7.4.2003: Umweltkontor AG: Die Misere beim Biomassekraftwerk Rothenburg

Die Umweltkontor Renewable Energy AG (WKN 760810) hat Probleme mit ihrem Biomassekraftwerk Rothenburg: Das Unternehmen hat noch keine Verträge über die Lieferungen des Altholzes geschlossen, das als Brennstoff dienen soll. Der Preis für Althölzer steigt aber zur Zeit stark an, da sie in vielen thermischen Biomassekraftwerken verbrannt werden, um Strom zu erzeugen. Aber nur Kraftwerke, die bis zum 31. Mai 2004 über die entsprechenden Genehmigungen verfügen, dürfen auch belastete Hölzer für die Verbrennung einsetzen, was besonders lukrativ ist.

Derzeit wird der Altholzkuchen am Markt aufgeteilt - wer nicht bald seine Lieferanten bindet, könnte leer ausgehen. Doch Umweltkontor braucht Zeit. Der Bau des Kraftwerks habe sich verzögert, da man eine neue Genehmigung für eine gesteigerte Brennstoffmenge beantragt habe, sagt Unternehmenssprecher Andreas Köster. Eine paradoxe Situation: Der Wunsch, mehr zu verbrennen zu dürfen, könnte letztlich dazu führen, dass der Bau spät fertig wird - vielleicht so spät, dass kaum noch Brennstoff auf dem Markt erhältlich sein wird. Das Unternehmen sieht das nicht so: "Durch die beantragte Änderungsgenehmigung und der dadurch erwarteten Änderung des Brennstoffeinsatzes bietet sich ein Abschluss von Lieferverträgen derzeit noch nicht an", erklärte Köster gegenüber ECOreporter.de. Das Projekt Rothenburg ist erst zu 50 Prozent fertiggestellt. Derzeit wird sogar noch mit Banken über Finanzierungsfragen verhandelt wird - verwunderlich angesichts des Investitionsvolumens und der Projektlaufzeit. Umweltkontor-Kritiker hatten in den letzten Wochen mehrfach sogar behauptet, der Kraftwerksbau ruhe. Köster entgegnet, momentan würden Kabeltrassen gelegt.

Das Biomassekraftwerk Rothenburg ist von Anfang an ein Problemkind. Bereits Mai 2001, vor fast zwei Jahren, wurde der Grundstein für das 7,5 Megawatt-Kraftwerk in der Oberlausitz gelegt. Projektpartner: die "Mitteldeutsche Feuerungs- und Umwelttechnik GmbH" (MFU) mit Sitz in Leipzig. Die beiden Partner wollten insgesamt gut 25 Mio. Euro investieren. Im Dezember 2001 hoffte Umweltkontor-Vorstand und Gründer Leo Noethlichs, die Anlage in Betrieb zu nehmen. Doch statt einer feierlichen Einweihung musste Unternehmenssprecher Köster am 13. Dezember die Insolvenz des Partners MFU bekannt geben. Das Kraftwerk könne zunächst nicht fertiggestellt werden, berichtete Köster, Umweltkontor verhandle mit anderen Kooperationspartnern. Was Umweltkontor damals an MFU gezahlt hat, will Köster jetzt nicht genau beziffern; es handele sich um einen zweistelligen Millionenbetrag, heißt es. Diese Summe entspreche dem Wert der eingelagerten Komponenten und Anlagenbauteile. Etliche weitere Fragen von ECOreporter.de nach dem Entwicklungsstand des Großprojektes ließ Umweltkontor offen. Die Umweltkontor AG, die Ende März einen Verlust von über fünf Millionen Euro im Geschäftsjahr 2002 bekannt gab, hofft nun auf die Weiterentwicklung des so genannten OMEGA-Verfahrens. Mit Hilfe dieser Technik will die OxyTec, ein Tochterunternehmen der New Mine, die Umweltkontor 2002 übernahm, die Ausnutzung der Biomasse optimieren. Ziel des Verfahrens ist laut OxyTec, ein Synthesegas zu erzeugen, das in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen energetisch verwertet werden soll. Dabei handele es sich um ein Gemisch aus Kohlenmonoxid (CO) und Wasserstoff (H2), das durch Umsetzung von Kohlenwasserstoffen und Wasser bei hoher Temperatur erzeugt werde.
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