Aktientipps

Aktienchance? Die Mutter aller großen Klimabörsen ist eine AG



Climate Exchange heißt übersetzt „Klimabörse“ (Exchange = Börse). Die Aktiengesellschaft, eine Holding, betreibt Börsen, wie die Deutsche Börse oder Wall Street eben auch Börsen sind – nur werden an den Börsen der Climate Exchange ausschließlich Emissionsrechte gehandelt. Die weltgrößte Klimabörse und gleichzeitig wichtigster Unternehmensteil der Climate Exchange plc ist die European Climate Exchange (ECX), die europäische Klimabörse in Amsterdam. Kleinere Töchter sind zwei Chicagoer Klimabörsen. Immer, wenn hier ein Emissionsrecht den Inhaber wechselt, verdient die Muttergesellschaft mit.

Gründervater der Klimabörsen und Chairman der Climate Exchange plc. ist der Amerikaner Richard Sandor. Er hat seit den 1970er Jahren die Finanzwelt mit der Erfindung von Futures – Terminkontrakten -  geprägt. Mit dem börsengestützten Emissionshandel will Sandor die Mechanismen, die für den Rohstoffhandel gelten, auf den Klimaschutz übertragen. 2003 gründete er die Chicago Climate Exchange, die weltweit erste Klimabörse. Dort handeln Unternehmen wie DuPont und Motorola, aber auch Kommunen und US-Universitäten freiwillig mit Verschmutzungsrechten. Seit 2008 gibt es die Chicago Climate Futures Exchange. Hier sind Termingeschäfte mit Emissionsrechten möglich. Vereinfacht gesagt, funktioniert der Handel hier so: Finanziert eine Bank beispielsweise ein umweltschonendes Erneuerbare-Energie-Kraftwerk in Indonesien, das ab 2012 Emissionsrechte erhalten wird, kann die Bank das Recht zur Nutzung dieser Emissionszertifikate schon jetzt in Chicago verkaufen – und dadurch letztlich die Zinsen für das umweltschonende Kraftwerk senken.

Sandor und seine Mitstreiter gründeten 2005 in Amsterdam die ECX, die europäische Klimabörse. Sie hat einen Weltmarktanteil von über 80 Prozent. Zum Vergleich: Die größte deutsche Energiebörse, die Leipziger EEX, kommt auf vier Prozent, die Klimabörse Nordpool in Oslo auf 12 Prozent. Zwar werden Emissionsrechte in der EU, dem weltweit mit Abstand größten Markt für Emissionsrechte, bisher in der Mehrzahl noch jenseits von Börsen gehandelt. Größtenteils handeln die Unternehmen direkt, was dann „OTC“  heißt, „over the counter“, quasi direkt über die Ladentheke. Doch der Börsenhandel gewinnt schnell Marktanteile; 2005 lag er bei 20 Prozent, jetzt sind es über 30 Prozent – und davon profitiert vor allem die Climate Exchange plc. Zugleich nimmt das Handelsvolumen insgesamt zu. Die ECX hat die Handelsumsätze 2008 um 170 Prozent gesteigert. Zu ihren Mitgliedern gehören Energiekonzerne wie E.on und EDF, aber auch Finanzakteure wie die HSBC und die Deutsche Bank. Sie zahlen Mitgliedsgebühren. Nicht-Mitglieder müssen höhere Handelsgebühren entrichten.

Dem Führungsgremium der CLE gehören neben Sandor weitere Größen der internationalen Finanzszene an, etwa Brian Williamson aus dem Direktorium der Großbank HSBC. Zu den größten Anteilseignern zählen neben Sandor und weiteren Führungskräften Investoren wie Invesco, JP Morgan und Fortis.
Die Aktie der Climate Exchange plc wird seit 2005 am Londoner AIM (Alternative Investment Market) gehandelt – einer Börse mit relativ wenig Regularien. Auch an deutschen Börsen, sogar an der Xetra, können Anleger die Aktie kaufen, das Handelsvolumen ist hier allerdings recht gering.

Die Aktie hat seit dem Börsendebüt 2005 deutlich an Wert gewonnen. Bis zum Börsencrash nach der Lehman-Pleite im September 2008 verzehnfachte sich der Kurs der CLE-Aktie auf rund 2.000 britische Pfund (2.324 Euro). Es folgte im September 2008 ein massiver Absturz auf 750 Pfund (871 Euro). Von Oktober 2008 bis zum Juli 2009 pendelte der Anteilsschein an der AIM um 800 Pfund (940 Euro). Damit hat sich der Kurs seit dem Börsendebüt etwa vervierfacht.

Laut ihrem Chef Neil Eckert steigerte die europäische Klimabörse ECX 2008 ihren operativen Gewinn von 0,2 auf 5,2 Millionen Pfund (6 Millionen Euro). Insbesondere dadurch verringerte sich der Verlust der Muttergesellschaft von 8,8 Millionen Pfund in 2007 auf 2,8 Millionen Pfund (3,2 Millionen Euro) in 2008. Das Ergebnis litt vor allem darunter, dass die Gruppe sich an anderen Klimabörsen beteiligte, etwa in Indien, China und Australien. Hinzu kamen Aufwendungen für den Ausbau der Handelsaktivitäten, weshalb die Gesellschaft rote Zahlen schrieb. Die Erlöse der Holding kletterten aber kräftig: 2006 lagen sie bei einer Million Pfund, 2007 bei 13,8 und 2008 bei 22,8 Millionen Pfund (26,7 Millionen Euro).

2009 könnte wegen der Wirtschaftskrise für die Climate Exchange plc ein Jahr der Stagnation werden. Für das kommende Jahrzehnt sind die Wachstumschancen jedoch hervorragend: Weitere Unternehmen werden ihre Verschmutzungsrechte kaufen oder verkaufen, der weltweite Handel mit Treibhausgas-Zertifikaten wird zunehmen, und neben Kohlendioxid dürften bald andere Klimagase wie Methan für den Handel in Frage kommen.

Die Aktie der Climate Exchange plc eignet sich für risikofreudige Anleger mit langer Perspektive. Die Aktie notiert in britischen Pfund. Der Anleger geht mit dem Kauf der Aktie auch ein Währungsrisiko ein. Es ist ein Klimaschutz-Investment: Die Climate Exchange plc. leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, dass sich mit dem Emissionshandel ein funktionierendes Klimaschutzinstrument entwickelt. Das könnte dabei helfen, viele Milliarden Euro in die Bekämpfung der Erderwärmung fließen zu lassen.

Climate Exchange plc
ISIN: GB0033551168
Umsatz 2008: 22,8 Millionen Pfund (26,70 Millionen Euro)
Verlust 2008: 2,8 Millionen Pfund (3,3 Millionen Euro)
Marktkapitalisierung: 391 Millionen Pfund (458 Millionen Euro)
Aktienkurs London: 952,0 Pfund, Aktienkurs Frankfurt:  10,9 Euro

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