Erneuerbare Energie

400 Milliarden Euro Solarprojekt in Afrika – Münchener Rück schreitet voran

Eine Gruppe von zwanzig Konzernen aus verschiedenen Branchen arbeitet an Plänen zur groß angelegten Solarstrom-Erzeugung in Afrika. Geplant sei die Errichtung riesiger Solarkraftwerke in den Wüsten Nordafrikas, mit denen der deutsche Markt versorgt werden soll, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Das Projekt mit dem Namen "Desertec" solle rund 400 Milliarden Euro kosten und in zehn bis fünfzehn Jahren wettbewerbsfähig sein.

An die Spitze der Gruppe stelle sich der Rückversicherer Münchener Rück, so die SZ. "Wir wollen eine Initiative gründen, um in den nächsten zwei bis drei Jahren konkrete Umsetzungspläne auf den Tisch zu legen", sagte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek zur Süddeutschen Zeitung. Am 13. Juli würden sich die Firmen zu einem Konsortium zusammenschließen.

Die Münchener Rückversicherung hatte bereits vor mehreren Jahren in ihren Firmenpublikationen Aufwindkraftwerke dargestellt, mit denen in Afrika Strom erzeugt werden soll. Der deutsche Ingenieur Schlaich hatte diese Kraftwerke dem Konzern präsentiert. Die jetzt in Rede stehenden Projekte sind allerdings wohl solarthermische Kraftwerke. Sie werfen die Sonnenstrahlen per Spiegel auf Rinnen, wo sie gebündelt werden. Im Kern erhitzen sie Spezialöl und wandeln dessen Wärme in Wasserdampf um, der wiederum Turbinen antreibt – so weit eine bekannte Technologie, die seit mehreren Jahrzehnten in kalifornischen Wüsten funktioniert. Das deutsche Unternehmen Solar Millennium ist hierauf spezialisiert; der Aktienkurs zog heute nach Bekannt werden der Pläne direkt kräftig nach oben.

Beteiligen wollen sich laut SZ unter anderem auch Siemens, die Deutsche Bank und RWE sowie Bundesministerien und der Club of Rome. Geplant sei später auch die Einbindung europäischer und nordafrikanischer Partner.

Schon häufiger waren solche Projekte diskutiert worden. Sie erscheinen logisch: In Äquatornähe scheint die Sonne kräftiger, Sonnenenergie ist effizienter. Aber: Etliche afrikanische Staaten sind politisch so wenig stabil, dass Investoren Sorgen um ihr Geld haben dürften. Ein ungelöstes Problem ist die Übermittlung des Stroms. Die Leitungen müssten durch das Mittelmeer gelegt werden, was bei Südspanien und Sizilien allerdings technisch kein Problem ist. Für derartig große Megakraftwerke müssen dann allerdings auch neue Überland-Stromtrassen gebaut werden - alleine hierfür sind jahrelange Genehmigungsverfahren abzusehen. Hierin können letztlich größere Probleme liegen als in der Technik und Finanzierung. Alternative wäre die Umwandlung der Sonnenenergie in Wasserstoff und ein Transport per Gastankschiff.

Das energiepolitische Ziel des Konsortiums ist hoch gesteckt. Etwa 15 Prozent der europäischen Stromversorgung ließen sich beim geplanten Investitionsvolumen über Desertec decken, sagt Jeworrek. Die Konzerne, die auch um Kapital von außen werben wollen, hoffen trotz fehlender Praxis auf gut angelegtes Geld. Das Projekt soll sich langfristig selbst tragen. "Es braucht natürlich am Anfang eine gewisse Investitionssicherheit, zum Beispiel eine Abnahmegarantie zu einem bestimmten Preis", sagte Jeworrek der Süddeutschen Zeitung. Der Strom dürfe aber nicht dauerhaft subventioniert werden. Wettbewerbsfähig werde Desertec "in zehn bis 15 Jahren" sein.
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x