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8.10.2003: Absatz schwach, Liquidität "angespannt" - Ein Bericht von der Hauptversammlung der Stoffkontor Kranz AG

Die Stoffkontor Kranz AG mit Sitz in Lüchow Dannenberg hatte ihre Aktionäre für den 29. August zur Hauptversammlung eingeladen. Der Hersteller von Naturtextilien aus Brennnesseln ("Nettle") kämpft weiterhin mit Absatzproblemen und einer chronischen Unterfinanzierung. ECOreporter.de veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Autoren einen Bericht der Berliner Umweltfinanz AG über das Treffen.

Ausführlicher Bericht von der Hauptversammlung am 29.08.03
Wie schon in den Vorjahren fand die ordentliche Hauptversammlung der Stoffkontor Kranz AG in der Lübelner Marktscheune bei Lüchow statt. Anwesend waren ca. 50 Aktionäre, die knapp über 50 Prozent des Grundkapitals vertraten. Schon vor der Eröffnung der Versammlung gegen 14:30 Uhr durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Pohlmann konnten sich die anwesenden Aktionäre ein Bild von den neuesten Produkten aus der "Nettle World" Kollektion machen. Vorgestellt wurden Stoffe mit einem Brennesselanteil von 10-25 Prozent.

Nach der Begrüßung durch Herrn Pohlmann begann Herr Kranz mit dem Bericht des Vorstands und erläuterte den Jahresabschluss zum 31.12.2002. Trotz des sehr schlechten Marktumfelds (Textilgroßhandel und Textilindustrie hatten Umsatzeinbußen von 7 bis 10 Prozent zu verzeichnen) konnte die Stoffkontor Kranz AG im Jahr 2002 den Umsatz um 21,8 Prozent steigern. Entscheidend für dieses Ergebnis sei der Zugewinn an Neukunden gewesen, insbesondere im Großhandel. Erstmals wurden im Jahr 2002 auch Umsätze aus dem Nesselgeschäft generiert. Trotzdem wurde das geplante Umsatzziel um 90.000 Euro verfehlt. Preisnachlässe bei der Neukundengewinnung schmälerten zusätzlich den Rohgewinn. Einsparungen konnten demgegenüber bei den Personalkosten erzielt werden. Mit einem Jahresfehlbetrag von 457.000 Euro habe sich das Ergebnis zwar gegenüber dem Jahr 2001 verbessert, dennoch fiele der Verlust in 2002 um 97.000 Euro höher aus als geplant.

Im Anschluss ging Herr Kranz auf die Entwicklung im Jahr 2003 ein. Das in der Planung vorgesehene Jahresergebnis für 2003, die "schwarze Null", sei aus heutiger Sicht nicht mehr erreichbar. Besonders der Einzelhandelsumsatz bleibt mit minus 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Stand 28.8.03) deutlich hinter den Erwartungen allerdings sei Besserung in Sicht. Der Vorstand rechne nun mit einem Jahresfehlbetrag im Jahr 2003 von ca. 120.000 Euro, was immer noch eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Jahr 2002 bedeute, aber eben doch eine Planverfehlung darstelle. Den Hauptgrund sehe Herr Kranz in der verbliebenen Ein-Mann-Vertriebsstruktur, mit der ein notwendiger Umsatzschub nicht erreichbar sei. Neue Vertriebsstrategien seien daher kurzfristig erarbeitet und umgesetzt worden. So würde insbesondere der Export mit vielen neuen Kooperationen und einem Vertriebsbüro in Südtirol gestärkt. Weiterhin sei kurzfristig die Umsetzung eines Internet Shops geplant. Die aktuelle Kollektion von "Nettle World" könne so mit sehr guten Deckungsbeiträgen umgesetzt werden. Zudem verspricht sich der Vorstand von den neuen Großkunden in Zukunft ein starkes Umsatzplus.

Auf Rückfrage machten Vorstand und Aufsichtsrat in der nachfolgende Aussprache jedoch unmissverständlich klar, dass ein gutes zweites Halbjahr dringend geboten sei. Die schwachen Absatzzahlen der ersten 7 Monate machten noch einen Umsatz von ca. 300.000 Euro aus dem Nesselgeschäft nötig. Zudem sei die Liquidität nach wie vor sehr angespannt, obwohl die laufende, nicht öffentliche Kapitalerhöhung recht gut angelaufen sei. Etwa die Hälfte der bisher gezeichneten 82.000 Aktien wurden von Vertragslandwirten übernommen, die z.T. auch auf der Versammlung anwesend waren.

Nach dem Bericht des Aussichtsrats kündigte der Vorsitzende, Herr Pohlmann, überraschend seinen Rücktritt aus dem Aufsichtsrat an. Auch ein zweites Mitglied, Herr Dr. Schöttle, werde auf eigenen Wunsch aus dem Gremium ausscheiden. Auf Rückfrage von Aktionären begründeten die beiden Aufsichtsräte ihre Entscheidung mit Abstimmungsproblemen, die sowohl die strategische Ausrichtung des Unternehmens als auch die Ansichten über Pflichten und Aufgaben der Aufsichtsräte beträfen. Zudem sei unter den gegebenen Umständen ein Engagement und Zeitaufwand mit der Aufgabe verbunden, die Herr Pohlmann aus beruflichen Gründen nicht mehr leisten könne. In der folgenden Aussprache traten unterschiedliche Ansichten und Einschätzungen der Zusammenarbeit zwischen Vorstand und den beiden Aufsichtratsmitgliedern zu Tage, die eine weitere Arbeit in der Tat belasten würden. Die unmittelbar nach der Hauptversammlung abgehaltene Aufsichtsratssitzung hat einstimmig die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung zur Wahl der neuen Aufsichtsratsmitglieder beschlossen.

Bei der folgenden Abstimmung über die Verwendung des Bilanzverlustes und die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat wurden alle Tagesordnungspunkte mit mindestens 98-prozentiger Zustimmung angenommen. Die Versammlung wurde gegen 17:30 Uhr geschlossen.

Quelle: www.umweltfinanz.de
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