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8.4.2008: Aktienfonds-News: Flüssiges Gold? - Wasser-Themenfonds im Überblick

Die Wasserwirtschaft hat viele Baustellen – weltweit: So klärt China lediglich 25 Prozent allen Abwassers. 300 Millionen Chinesen leben mit verschmutztem oder zu wenig Wasser – nur riesige Investitionen können hier Abhilfe schaffen. Selbst die bestehende Wasserinfrastruktur in Europa und Nordamerika wird laut Berechnungen der Weltbank bis 2015 rund 600 Milliarden Euro kosten. Wachstumschancen genug für Unternehmen, die mit Wasser versorgen, Abwasser reinigen, Wasserinfrastruktur bauen oder warten oder Wasserqualitäts messen. Dass das Wasser aus dem Hahn kommt und recht billig ist, das ist eben unter anderem ein Charakteristikum Mittel- und Nordeuropas. Ein Drittel der Menschheit lebt aber in Gebieten der Erde, in denen zumindest zeitweise Wassermangel herrscht. Und der Wasserbedarf steigt. Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen könnte er schon 2020 um 40 Prozent höher liegen als heute.

Auch die Investmentbranche hat das Thema Wasser erkannt. Jamilah El-Shami, Sprecherin der Frankfurter Fortis Investment, erklärt: „Besonders in stark wachsenden Volkswirtschaften wie China und Indien steigt der Druck auf die Wasservorräte. Zu den Technologien, die dazu beitragen können, die Wasserkrise zu bekämpfen, gehören Wasserfiltration, -klärung und -entsalzung sowie eine elementare Wasser- und Abwasserinfrastruktur.“ Der nachhaltige Aktienfonds „Fortis L Fund Equity Environmental Sustainability World“ kauft laut El-Shami unter anderem Aktien von asiatischen Unternehmen, die im Bereich Wasser, alternative Energien und Abfallstoffe tätig sind.

El-Shami nennt vier Anforderungen an die Unternehmen, in die der Fonds investiert: Zum einen sollen sie für positive Umweltauswirkungen sorgen, dann muss das Management eine nachvollziehbare Historie aufweisen, es soll sich zudem um ein erfolgreiches Geschäftsmodell handeln, und letztlich muss die Bewertung attraktiv sein. Solche Unternehmen, so El-Shami, profitierten am meisten von neuen Regulierungmassnahmen und der damit verbundenen Internalisierung externer Kosten.

Auch die belgische Bank KBC Group hat das Thema aufgegriffen. Schon seit acht Jahren ist sie mit ihrem „KBC Eco Fund Water“ am Markt. Der Fonds, der auch ethische und ökologische Kriterien berücksichtigt, setzt auf Themen wie Wasseraufbereitung oder Pumpen- und Filtertechnik. Rainer Ottemann, Leiter Fondsvertrieb und Asset Management der KBC Bank Deutschland AG, sagt: „Wir investieren in Unternehmen, die hohe Umsätze im Bereich Wasserzyklus haben.“ Als wichtigste Wachstumsmärkte des Wassersektors nennt er drei Bereiche: Die Infrastruktur - wie kann Wasser verfügbar gemacht werden? Die Verteilung - wie wird Wasser zum Verbraucher transportiert? Und die Wasseraufbereitung – wie wird Wasser gereinigt und gefiltert?

Volker Weber, Nachhaltigkeitsexperte der Züricher Swisscanto Fondsleitung AG, stellt die wirtschaftlichen Perspektiven für Wasserinvestment heraus: „Aufgrund der zu erwartenden Entwicklung – knappes Angebot, steigende Nachfrage, hoher Investitionsbedarf, fortschreitende Privatisierung – sind die Renditechancen von Unternehmen in diesem Sektor langfristig äußerst attraktiv.“ Seit September 2007 bietet Swisscanto den Wasserfonds „Swisscanto (LU) Equity Fund Water Invest“ an. Er investiert weltweit in Aktien von Unternehmen, die in der Gewinnung, Nutzung, Aufbereitung oder Verteilung von Wasser tätig sind und die Nachhaltigkeitskriterien von Swisscanto erfüllen.

Im Dezember 2007 hat die Baseler Bank Sarasin ihren Fonds „Sarasin Sustainable Water Fund“ aus der Taufe gehoben. Der Fonds investiert laut der Initiatorin weltweit in „Unternehmen, die zu einem nachhaltigen Umgang mit Wasser beitragen“. Keine Floskel: Sarasin schließt in dem Fonds beispielsweise Investments in Hersteller von Mineralwasser aus. Die Energiebilanz von Mineralwasser sei bis zu 1000fach schlechter als die von herkömmlichem Leitungswasser, so Sarasin.

Lange am Markt bei den Wasser-Themenfonds sind der „SAM Sustainable Water Fund“ und der Umwelttechnologiefonds „Pictet Fund – Water“. Ihr beachtliches Volumen: Der SAM Sustainable Water Fund verwaltete Ende Februar 1,42 Milliarden Euro, der Pictet Fund – Water sogar 3,46 Milliarden Euro.

Überhaupt können nicht alle Wasseraktien automatisch als nachhaltig gelten. Beispiel Wasserversorger: Sie versuchen häufig, sich in armen Ländern die Wasserversorgung zu sichern. Daraus folgt nicht etwa eine fließende Belieferung auch der armen Schichten mit dem Lebensmittel Wasser, sondern zuerst in der Regel ein hoher Preis für ein Gut, das bisher knapp war, aber oft kostenlos.

Wasserfonds schwanken trotz aller insgesamt positiven Aussichten im Wert, da auch Wasseraktien einmal in Wellentäler fallen können. Anleger, die eine konstante Entwicklung bevorzugen und ihr Geld einige Jahre festlegen können, weichen normalerweise beispielsweise auf geschlossene Fonds aus. Doch solche sind im Wasserbereich selten. Eines der wenigen Produkte ist der „TIV Trendinvest Umweltfonds Wasser 2“. Der Fonds investiert in clevere Abwassertechnologie. Anbieter ist die Trendinvest Beratungs GmbH aus Freudenberg. Sprecher Christian Göbel erklärt die Geschäftsidee: „Der Fonds kauft die Anlagen. Anschließend vermietet er sie an eine Betreibergesellschaft. Sie stellt die Anlagen bei Kunden auf, die im Gegenzug ihre Abwassergebühren an sie zahlen. Kunden können beispielsweise Kommunen sein, aber auch Industrie- oder Landwirtschaftsbetriebe.“ Wegen des Konzepts könnten die Betriebsrisiken das Investment der Anleger höchstens mittelbar gefährden, so Göbel. Der Betreiber müsse außerdem bei Vertragsabschluss als zusätzliche Sicherheit sechs Monatsmieten Kaution hinterlegen.

Der Fonds läuft achteinhalb Jahre. Mit drei Gewissheiten können seine Anleger rechnen: Abwasser wird immer zu klären sein, es wird eher mehr als weniger werden, und die Gebühren werden steigen.

Bildhinweise:
Wasserkraftwerk in Italien / Quelle: Harpen AG;
Wasser ist ein kostbares Nass, das weiter an Wert gewinnt / Quelle: Raiffeisen Centrobank;
Kläranlage von Severn Trent / Quelle: Unternehmen;
Klärbecken von Severn Trent / Quelle: Unternehmen
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