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3.7.2003: "Nachhaltigkeitsfonds sind kein Nischenprodukt mehr" — ECOreporter.de-Interview mit Dexia-Fondsmanager Wim Vermeir
Nachhaltige Fonds sind nicht riskanter als konventionelle Anlageprodukte, sagt Wim Vermeir, Global Head of Equity and Sustainable Asset Management bei Dexia. Voraussetzung ist allerdings das richtige Anlagekonzept und ein Fondsmanagement, das sich an konventionellen Indizes messen lässt. Dexia Asset Management ist der belgische Marktführer für nachhaltige Investmentfonds. Mit dem Umbrellafonds Dexia Sustainable und dem Exchanged Traded Fund TrackinDex bietet Dexia jetzt auch in Deutschland zwei nachhaltige Anlagekonzepte an.
ECOreporter.de: Es gibt Untersuchungen, die nahe legen, dass nachhaltig gemanagte Fonds besser performen als traditionelle Anlageprodukte. Können Sie dies bestätigen?
Wim Vermeir: Da die Sparte der Nachhaltigkeitsfonds sehr jung ist, halten wir uns mit Aussagen zu Performance-Vergleichen noch zurück. Gerade als Anbieter ethischer Anlageprodukte achten wir darauf, seriös zu argumentieren. Außerdem lassen sich diese Fonds nur schwer über einen Kamm scheren, da das Thema Nachhaltigkeit in den einzelnen Anlagekonzepten sehr unterschiedlich ausgelegt wird. Allerdings gibt es tatsächlich Argumente dafür, dass nachhaltig geführte Unternehmen auf lange Sicht finanziell besser aufgestellt sind als andere. Beispielsweise können nachhaltig geführte Unternehmen effizienter produzieren, wenn sie unter ökologischen Gesichtspunkten den Energie- und Materialverbrauch verringern. Nachhaltiges Wirtschaften beinhaltet auch den Umgang mit Mitarbeitern, was sich wiederum positiv auf die Motivation und die Produktivität auswirkt. Außerdem besteht für Unternehmen, die verantwortungsbewusst mit Umwelt, Kunden und Lieferanten umgehen, eine wesentlich geringere Gefahr, in Schadenersatzklagen involviert zu werden.
ECOreporter.de: Aufgrund der strengen Auswahl der Wertpapiere haben nachhaltige Fonds nur ein begrenztes Anlageuniversum. Sind diese Fonds riskanter als konventionelle Investments?
Vermeir: Nachhaltigkeitsfonds können die gleiche Anlagesicherheit bieten wie traditionelle Investmentfonds. Wir haben die Produktpalette Dexia Sustainable für Anleger konzipiert, die nicht bereit sind, für ein gutes Gewissen ein höheres Anlagerisiko in Kauf zu nehmen. Unsere Nachhaltigkeitsfonds werden deshalb traditionell gemanagt. Das heißt, dass wir uns bei der Branchen- und Sektorenallokation an Standard-Indizes orientieren. Dabei hat das Fondsmanagement die Möglichkeit, einzelne chancenreiche Titel überzugewichten. Wenn man sich die Produktsparte der Nachhaltigkeitsfonds anschaut, sieht man wie wichtig diese Benchmark-Orientierung ist: Einige Fonds haben seit Beginn des Börsenabschwungs zwischen 2001 und 2002 2 überdurchschnittlich stark verloren. Der Grund: Die Fondsmanager hatten in den jungen Branchensegmenten von Technologie und Telekommunikation besonders viele Unternehmen gefunden, die ihren Ansprüchen an nachhaltiger Unternehmensführung entsprachen. Dementsprechend haben sie diese Branchen übergewichtet. Um ein solches Risiko zu vermeiden, orientieren wir uns an traditionellen Indizes.
ECOreporter.de: Eignen sich ethische Fonds als Basisinvestment?
Vermeir: Es gibt immer mehr Anleger, die den Aktienanteil ihres Anlageportfolios ausschließlich unter ethischen und nachhaltigen Gesichtspunkten zusammenstellen möchten. Dies ist mit Nachhaltigkeitsfonds gut möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fonds über die richtige Branchenstreuung und ein ausreichendes Risikomanagement verfügen. Anleger sollten immer prüfen, ob sie mit den Fonds ihrer Wahl ein höheres Risiko eingehen als mit konventionell gemanagten Fonds.
