Der V&C-Fonds plant, zu 30 Prozent in Erneuerbare Energien zu investieren. / Foto: Aream GmbH

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AIF V&C Sachwert-Auslese I – ein nachhaltiges Investment mit Flugzeugen, Häusern und Grünstrom?

Der geschlossene Publikums-AIF V&C Sachwert-Auslese I soll in die Bereiche Immobilien, Erneuerbare Energien, Transport (u.a. Flugzeuge) und Private Equity investieren. Anleger können sich ab 5.000 Euro plus 5 Prozent Agio an dem Fonds beteiligen. Bei einer geplanten Laufzeit von rund 14 Jahren wird eine Gesamtausschüttung von rund 151 Prozent prognostiziert (Basisszenario, inkl. 100 Prozent Kapitalrückfluss).

Es gibt zwei Manager des Fonds: Zum einen Gerhard Krall. Er war lange Geschäftsführer bei GSI Fonds, die insbesondere auf Flugzeug-Triebwerk-Fonds spezialisiert war, aber auch Solar- und Lokomotivenfonds im Programm hatte. Der zweite Manager ist Hermann Klughardt. Er war mehr als zehn Jahre geschäftsführender Gesellschafter des Kölner Emissionshauses Voigt & Collegen (V&C). Außerdem ist er stellvertretender Vorsitzender des Branchenverbands Forum Nachhaltige Geldanlagen aus Berlin. Sein Credo, das der Verband auf seiner Internetseite nennt: „Als verantwortungsbewusste Investoren haben wir die Pflicht, den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen und die Weichen dafür entsprechend zu stellen.“

Wird der Fonds dem Credo gerecht? Nachhaltige Investitionskriterien hat er nicht. Wie sind die vier Bereiche Immobilien, Erneuerbare Energien, Transport und Private Equity unter nachhaltigen Gesichtspunkten zu beurteilen?

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Gemäß den Anlagegrenzen wird die Fondsgesellschaft 60 Prozent (alle folgenden Prozentangaben sind Mindest-Prozentsummen, falls nicht anders angegeben) der Investitionen in Anteile an geschlossenen Alternativen Investmentfonds (AIF) investieren: 30 Prozent in geschlossene Publikums-AIF und 30 Prozent in Spezial-AIF. Für die Anlage der verbleibenden maximal 40 Prozent der gesamten Investitionsmittel sind keine verbindlichen Vorgaben gegeben. Laut Prospekt wird sich die Fondsgesellschaft dabei an den Marktgegebenheiten und -gelegenheiten orientieren.

Für die 60 Prozent, die der Fonds V&C Sachwert-Auslese I in AIF investieren soll, gibt es dagegen konkretere Mindestvorgaben: 30 Prozent Immobilien, 5 Prozent Luftfahrt, 10 Prozent Private Equity und 15 Prozent Erneuerbare Energien. Das bedeutet, dass von den gesamten Investitionsmitteln des Fonds nur 9 Prozent in den Bereich Erneuerbare Energie fließen müssen. Der Fonds ist als Blindpool konzipiert, sodass die konkreten Investitionen zum Zeitpunkt der Prospekterstellung noch nicht feststehen. Das vom Fondsmanagement derzeit geplante Zielportfolio sieht folgende Verteilung der Erstinvestitionen vor: 34 Prozent Immobilien, 30 Prozent Erneuerbare Energien, 25 Prozent Transport und 10 Prozent Private Equity.

Sind die einzelnen Investitionsbereiche nachhaltig?


Der V&C-Fonds soll auch in Flugzeuge investieren. / Foto: Pixabay

Bei Investitionen im Bereich der Erneuerbaren Energien ist eine positive Nachhaltigkeitswirkung zu erwarten, da Erneuerbare-Energien-Anlagen im Betrieb kein CO2 ausstoßen und somit dem Klimaschutz dienen. Laut Pressemeldung wurde als erste Investitionsmöglichkeit des Fonds ein schon vorhandenes Portfolio im Erneuerbare-Energien-Sektor angebunden.

