Nachhaltige Aktien, Meldungen

3.9.2003: ECOreporter.de-Interview mit Eric Nussbaumer, Verwaltungsrat der ADEV Solarstrom AG: "Für die Rendite zielen wir auf drei bis sechs Prozent. Dafür sind die Risiken der Kapitalanlage auch nicht sehr hoch."

Die Schweizer ADEV Solarstrom AG will ihr Kapital um 1,3 Millionen Schweizer Franken (CHF) erhöhen. Das nicht börsennotierte Unternehmen, dass der ADEV-Gruppe (Arbeitsgemeinschaft für Dezentrale Energieversorgung ) mit Sitz in Liestal angehört, finanziert und bereibt Solarstromanlagen. Altaktionären werden die neuen Namenaktien mit einem Nennwert von 500 CHF zum Ausgabepreis von 570 CHF angeboten. Neue Aktionäre zahlen 630 CHF je Aktie. Die Zeichnungsfrist läuft bis zum 31. Oktober 2003. ECOreporter.de sprach mit Eric Nussbaumer, Verwaltungsrat der ADEV Solarstrom AG, über die Kapitalerhöhung und das Konzept seines Unternehmens.


ECOreporter.de: Herr Nussbaumer, Ihr Unternehmen finanziert und betreibt Solarkraftwerke. Wie wird die Erzeugung von Solarstrom in der Schweiz gefördert?
Eric Nussbaumer: Eine nationale Förderung gibt es nicht mehr, sieht man von punktuellen staatlichen Unterstützungen von Forschungs- und Demonstrationsanlagen ab. Einzelne Energieversorgungsunternehmen kaufen für so genannte Solarstrombörsen den Solarstrom kostendeckend ein. Eine gesetzliche Verpflichtung zur kostendeckenden Übernahme besteht aber national nicht.

ECOreporter.de: Auf Ihrer Internethomepage (www.adev.ch) heißt es, Sie seien begeistert von der "Solarstrombörse Basel". Was ist das Besondere an diesem neuartigen Vermarktungsinstrument?
Nussbaumer:In der Schweiz existiert nur in der Stadt Basel ein Gesetz für die kostendeckende Vergütung von Solarstrom. Die Stadtwerke sind verpflichtet den Solarstrom kostendeckend zu übernehmen. Die Vermarktung ist aber frei, es darf auch ein grünes Stromprodukt aufgelegt werden.

ECOreporter.de: Laut Ihrer jüngsten Pressemeldung verkaufen Sie Ihren Solarstrom an Elektrizitäts-Versorgungsunternehmen, aber auch an Dritte. Wer kommt als Dritter in Frage, was muss man sich darunter vorstellen?
Nussbaumer:Wir haben auch Solarstrom-Contracting-Lösungen für Kommunen durchgeführt bzw. unter Vertrag. Wir erstellen auf dem Gemeindehaus die Solarstromanlage und verkaufen den produzierten Solarstrom direkt der Gemeinde oder anderen Privaten. Das Modell kann auch bei Firmensitzen angewendet werden.

ECOreporter.de: Bauen Sie ausschließlich gebäudeintegrierte Solarkraftwerke oder planen Sie auch Freiflächenanlagen?
Nussbaumer:Wir bauen nur gebäudeintegrierte Anlagen.

ECOreporter.de: Neue Aktionäre zahlen für die jungen ADEV-Aktien ein Aufgeld von 130 Schweizer Franken (CHF). Das entspricht einem Aufschlag von 26 Prozent auf den Nennwert. Was ist die Grundlage für diesen Preis? Welche Rendite dürfen Zeichner Ihrer Kapitalerhöhung auf das eingesetzte Kapital erwarten?
Nussbaumer:Mit dem Aufschlag finanzieren wir ausschließlich die Emissionskosten für die Finanzmittelbeschaffung. Im Wesentlichen sind es die Kosten für die Werbemaßnahmen und die eidgenössische Stempelsteuer. Wird der Aufpreis nicht vollständig für dies verwendet, dann werden die verbleibenden Mittel den Kapitalreserven zugewiesen. Aus früheren Kapitalerhöhungen haben wir eine Reserve von 0,26 Mio. Franken gebildet.

ECOreporter.de: Ihr Unternehmen ist Teil der ADEV-Gruppe. Bedeutet das, dass beispielsweise die Verwaltung und andere Funktionen unter einem Dach kostengünstig organisiert sind? Wie sieht die Kooperation konkret aus?
Nussbaumer:Das Stammhaus der ADEV-Gruppe ist die ADEV Energiegenossenschaft. Ein Unternehmen, das aus der Anti-Atom-Bewegung heraus entstanden ist und seit 1985 dezentrale, umweltfreundliche Kraftwerke finanziert, erstellt und betreibt. Dieses Stammhaus erbringt alle Geschäftsführungs- und Betriebsführungsaufgaben für die publikumsgeöffneten Tochtergesellschaften ADEV Solarstrom AG, die ADEV Wasserkraftwerk AG und die ADEV Windkraft AG. Beteiligungsmäßig besitzt das Stammhaus in den Tochtergesellschaften einen Stimmenanteil von rund 34 Prozent.

ECOreporter.de: Die Kapitalerhöhung Ihres Unternehmens umfasst laut dem Emissionsprospekt zwei Arten von Aktien: Stammaktien und Stimmrechtsaktien. Was genau ist der Unterschied zwischen den beiden Aktiengattungen?
Nussbaumer:Beides sind Namenaktien. Die Stimmrechtsaktien mit Nennwert 50 Franken stehen ausschließlich der ADEV Energiegenossenschaft zur Zeichnung frei. Die ADEV Energiegenossenschaft bildet eine Sperrminorität. Wichtige unternehmensstrategische Entscheidungen können ohne diesen Aktionär an der Generalversammlung nicht durchgebracht werden. Damit wird die langfristige Ausrichtung des Unternehmens, die Kontinuität und die Managementkompetenz gesichert. Die Stammaktien haben einen Nennwert von 500 Franken und sind zur Zeichnung in der Öffentlichkeit bestimmt.

ECOreporter.de: Ihre Aktie ist nicht frei handelbar. Der Liquidität eines Wertpapier messen aber viele Anleger große Bedeutung zu. Wie ist Ihre Position in dieser Frage?
Nussbaumer:Wir sind heute bei rund 500 Aktionärinnen und Aktionären angelangt. Eine eigentliche Handelsplattform haben wir noch nicht bestimmt, werden dies aber nach diesem weiteren Wachstumsschritt sicher an die Hand nehmen. Ein Wertpapierhandel wird erst entstehen, wenn das Unternehmen eine gewisse Größe erreicht hat.

ECOreporter.de: Herr Nussbaumer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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