ECOreporter.de: Sie sind unter anderem für die Anlageentscheidungen des Umbrellafonds Dexia Sustainable zuständig, der seit Juni 2003 auch in Deutschland vertrieben wird. Nach welchen Kriterien wählen Sie nachhaltige Aktien aus?
Vermeir: Bei allen unseren Nachhaltigkeitsfonds arbeiten wir grundsätzlich mit externen Evaluierungs-Unternehmen zusammen. Mit dem Dexia Sustainable bieten wir als Erste in Deutschland Nachhaltigkeitsfonds an, die auf Basis des Investitionsregisters des Beratungshauses Ethibel investieren. In Belgien arbeiten zwei Drittel aller Ethikfonds mit Ethibel zusammen. Die Entscheidung, ob ein Unternehmen als nachhaltig einzustufen ist, treffen also unabhängige Experten. Unsere Aufgabe als Fondsmanager ist es festzustellen, welche der von Ethibel positiv beurteilten Unternehmen unseren Ansprüchen bezüglich Liquidität, wirtschaftlicher Fundamentaldaten und finanzieller Perspektive genügen. Das externe Rating bedeutet auch, dass wir nie in einen Interessenkonflikt geraten können, wenn ein Unternehmen aus Sicht des Fondsmanagements sehr attraktiv ist, aber den Ansprüchen an ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen nicht gerecht wird.
ECOreporter.de: Gibt es Aktien, von denen Sie sich in jüngster Zeit trennen mussten, weil das Unternehmen den Nachhaltigkeits-Ansprüchen nicht mehr genügt hat?
Vermeir: Ethibel arbeitet nach dem Best in Class-Prinzip. Das heißt, dass die Expertenkommission aus allen Branchen, die für das Nachhaltigkeits- Screening grundsätzlich in Frage kommen, jeweils die Unternehmen auswählt, die sich in Sachen Nachhaltigkeit besonders hervortun. Im April fiel beispielsweise die deutsche Linde AG aus dem Investitionsregister. Nicht etwa aufgrund von Verstößen gegen die Prinzipien der Nachhaltigkeit. Linde hat sich einfach im Vergleich zu anderen Unternehmen desselben Sektors in den letzten drei Jahren nicht dementsprechend weiterentwickelt. Für uns bedeutet dies, dass wir uns von einer Aktie trennen müssen, weil sie unserem Anlagekonzept nicht mehr entspricht. Ersetzt wird eine solche Position jedoch durch eine aussichtsreiche Aktie aus demselben Sektor. So können wir der Branchenallokation unserer Benchmark und dem Risikoprofil der Fonds treu bleiben.
ECOreporter.de: Gibt es Unternehmen, an denen Sie sich neu beteiligt haben, weil sie in das Ethibel-Register aufgenommen wurden?
Vermeir: Ebenfalls im April 2003 hat die Ethibel-Kommision entschieden, mit Heineken und Interbrew zwei Brauereiunternehmen in ihr Register aufzunehmen. Wir haben uns daraufhin beide Aktien genau angeschaut und uns aufgrund der Fundamentaldaten und der Unternehmensperspektive entschieden, Heineken in das Portfolio aufzunehmen und überzugewichten. Interbrew hingegen erscheint uns aktuell nicht so aussichtsreich und gehört darum nicht zu unseren Positionen.
ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltiges Investment in Europa entwickeln?
Vermeir: Ethisch gemanagte Fonds sind kein Nischenprodukt für eine ökologisch und sozial engagierte Minderheit mehr. In dem Maße wie das Interesse an der Aktie in der breiten Bevölkerung zunimmt, wollen auch immer mehr Anleger wissen, wie die Unternehmen mit dem investierten Kapital eigentlich umgehen. Voraussetzung für die Akzeptanz nachhaltiger Fonds ist allerdings, dass sie ein vergleichbares Rendite-Risikoprofil bieten wie konventionelle Produkte. Das ist gerade deswegen wichtig, weil auch immer mehr institutionelle Anleger nachhaltige Geldanlagen nachfragen. In mehreren europäischen Ländern, beispielsweise Deutschland, der Schweiz, Großbritannien oder in den Niederlanden müssen Anbieter von betrieblichen Pensionsfonds beziehungsweise von staatlich zertifizierten privaten Altersvorsorgeverträgen bereits darlegen, inwieweit sie in ihren Anlageentscheidungen ethische, soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen. Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, dass der nachhaltigen Geldanlage ein nachhaltiger Nachfrageboom bevorsteht.
