Nachhaltige Aktien, Meldungen

6.8.2003: Rettungsreifen - Kapitalerhöhung soll Alstom retten

Der französische Technologiekonzern Alstom S.A befindet sich Medienberichten zufolge in einer dramatischen Liquiditätskrise. Bis Mitte Juni 2004 werden Großkredite über etwa 2,3 Milliarden Euro fällig. Vor allem aufgrund exessiver Einkäufe des früheren Vorstandsvorsitzenden Pierre Bilger ist das Unternehmen insgesamt mit fünf Milliarden Euro verschuldet. Der neue Alstom-Chef Patrick Kron will mit einem drastischen Restrukturierungsprogramm, massiven Kostensenkungen, dem Abbau von 5000 Arbeitsplätzen, einer Umschuldung und dem Verkauf von Aktivitäten im Umfang von drei Milliarden Euro die Wende schaffen. Die Banken sehen sich jedoch nicht in der Lage, Alstom ohne Hilfe von außen weiterzuhelfen. An den Börsen in New York, London und Paris wurde die Alstom-Aktie zum Wochenbeginn aus dem Handel genommen. Zuletzt war das Wertpapier mit drei Euro notiert, dem Zehntel seines Niveaus zum Zeitpunkt der Börseneinführung vor fünf Jahren.

Wie das Unternehmen heute mitteilte, will Alstom nun ihren Aktionären eine Kapitalerhöhung von 600 Millionen Euro vorschlagen. Die eine Hälfte der Kapitalerhöhung gehe an ein Bankensyndikat. Die andere Hälfte werde der französische Staat übernehmen. Der Stückpreis je Aktie soll bei 1,25 Euro liegen. Zusätzlich will Alstom eine Wandelanleihe in Höhe von einer Milliarde begeben. Einem Bericht der Neuen Züricher Zeitung will die französische Regierung, die sich durch ihr Engagement mit 30 Prozent an dem Konzern beteiligen würde, unbedingt den Zusammenbruch von Alstom verhindern. Zum einen beschäftige das Unternehmen mehrere zehntausend Arbeitnehmer. Außerdem seien viele Zulieferer und Gläubigerbanken bedroht. Allerdings hätten die Absichten der Regierung bereits EU-Wettbewerbskommissar Claudio Monti alarmiert. Laut einem Sprecher von Monti bestünden erhebliche Zweifel, ob sich zurzeit private Kapitalgeber ohne Not oder staatlichen Zuspruch bei dem schwer angeschlagenen französischen Energie- und Transportkonzern finanziell engagieren würden. Doch nur dann erlaube das EU-Wettbewerbsrecht eine Kapitalbeteiligung der öffentlichen Hand. Andernfalls drohe ein Vertragsverletzungsverfahren wegen unstatthafter staatlicher Beihilfe. Lediglich staatliche Umstrukturierungshilfe für Unternehmen, die überschuldet und in einem Liquiditätsengpass sind, seien mit Auflagen nach EU-Recht zulässig.

Die Aktie von Alstom ist in zahlreichen Umwelt- und Nachhaltigkeitsfonds enthalten.

Alstom S.A.: ISIN FR0000120198 / WKN 914815
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