statt.
Heute hat Bechstein in Deutschland einen Marktanteil auf knapp 30 Prozent. Karl-Heinz Geishecker, Finanzvorstand bei Bechstein, erklärt, weshalb nun das Wachstum im Ausland zu den wichtigsten Zukunftszielen des Unternehmens zählt: „Unsere Marktposition in Deutschland ist stark, und wir erwirtschaften 55 bis 58 Prozent unserer Umsätze im Inland. Da der deutsche Markt aber nicht mehr wächst und wir es mit einem Wettbewerber zu tun haben, der Yamaha heißt, wird es schwer sein, hier weiter hinzu zu gewinnen. Realistischer ist es, die Position zu halten, die wir jetzt erreicht haben und im Export zu wachsen.“ Von den zirka 45 Prozent Auslandsumsatz entfalle der größte Teil auf Westeuropa, so Geishecker, die wichtigsten Länder seien dabei Frankreich, Großbritannien, Irland und die Schweiz. „Dann kommt Osteuropa mit den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Besonders in Russland gibt es reichlich einkommensstarke Konsumenten. Auf etwa gleichem Niveau liegen schließlich Asien und Amerika“, so der Finanzvorstand.
Die neu gewonnene Wirtschaftkraft setzt der Klavierbauer auch in kulturelles Engagement um. 2006 richtete Bechstein erstmals den „Internationalen Carl Bechstein Klavierwettbewerb“ aus; 2007 fand der Bechstein Hochschulwettbewerb für Klavier in Baden-Württemberg statt. Und im März 2007 beteiligte das Unternehmen sich als Partner am ersten „Fulbright Concerto“-Wettbewerb im amerikanischen Fayetteville.
Die Bechstein-Aktie hätte Mitte 2007 beinahe den Sprung über die Marke von zehn Euro geschafft. Dann führten enttäuschende Halbjahreszahlen zu einem Einbruch bis auf 7,50 Euro. Nachdem sich der Aktienkurs bis Ende 2007 auf 8,50 Euro erholt hatte, folgte im Zuge der Börsenkrise Anfang 2008 eine erneute Schwächephase. Heute notiert der Anteilsschein mit 7,60 Euro um knapp vier Prozent über dem Vorjahreswert.
Laut Geishecker bringt der derzeit starke Euro die Bechstein AG zwar nicht ernstlich in Schwierigkeiten, ein Wechselkurs bei 1,30 Dollar sei ihm jedoch lieber. „Für unsere Partner im Ausland hat sich die Marktsituation nicht erleichtert. Und da wir selbst unter dem Strich mehr exportieren als importieren, wäre ein niedriger Euro auch für uns vorteilhaft.“ Auch von der Rezession in USA sei keine wesentliche Belastung der Geschäfte seines Unternehmens zu befürchten, sagt der Finanzvorstand. Die amerikanischen Kunden würden in Euro zahlen. Und weiter: „Seit Anfang 2007 haben wir den Vertrieb in den USA selbst in die Hand genommen. Im ersten Jahr unter eigener Führung hat sich das Geschäft gut entwickelt. Es ist zwar ein Verlust angefallen, er lag aber weit unterhalb dessen, was wir eingeplant hatten. Wir gehen davon aus, dass wir trotz der aktuellen wirtschaftlichen Probleme in den USA unsere Absatzplanung einhalten werden. Wir verkaufen ein Premiumprodukt. Unsere Kunden kommen aus dem nach wie vor einkommensstarken gehobenen Mittelstand, der ist normalerweise weniger von derartigen Krisen betroffen.“
Independent Research prognostizierte im November einen Jahresüberschuss 2007 in Höhe von 1,52 Millionen Euro (2006: 1,87 Millionen). Der Gewinn je Aktie (EpS) werde auf 0,79 Euro fallen, so die Analysten (2006: 0,97). Für 2008 traut Independent Research der Bechstein AG einen Gewinnsprung auf 1,21 Euro je Aktie zu. Die Dividende soll sich laut den Berechnungen der Experten von 0,35 Euro für 2007 auf 0,45 Euro für 2008 verbessern.
C. Bechstein Pianofortefabrik AG: WKN 519800 / ISIN: DE000519800
Bildhinweis: Flügel des Traditionsunternehmens. / Quelle: C. Bechstein Pianofortefabrik AG
Schulze, Klavierbaumeister und Wirtschaftswissenschaftler, hat Bechstein seitdem Zug um Zug neu aufgestellt. Er kaufte Firmen und Marken in Deutschland, baute die Produktion von Mittelklasseklavieren in Tschechien auf und verlagerte die Fertigung der Edelmarke Bechstein von Berlin nach Seifhennersdorf im Dreiländereck von Polen, Tschechien und Deutschland. Seit 2003 werden günstige Klaviere der Marke „Euterpe“ in Südkorea gebaut. Sechs Marken mit sechs unterschiedlichen Qualitätsstufen hat das Unternehmen unter dem Dach Bechstein im Laufe der Jahre gesammelt. Weitere Produktionsstandorte in Asien sind Indonesien und China. Bechstein-Klaviere kommen heute zu jeweils einem Drittel aus Deutschland, Tschechien und Asien. Bechstein überwacht die Auslandsfertigung. Für die Qualität sorgt zudem eine Endkontrolle im Stammwerk. Dort wird jedes Instrument geprüft und erst dann ausgeliefert.