ECOreporter.de: Herr Vermeir, wir danken Ihnen für das Gespräch!
ECOreporter.de: Es gibt Untersuchungen, die nahe legen, dass nachhaltig gemanagte Fonds besser performen als traditionelle Anlageprodukte. Können Sie dies bestätigen?
Wim Vermeir: Da die Sparte der Nachhaltigkeitsfonds sehr jung ist, halten wir uns mit Aussagen zu Performance-Vergleichen noch zurück. Gerade als Anbieter ethischer Anlageprodukte achten wir darauf, seriös zu argumentieren. Außerdem lassen sich diese Fonds nur schwer über einen Kamm scheren, da das Thema Nachhaltigkeit in den einzelnen Anlagekonzepten sehr unterschiedlich ausgelegt wird. Allerdings gibt es tatsächlich Argumente dafür, dass nachhaltig geführte Unternehmen auf lange Sicht finanziell besser aufgestellt sind als andere. Beispielsweise können nachhaltig geführte Unternehmen effizienter produzieren, wenn sie unter ökologischen Gesichtspunkten den Energie- und Materialverbrauch verringern. Nachhaltiges Wirtschaften beinhaltet auch den Umgang mit Mitarbeitern, was sich wiederum positiv auf die Motivation und die Produktivität auswirkt. Außerdem besteht für Unternehmen, die verantwortungsbewusst mit Umwelt, Kunden und Lieferanten umgehen, eine wesentlich geringere Gefahr, in Schadenersatzklagen involviert zu werden.
ECOreporter.de: Aufgrund der strengen Auswahl der Wertpapiere haben nachhaltige Fonds nur ein begrenztes Anlageuniversum. Sind diese Fonds riskanter als konventionelle Investments?
Vermeir: Nachhaltigkeitsfonds können die gleiche Anlagesicherheit bieten wie traditionelle Investmentfonds. Wir haben die Produktpalette Dexia Sustainable für Anleger konzipiert, die nicht bereit sind, für ein gutes Gewissen ein höheres Anlagerisiko in Kauf zu nehmen. Unsere Nachhaltigkeitsfonds werden deshalb traditionell gemanagt. Das heißt, dass wir uns bei der Branchen- und Sektorenallokation an Standard-Indizes orientieren. Dabei hat das Fondsmanagement die Möglichkeit, einzelne chancenreiche Titel überzugewichten. Wenn man sich die Produktsparte der Nachhaltigkeitsfonds anschaut, sieht man wie wichtig diese Benchmark-Orientierung ist: Einige Fonds haben seit Beginn des Börsenabschwungs zwischen 2001 und 2002 2 überdurchschnittlich stark verloren. Der Grund: Die Fondsmanager hatten in den jungen Branchensegmenten von Technologie und Telekommunikation besonders viele Unternehmen gefunden, die ihren Ansprüchen an nachhaltiger Unternehmensführung entsprachen. Dementsprechend haben sie diese Branchen übergewichtet. Um ein solches Risiko zu vermeiden, orientieren wir uns an traditionellen Indizes.
ECOreporter.de: Eignen sich ethische Fonds als Basisinvestment?
Vermeir: Es gibt immer mehr Anleger, die den Aktienanteil ihres Anlageportfolios ausschließlich unter ethischen und nachhaltigen Gesichtspunkten zusammenstellen möchten. Dies ist mit Nachhaltigkeitsfonds gut möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fonds über die richtige Branchenstreuung und ein ausreichendes Risikomanagement verfügen. Anleger sollten immer prüfen, ob sie mit den Fonds ihrer Wahl ein höheres Risiko eingehen als mit konventionell gemanagten Fonds.
ECOreporter.de: Sie sind unter anderem für die Anlageentscheidungen des Umbrellafonds Dexia Sustainable zuständig, der seit Juni 2003 auch in Deutschland vertrieben wird. Nach welchen Kriterien wählen Sie nachhaltige Aktien aus?
