Nachhaltige Aktien, Meldungen

5.8.2003: Gretchenfrage - Wie nachhaltig sind Öl- und Gasunternehmen?

Elf Unternehmen der Öl- und Gasbranche kommen für nachhaltige Investments in Frage. Das meint die Münchener Rating-Agentur oekom research, die 26 Öl- und Gasunternehmen nach sozialen und ökologischen Kriterien bewertet hat. Suncor Energy (CA) und Eni (IT) führen laut oekom die Branche an, da sie ihr Bekenntnis zu nachhaltiger Entwicklung konsequent umsetzen und ihre Erfolge zum Beispiel in Emissionsreduktionen messbar machen. Für ChevronTexaco oder den Branchenriesen ExxonMobil (beide US) scheine Nachhaltigkeit hingegen nur ein Lippenbekenntnis zu sein, so oekom. Als Grund werden u.a. mangelnde Aktivitäten für den Klimaschutz genannt. Die Analysten von oekom research haben einige zentrale Themen identifiziert, die für die Öl- und Gasbranche zukunftsweisend und mit einigen Risiken behaftet sind: Sicherheitsaspekte bei Anlagen und Transporten, Emissionen, Engagements im Bereich erneuerbare Energien sowie Aktivitäten in ökologisch und kulturell sensiblen Gebieten.

"Die gesamte Branche hat bei den Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz und beim Transport von Öl und Gas noch Schwächen," sagt Evelyn Bohle, Analystin bei oekom research. "Es geschehen immer wieder tödliche Arbeitsunfälle, denen 50 oder mehr Angestellte zum Opfer fallen. Keines der 26 analysierten Unternehmen konnte für 2002 null arbeitsbezogene Todesfälle nachweisen." Auch Tankerunglücke, die ganze Meeres- und Küstenstriche für Jahre verschmutzen, seien auf mangelnde Sicherheit zurückzuführen. Hier könnten doppelwandige Schiffe statt der herkömmlichen einhülligen Tanker die Situation deutlich entspannen. Selbst die führenden Unternehmen hätten ihre Flotte noch nicht komplett umgerüstet, so Bohle.
Die Branchenführer Suncor und Eni hätten z.B. durch die Einführung von Kompressions- oder Rückführungssystemen bei der Bohrung nach Rohöl weniger Gas abfackeln müssen, lobt oekom. Darüber hinaus engagierten sie sich in verschiedenen Initiativen für einen verstärkten Klimaschutz.

Auch die Aktivitäten der Branche im Zukunftsmarkt der erneuerbaren Energien kommen laut oekom dem Klimaschutz zugute. Einige Unternehmen investieren bereits in Wind- und Solarenergie oder Brennstoffzellen. Am stärksten involviert seien hier BP und Royal Dutch/Shell. Meist umfasse das Engagement kleinere Geschäftsbereiche oder Forschungsprojekte, so oekom.

Eine Unternehmenspolitik, die soziale und ökologische Ziele fest verankere, vermindere nicht nur Risiken, sondern werde auch an der Börse belohnt, so oekom. Die Agentur zitiert dazu eine Zahl, die ECOreporter.de dieses Jahr erhoben hatte: Das Volumen nachhaltiger Publikumsfonds im deutschsprachigen Raum belief sich Ende 2002 auf 2,1 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es ca. 0,7 Milliarden mehr gewesen.
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