Über die Jahre hat Schulze für sein Unternehmen eine fein abgestufte Markenpyramide geschaffen. Mit Hilfe des breiten Angebots versucht Bechstein, möglichst viele Kunden zu erreichen, für viele Portemonnaies soll etwas dabei sein. Klaviere der Einsteigermarke „Wilhelm Steinmann“ sind ab zirka 3.000 Euro erhältlich. Die Marke „Euterpe“ bietet ab etwa 11.000 Euro Flügel an. Ein C. Bechstein-Konzertflügel kostet dann doch 100.000 Euro, Sonderausführungen erheblich mehr.
Bechstein versucht, die Kunden langfristig zu binden und zum Kauf höherwertiger Modelle zu motivieren. So erhalten die Klavier- und Flügelliebhaber beim Kauf eines Instruments sogenannte Investmentzertifikate. Sie garantieren beispielsweise, dass die Kunden sich den Nettopreis innerhalb von fünf Jahren auf den Preis eines neuen, teureren Instruments anrechnen lassen können.
Die Rechnung scheint aufzugehen: Die Verkaufszahlen für höherwertige Instrumente steigen. Nach Angaben der Wertpapieranalysten der Frankfurter Independent Research hat sich der Absatz von margenstarken, eigengefertigten Klavieren im dritten Quartal 2007 erfreulich entwickelt. Die Durchschnittserlöse je Instrument stiegen deutlich. Die von Marktbeobachtern befürchtete „Kannibalisierung“ der Bechstein-Premiummarken durch die eigenen Billigmarken finde also nicht statt.
Heute hat Bechstein in Deutschland einen Marktanteil auf knapp 30 Prozent. Karl-Heinz Geishecker, Finanzvorstand bei Bechstein, erklärt, weshalb nun das Wachstum im Ausland zu den wichtigsten Zukunftszielen des Unternehmens zählt: „Unsere Marktposition in Deutschland ist stark, und wir erwirtschaften 55 bis 58 Prozent unserer Umsätze im Inland. Da der deutsche Markt aber nicht mehr wächst und wir es mit einem Wettbewerber zu tun haben, der Yamaha heißt, wird es schwer sein, hier weiter hinzu zu gewinnen. Realistischer ist es, die Position zu halten, die wir jetzt erreicht haben und im Export zu wachsen.“ Von den zirka 45 Prozent Auslandsumsatz entfalle der größte Teil auf Westeuropa, so Geishecker, die wichtigsten Länder seien dabei Frankreich, Großbritannien, Irland und die Schweiz. „Dann kommt Osteuropa mit den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Besonders in Russland gibt es reichlich einkommensstarke Konsumenten. Auf etwa gleichem Niveau liegen schließlich Asien und Amerika“, so der Finanzvorstand.
Die neu gewonnene Wirtschaftkraft setzt der Klavierbauer auch in kulturelles Engagement um. 2006 richtete Bechstein erstmals den „Internationalen Carl Bechstein Klavierwettbewerb“ aus; 2007 fand der Bechstein Hochschulwettbewerb für Klavier in Baden-Württemberg statt. Und im März 2007 beteiligte das Unternehmen sich als Partner am ersten „Fulbright Concerto“-Wettbewerb im amerikanischen Fayetteville.
Die Bechstein-Aktie hätte Mitte 2007 beinahe den Sprung über die Marke von zehn Euro geschafft. Dann führten enttäuschende Halbjahreszahlen zu einem Einbruch bis auf 7,50 Euro. Nachdem sich der Aktienkurs bis Ende 2007 auf 8,50 Euro erholt hatte, folgte im Zuge der Börsenkrise Anfang 2008 eine erneute Schwächephase. Heute notiert der Anteilsschein mit 7,60 Euro um knapp vier Prozent über dem Vorjahreswert.
Laut Geishecker bringt der derzeit starke Euro die Bechstein AG zwar nicht ernstlich in Schwierigkeiten, ein Wechselkurs bei 1,30 Dollar sei ihm jedoch lieber. „Für unsere Partner im Ausland hat sich die Marktsituation nicht erleichtert. Und da wir selbst unter dem Strich mehr exportieren als importieren, wäre ein niedriger Euro auch für uns vorteilhaft.“ Auch von der Rezession in USA sei keine wesentliche Belastung der Geschäfte seines Unternehmens zu befürchten, sagt der Finanzvorstand. Die amerikanischen Kunden würden in Euro zahlen. Und weiter: „Seit Anfang 2007 haben wir den Vertrieb in den USA selbst in die Hand genommen. Im ersten Jahr unter eigener Führung hat sich das Geschäft gut entwickelt. Es ist zwar ein Verlust angefallen, er lag aber weit unterhalb dessen, was wir eingeplant hatten. Wir gehen davon aus, dass wir trotz der aktuellen wirtschaftlichen Probleme in den USA unsere Absatzplanung einhalten werden. Wir verkaufen ein Premiumprodukt. Unsere Kunden kommen aus dem nach wie vor einkommensstarken gehobenen Mittelstand, der ist normalerweise weniger von derartigen Krisen betroffen.“
Independent Research prognostizierte im November einen Jahresüberschuss 2007 in Höhe von 1,52 Millionen Euro (2006: 1,87 Millionen). Der Gewinn je Aktie (EpS) werde auf 0,79 Euro fallen, so die Analysten (2006: 0,97). Für 2008 traut Independent Research der Bechstein AG einen Gewinnsprung auf 1,21 Euro je Aktie zu. Die Dividende soll sich laut den Berechnungen der Experten von 0,35 Euro für 2007 auf 0,45 Euro für 2008 verbessern.
C. Bechstein Pianofortefabrik AG: WKN 519800 / ISIN: DE000519800
Bildhinweis: Flügel des Traditionsunternehmens. / Quelle: C. Bechstein Pianofortefabrik AG