Fonds / ETF

7.3.2007: "Die Korrektur hat ein stark psychologisches Moment." - ECOreporter.de-Interview mit Christian Zimmermann, Pioneer Investments

Die Aktienmärkte präsentierten sich am gestrigen Dienstag deutlich erholt. Dennoch bleibt die Sorge: Waren die heftigen Kurseinbrüche vorübergehender Natur oder stehen wir am Beginn einer längeren Abwärtsentwicklung? Wie ist der plötzlich Kurssturz zu erklären und welche Argumente sprechen für eine Fortsetzung der positiven Entwicklung der vergangenen Monate? ECOreporter.de sprach darüber mit Christian Zimmermann, Wertpapapierexperte bei der Münchener Pioneer Investments und Manager des Fonds Activest Ecotech.


ECOreporter.de: Herr Zimmermann, die vergangenen Tage an den Börsen waren stark von der Verunsicherung der Anleger geprägt. Wie ist Ihre Einschätzung der Lage, waren die Kurseinbrüche vorübergehender Natur, oder stehen wir am Beginn einer längeren Abwärtsentwicklung?
Christian Zimmermann: Es handelt sich um eine technisch bedingte Konsolidierung. Wenn man die Charts anschaut, sieht man, dass die Börsen seit 30 Wochen fast ununterbrochen gestiegen sind. Es gab bisher kaum Rückschläge, auch nicht als die Ölpreise stiegen und als es Zinserhöhungen in den USA gab. Anfang 2007 ging es gleich munter weiter mit den Kurszuwächsen. Als dann in China der Markt einbrach, machte sich Unsicherheit breit. China galt bis dahin als einer der attraktivsten Märkte. Nun befürchtete man, dass der Kursverfalls auf Europa und die USA ausstrahlen könnte.

Schon vor ein paar Wochen gab es Faktoren, die Anlass zum Nachdenken gegebene haben. Darauf haben die Marktteilnehmer aber kaum reagiert. Die Analysten der Banken erhöhten sogar ihre Kursziele für die Leitindices noch einmal. Es fühlten sich offensichtlich alle ganz wohl an Bord des "Börsenschiffes", keiner wollte die schöne Party stören.

Ich glaube nicht, dass es eine richtige Korrektur geben wird. Wir werden eine Konsolidierung von nicht mehr als zehn Prozent sehen, und auch die kann ich mir kaum vorstellen. Vereinzelt gibt es bereits auch schon wieder gute Einstiegschancen. Für den Activest EcoTech habe ich einzelne Titel schon wieder in größeren Positionen gekauft. Für uns als Fondsgesellschaft besonders wichtig: Die Umsätze haben deutlich angezogen, dadurch hatten wir überhaupt erst die Möglichkeit, bestimmte Aktien in ausreichend großer Menge zu kaufen.

Die Korrektur hat zudem ein stark psychologisches Moment. Fundamentale Daten ändern sich nicht so schnell. Wir sollten aber nicht vergessen, dass es in den USA eine Zinserhöhung gegeben hat. Daraus könnte in 2007 durchaus noch eine Belastung entstehen. Für einen ernsthaften Einbruch ist es im Februar und März eigentlich aber noch zu früh, im August und September könnte es schwieriger werden an den Börsen.


ECOreporter.de: Wie schätzen Sie die Aussichten der Solartitel ein, die in den letzten Monaten sehr stark zugelegt hatten?
Zimmermann: Bei Solarwerten gibt es eine Überbewertung. Der Solarmarkt hat allerdings ein enormes Potential. Wenn man die Zahlen der EU bis 2050 zugrunde legt, muss der Markt stark wachsen. Die Bewertungen der Unternehmen sind aber nicht mehr günstig. Ich habe nur noch SolarWorld und Conergy im Fonds. SolarWorld ist der etablierteste Anbieter. Wenn es gut läuft kommt es im Solarmarkt zu einer ähnlichen Konsolidierung wie im Bereich der Windenergie. Wenn große Investoren einsteigen, kann es auch noch höhere Kurse geben. Ich würde momentan allerdings niemandem raten, einzelne Solartitel zu kaufen.


ECOreporter.de: Gibt es Windenergie-Aktie, die Sie derzeit für interessant halten?
Zimmermann: Aus dem Bereich Windenergie habe ich zurzeit die Anlagenbauer REpower Systems, Gamesa SA, Vestas Wind Power A/S und Nordex AG im Fonds. Bei REpower rechnen wir mit einem Übernahmeangebot über 140 Euro, 10 Prozent mehr könnten es schon noch werden.