Neu errichtete Immobilien sind in der Regel nachhaltiger als Bestandsimmobilien, da Neubauten höhere gesetzliche Anforderungen insbesondere im Bereich der Energieeffizienz erfüllen müssen. Die Investitionskriterien im Prospekt sehen nicht vor, dass die Immobilienprojekte, in die der Fonds mittelbar investiert, hinsichtlich der Nachhaltigkeit über die gesetzlichen Standards hinausgehen müssen.

Der Bereich Transport umfasst Flugzeuge, Schienen- und Elektrofahrzeuge, Container und Transportinfrastruktur. Ein AIF-Investitionsanteil von mindestens 5 Prozent in Flugzeuge ist dem Fonds vorgeschrieben. Zudem muss der Flugzeug- und Helikopteranteil an den Gesamtinvestitionen innerhalb der AIF-Assetklasse Transport laut Prospekt bei mindestens 60 Prozent liegen. Flugzeuge können nicht als nachhaltiges Investment gelten, auch wenn neue Flieger in der Regel weniger klimaschädlich im Betrieb sind als alte. Falls der Fonds mittelbar auch im Bereich der Elektromobilität investieren sollte, könnten sich dort teilweise positive Nachhaltigkeitswirkungen ergeben.

Im Bereich Private Equity und Unternehmensbeteiligungen kann der Fonds laut Prospekt in Unternehmen aus zahlreichen und sehr unterschiedlichen Branchen investieren, die den Großteil des Branchenspektrums einer modernen Volkswirtschaft abdecken. Daher ist hier eine konkretere Beurteilung nicht möglich. In der Regel ist zu erwarten, dass aufgrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung junge Unternehmen nachhaltige Aspekte schon bei der Gründung stärker verinnerlicht haben als beispielsweise Unternehmen aus den 1960er Jahren. Es gibt im Prospekt aber keine Ausschlusskriterien, sodass beispielsweise auch Investitionen in Unternehmen der Ölindustrie möglich wären. Auch ist nicht vorgesehen, dass nur in die nachhaltigsten Unternehmen einer Branche investiert wird (Best-in-Class-Prinzip). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Fonds auch im Bereich Private Equity in AIF investiert, bei denen er Ausschlusskriterien und/oder das Best-in-Class-Prinzip in der Regel (als Minderheitsgesellschafter) nicht bestimmen kann.

Der Publikums-AIF V&C Sachwert-Auslese I ist als Blindpool konzipiert. Das Konzept sieht vor, dass er hauptsächlich in andere Publikums- und Spezial-AIF investiert. Diese sind oftmals selbst auch als Blindpool konzipiert, ohne speziell auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Investitionskriterien. Zudem wird der Fonds V&C Sachwert-Auslese I voraussichtlich in der Regel Minderheitsbeteiligungen an den Ziel-AIF eingehen, sodass der Fonds die Auswahl der Zielinvestments und deren Nachhaltigkeit nicht (gesellschaftsrechtlich) beeinflussen kann. Es sind derzeit weniger neue AIF-Emissionen am Markt verfügbar als in früheren Jahren.

Fazit

Der Fonds V&C Sachwert-Auslese I hat keine nachhaltigen Investitionskriterien. Schaut man sich das Konzept des Fonds an und berücksichtigt wirtschaftliche Gesichtspunkte, wird deutlich: Auf diese Weise wird die Auswahl an Investitionsmöglichkeiten weniger eingeschränkt. Das bedeutet aber für nachhaltig orientierte Anleger auch: Sie können derzeit nicht sicher sein, dass die Investitionen des Fonds größtenteils ihre Ansprüche an Nachhaltigkeit erfüllen werden. Für nachhaltig orientierte Anleger ist das Fondsangebot insofern nicht geeignet. Es ist möglich, dass die Nachhaltigkeit des Fondsangebotes anders beurteilt werden kann, sobald – neben dem geplanten 30-Prozent-Anteil Erneuerbare Energie – ein Großteil der Investitionen in die anderen Bereiche (Häuser, Transport, Private Equity) feststeht.

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