Vermeir: Bei allen unseren Nachhaltigkeitsfonds arbeiten wir grundsätzlich mit externen Evaluierungs-Unternehmen zusammen. Mit dem Dexia Sustainable bieten wir als Erste in Deutschland Nachhaltigkeitsfonds an, die auf Basis des Investitionsregisters des Beratungshauses Ethibel investieren. In Belgien arbeiten zwei Drittel aller Ethikfonds mit Ethibel zusammen. Die Entscheidung, ob ein Unternehmen als nachhaltig einzustufen ist, treffen also unabhängige Experten. Unsere Aufgabe als Fondsmanager ist es festzustellen, welche der von Ethibel positiv beurteilten Unternehmen unseren Ansprüchen bezüglich Liquidität, wirtschaftlicher Fundamentaldaten und finanzieller Perspektive genügen. Das externe Rating bedeutet auch, dass wir nie in einen Interessenkonflikt geraten können, wenn ein Unternehmen aus Sicht des Fondsmanagements sehr attraktiv ist, aber den Ansprüchen an ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen nicht gerecht wird.
ECOreporter.de: Gibt es Aktien, von denen Sie sich in jüngster Zeit trennen mussten, weil das Unternehmen den Nachhaltigkeits-Ansprüchen nicht mehr genügt hat?
Vermeir: Ethibel arbeitet nach dem Best in Class-Prinzip. Das heißt, dass die Expertenkommission aus allen Branchen, die für das Nachhaltigkeits- Screening grundsätzlich in Frage kommen, jeweils die Unternehmen auswählt, die sich in Sachen Nachhaltigkeit besonders hervortun. Im April fiel beispielsweise die deutsche Linde AG aus dem Investitionsregister. Nicht etwa aufgrund von Verstößen gegen die Prinzipien der Nachhaltigkeit. Linde hat sich einfach im Vergleich zu anderen Unternehmen desselben Sektors in den letzten drei Jahren nicht dementsprechend weiterentwickelt. Für uns bedeutet dies, dass wir uns von einer Aktie trennen müssen, weil sie unserem Anlagekonzept nicht mehr entspricht. Ersetzt wird eine solche Position jedoch durch eine aussichtsreiche Aktie aus demselben Sektor. So können wir der Branchenallokation unserer Benchmark und dem Risikoprofil der Fonds treu bleiben.
ECOreporter.de: Gibt es Unternehmen, an denen Sie sich neu beteiligt haben, weil sie in das Ethibel-Register aufgenommen wurden?
Vermeir: Ebenfalls im April 2003 hat die Ethibel-Kommision entschieden, mit Heineken und Interbrew zwei Brauereiunternehmen in ihr Register aufzunehmen. Wir haben uns daraufhin beide Aktien genau angeschaut und uns aufgrund der Fundamentaldaten und der Unternehmensperspektive entschieden, Heineken in das Portfolio aufzunehmen und überzugewichten. Interbrew hingegen erscheint uns aktuell nicht so aussichtsreich und gehört darum nicht zu unseren Positionen.
ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltiges Investment in Europa entwickeln?
Vermeir: Ethisch gemanagte Fonds sind kein Nischenprodukt für eine ökologisch und sozial engagierte Minderheit mehr. In dem Maße wie das Interesse an der Aktie in der breiten Bevölkerung zunimmt, wollen auch immer mehr Anleger wissen, wie die Unternehmen mit dem investierten Kapital eigentlich umgehen. Voraussetzung für die Akzeptanz nachhaltiger Fonds ist allerdings, dass sie ein vergleichbares Rendite-Risikoprofil bieten wie konventionelle Produkte. Das ist gerade deswegen wichtig, weil auch immer mehr institutionelle Anleger nachhaltige Geldanlagen nachfragen. In mehreren europäischen Ländern, beispielsweise Deutschland, der Schweiz, Großbritannien oder in den Niederlanden müssen Anbieter von betrieblichen Pensionsfonds beziehungsweise von staatlich zertifizierten privaten Altersvorsorgeverträgen bereits darlegen, inwieweit sie in ihren Anlageentscheidungen ethische, soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen. Dies ist ein weiteres Zeichen dafür, dass der nachhaltigen Geldanlage ein nachhaltiger Nachfrageboom bevorsteht.
ECOreporter.de: Herr Vermeir, wir danken Ihnen für das Gespräch!