Letztes Jahr waren die Windaktien zwar günstiger, verglichen mit ihnen sind Solarwerte aber immer noch teurer. Und die Konsolidierung in der Windkraftbranche läuft. Dass ich die Windkrafttitel im Fonds habe, hängt weniger mit der fundamentalen Bewertung der einzelnen Unternehmen zusammen. Ich erwarte einfach, dass es weitere Übernahmen geben wird und halte die Aktien deshalb für aussichtsreich.


ECOreporter.de: Welche Strategie verfolgen Sie, um mit Ihrem Fonds in Zeiten stark schwankender Kurse erfolgreich abzuschneiden?
Zimmermann: Unsere Strategie würde ich als "opportunistisch" charakterisieren. Wir arbeiten mit einem dynamischen Stopp-Loss-System. Ziel ist es, die Performance zu optimieren. Im Mai und Juni 2006 haben wir deshalb viele Werte aus dem Solarbereich verkauft, die Liquidität im Fonds stieg zwischenzeitlich bis auf 20 Prozent. Ende September waren wir dann wieder zu 100 Prozent investiert. Besonders in Abwärtsphasen zeigt sich der Vorteil eines gut diversifizierten Portfolios. Diese Risikostreuung können die meisten privaten Anleger nur über den Kauf von Fondsanteilen erreichen.


ECOreporter.de: Wie stark ist der Activest Ecotech diversifiziert?
Zimmermann: Keine Position im Fonds umfasst mehr als drei Prozent des Fondsvermögens, dadurch schützen wir uns vor Einbrüchen durch einzelne Themen, die gerade nicht gut laufen. Auf der anderen Seite können wir in allen Bereichen, die wir als zukünftig und viel versprechend ansehen, mit dabei sein. Es gibt im Moment einen deutlichen Trend, Umwelt, Ökologie und Nachhaltigkeit ins Portfolio zu nehmen. Wir erwarten, dass das keine kurzfristiger Mode ist, sondern ein gesellschaftlicher Trend wird. Es geht um die Existenz des Planeten. Auch die Entscheidungsträger sind sich dessen inzwischen bewusst.


ECOreporter.de: Sie sind mit Ihrem Fonds schon seit 1990 am Markt. Sind die Märkte seitdem insgesamt hektischer geworden? Neigen sie zu heftigeren Ausschlägen auch nach unten?
Zimmermann: Ja, die Märkte sind seit Auflegung des EcoTech-Fonds nervöser geworden. Anders wären solche drastischen Korrekturen wie in 2006 nicht vorstellbar. Der Small-Cap-Markt (Markt für kleinere Unternehmen, die Red.) zum Beispiel verlor zwischenzeitlich über 30 Prozent. Langfristig bewegt sich die Volatilität (Schwankungsfreudigkeit) der Märkte aber auf relativ niedrigem Niveau. Das zeigen unter anderem die so genannten "Vola-Indizes" an.


ECOreporter.de: Wie groß ist das aktuelle Volumen des Activest Ecotech?
Zimmermann: Zum Stichtag 28. Februar lagen wir bei 349,00 Millionen Euro. Ende 2006 waren wir fast vollständig investiert, das Fondsvermögen belief sich auf 210,90 Millionen Euro. Seit Jahresbeginn ist das Volumen damit um mehr als 50 Prozent gestiegen. An Nettozuflüssen verbuchte der Fonds seit Anfang 2007 über 100 Millionen Euro.

Ab 30. März wird der Fonds übrigens "Pioneer Funds -Global Ecology" heißen. Nur der Name ändert sich.


ECOreporter.de: Herr Zimmermann, wir danken Ihnen für das Gespräch!


Christian Zimmermann ist Fondsmanager des Fonds Activest Ecotech. Der Diplom-Ökonom und Investmentanalyst/DVFA (Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management) ist seit 2001 bei Pioneer Investments für den Bereich Small/Mid-Caps verantwortlich. Zimmermann begann seine berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann. Nach dem anschließenden Studium wechselte er 1996 zu einer großen deutschen Landesbank. Dort war er im Research eingesetzt und schwerpunktmäßig für den Aktienbereich zuständig.

Bild: Christian Zimmermann / Unternehmen
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