Fonds / ETF

8.11.2005: "Nur Qualit?t setzt sich durch" - Wie beurteilen Investmentprofis die Entwicklung auf dem deutschen Markt für Nachhaltigkeitsfonds?

Wie haben sich Nachhaltigkeitsfonds in Deutschland in den vergangenen Monaten entwickelt? Was sind die Grundlagen für den Erfolg und woran macht sich die Qualit?t eines Fonds fest? ECOreporter.de sprach dar?ber mit sechs Investmentprofis verschiedener Fondsgesellschaften.

120 Nachhaltigkeitsfonds sind in Deutschland zum Vertrieb zugelassen, nicht für alle war 2005 ein gutes Jahr: F?nf wurden eingestellt, die meisten wegen zu geringen Volumens - zwei bis vier Millionen Euro zu verwalten sind in der Regel für die Anbieter nicht ausreichend. "Das ist aus unserer Sicht eine l?ngst ?berf?llige Marktbereinigung. Es sind die Fonds verschwunden, deren Anbieter kaum Erfahrung mit dieser Investmentstrategie hatten und sich deshalb auch keinen Namen in diesem Bereich gemacht haben", sagt Andreas Kn?rzer, Direktor der Bank Sarasin aus Basel, die als einer der Pioniere dieses Sektors gilt. Dass das Interesse am Thema nachhaltiges Investieren insgesamt steigt, kann Kn?rzer an den eigenen Fonds ablesen: Seine Bank betreute alleine im Nachhaltigkeitsfondsbereich Ende Oktober ein Verm?gen von 420 Millionen Euro - 20 Prozent mehr als zu Jahresanfang.

"Feigenblattanbieter halten sich nicht auf Dauer - nur Qualit?t setzt sich durch", kommentiert Elisabeth H?ller die Einstellung einiger Fonds. Sie hat in ihrer Dr. H?ller Verm?gensverwaltung in Z?rich die nachhaltige Prime-Value-Fondsfamilie schon zu Beginn der 90er Jahre ins Leben gerufen. "Der Markt wird k?nftig wohl noch dynamischer wachsen", sagt sie voraus. Qualitativ seien die Produkten deutlich besser geworden. Und der wachsende Wettbewerb unter den Anbieter f?rdere die Transparenz: "Davon profitiert auch der Investor. Gr?ndlich strukturierte Produkte haben dauerhaften Erfolg. Darauf setzen vor allem auch Gro?anleger", so H?ller.

Ende Oktober konnte einer der bekanntesten ?kofonds den zehnten Geburtstag begehen: Der Aktienfonds ?kovision, der urspr?nglich bei der ?kobank angesiedelt war, mit deren Schieflage dann aber komplett zur ?koRenta in Hilden wechselte. ?koRenta-Vorstand Tjark Goldenstein findet: "Es ist eindeutig leichter geworden, die Anleger von den Vorz?gen der nachhaltigen Investments zu ?berzeugen." Bis Ende der neunziger Jahre, so Goldenstein, h?tten die Anleger Nachhaltigkeitsfonds mehr oder weniger als "Spendenveranstaltung" wahrgenommen. "Wir galten als Exoten, und wir hatten noch nicht die M?glichkeit ?ber unsere langfristige Performance unsere Qualit?ten zu zeigen. Heute braucht man ?ber so etwas nicht mehr zu reden. Es hat sich herumgesprochen, dass die guten Fonds in unserem Segment im Markt mithalten k?nnen. Wir werden heute ganz anders ernst genommen", sagt Goldenstein.
Auch von den Unternehmen, in die Nachhaltigkeitsfonds investieren. In den USA allerdings noch mehr als in Europa: "Wir investieren auch deshalb fast 40 Prozent des Kapitals im englischsprachigen Raum, weil die Unternehmen dort eine aktivere Nachhaltigkeitskommunikation betreiben", sagt Christian Greiner, Manager des Fonds MEAG Nachhaltigkeit aus dem M?nchener R?ck-Konzern. Die US-Unternehmen seien den Umgang mit Ratingagenturen gewohnt und erstellten ganz selbstverst?ndlich Berichte zur Umwelt- und Sozialperformance, so Greiner. "Hinsichtlich der Kommunikation sind sie kontinentaleurop?ischen Unternehmen tendenziell ?berlegen."

Und welche Nachhaltigkeitsfonds eignen sich für welchen Anleger? Clemens Peinbauer, Fondsmanager des "Kepler Sustainability" Fonds der Kepler Fonds Kapitalanlagegesellschaft aus Linz in ?sterreich, r?t zum Aufteilen: "Die H?lfte in Aktienfonds, die H?lfte in Rentenfonds. Und wenn in einem Bereich Gewinne angefallen sind, ruhig umschichten!"

Bei welchen Umweltaktien in den n?chsten zw?lf Monaten Kursgewinne m?glich sind, sieht Christoph Butz, Nachhaltigkeitsexperte bei der Anlagegesellschaft Pictet Asset Management aus Genf so: "Die Windbranche wird derzeit weit unter ihrem Wert gehandelt wird, insbesondere angesichts ihres - im Vergleich zur Solarenergie - doch erheblich gr??eren Potenzials für die k?nftige Energieversorgungsstruktur". Der Schweizer Fondsmanager zerstreut aber alle Illusionen ?ber einen m?glichen zweiten Umweltaktienboom. Kurzfristig werde es beim Wind keine gro?en Spr?nge geben, meint er. "Wenn man realistisch ist, dann werden vorderhand von den hohen Energiepreisen vor allem auch die Anbieter von fossilen Energien und die rohstoffnahen Industrien profitieren, ob nun nachhaltig oder nicht."

Auch aus den wachsenden Klimarisiken, die durch die immensen Sturmsch?den der vergangenen Monaten mehr im Blickpunkt der ?ffentlichkeit stehen, k?nne man nicht zwangsl?ufig ein h?heres Interesse an nachhaltigen Investmentprodukten konstruieren, so Butz. "Unsere nachhaltigen Fonds verzeichnen in der Tat in letzter Zeit wieder st?rkere Zufl?sse. Es ist allerdings schwierig auszumachen, ob das tats?chlich mit der gr??eren Sensibilisierung der Anleger für Umweltthemen zusammenh?ngt oder ob andere Faktoren daf?r verantwortlich sind."

Bild: Sitz des Schweizer Bankhauses Sarasin AG in Basel. Die Bank hat ihr Engagement im Bereich des Nachhaltigen Investments in den letzten Jahren konsequent ausgebaut. / Quelle: Unternehmen
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