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„Alle Produkte von Monsanto müssen sich strengen Zulassungstest von unterwerfen“ – ECOreporter.de-Interview mit Nektarios Kessidis, DWS Investment

Der Umwelttechnologiefonds der Deutsche-Bank-Tochter DWS Investment, DWS Zukunftsressourcen, enthält als eine seiner größten Positionen Aktien des US-Konzerns Monsanto. Für seine umfangreichen Aktivitäten im Bereich der Gentechnik wird das Unternehmen von Umweltschützern heftig kritisiert. ECOreporter.de sprach darüber mit Nektarios Kessidis aus dem Management des DWS Zukunftsressourcen.

ECOreporter.de: Herr Kessides, Ihr Fonds DWS Zukunftsressourcen ist als Umwelttechnologiefonds interessant für ökologisch ausgerichtete Anleger. Der Fonds ist in letzter Zeit auch recht gut gelaufen. Aus unserer Leserschaft wurde nun bemängelt, dass der Fonds in den US-Konzern Monsanto Company investiert. Der Wert zählt mit drei Prozent Anteil am Fondsvermögen sogar zu den zehn größten Positionen des Fonds. Für viele Menschen, die sich über Umweltschutz und Ökologie Gedanken machen, ist das Unternehmen ein rotes Tuch. Weshalb hat der DWS Zukunftsressourcen die Aktie gekauft?
Nektarios Kessidis: Der DWS Zukunftsressourcen ist ein global ausgerichteter Aktienfonds, der in die  Anlageschwerpunkte Wasser, erneuerbare Energien und Agrochemie investiert. Wenn es sich bei diesem Fonds auch nicht um einen klassischen Sustainability-Fonds handelt, so sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz doch wichtige Kriterien des Aktienauswahlprozesses.


Die Weltbevölkerung steht vor einzigartigen Herausforderungen, auf die Antworten gefunden werden müssen. Ernten werden zunehmend von Dürren oder heftigen klimatischen Schwankungen beeinträchtigt. Die wachsende Weltbevölkerung insbesondere in China und in anderen Schwellenländern sorgt für eine steigende Nachfrage nach Lebensmitteln, was das Ernährungsproblem noch verschärft.


Als Agrarunternehmen ist Monsanto weltweit Marktführer. Mit seinen Produkten ermöglicht es Landwirten, höhere Erträge auf ihren begrenzten Anbauflächen zu erzielen. Dies trägt zur Lösung des Problems bei.


ECOreporter.de: Wie bewerten Sie denn das Risiko, dass Monsanto mit seinen Gentech-Aktivitäten eingeht? Kritiker halten es letztlich für nicht kalkulierbar, weil niemand genau weiß, was passiert wenn gentechnisch modifizierte Organismen (GVO) sich in der Natur ausbreiten. Die Wechselwirkungen seien nicht ausreichend erforscht, heißt es. Wie weit gehen Sie an dieser Stelle in der Recherche?
Kessidis: Ohne innovatives, ertragssteigerndes Saatgut wäre die in diesem Jahr sehr ausgeprägte Lebensmittelknappheit noch schärfer ausgefallen. Hinsichtlich der Sicherheit dieser Produkte: Sie wurde weltweit von mehr als zwanzig Zulassungsbehörden attestiert.


ECOreporter.de: Noch einmal zurück zu der Frage: Wie bewerten Sie das Risiko, dass ein Unternehmen wie Monsanto in erheblichem Umfang regresspflichtig wird? Was ist, wenn nachgewiesen wird, dass sich GVO in der Natur weiter verbreiten und daraus Schäden resultieren? Und wie bewerten Sie das Verhalten des Unternehmens am Markt? In zahlreichen Presseberichten wird Monsanto wegen seiner teilweise sehr aggressiven Strategie angegriffen.
Kessidis:  Alle Produkte von Monsanto müssen sich den strengen Zulassungstest von USDA, FDA und EPA unterwerfen. Der Zulassungsprozess reduziert das Risiko, aber komplett ausschließbar ist es nicht. Ein Regressrisiko ist in ähnlicher Weise vorhanden wie für die Produkte der Pharmaindustrie.

Die Verantwortlichen in den USA bewerten die Vorteile dieser Produkte höher als die Risiken. Es gibt zwei Hauptrisiken, die aus dem Produkt selbst und die der Ausbreitung.  Die Anwender (Landwirt) sind beispielsweise auch in Pflicht, mit nötigen Vorsichtsmaßnahmen eine Ausbreitung zu vermeiden. Eventuelle Regressansprüche dürften deshalb wie aus anderen Industrien bekannt einen langwierigen Rechtsstreit auslösen. Die Frage der Schuld, der eindeutigen Ursache und Wirkung, ist schwierig zu beweisen.

Monsantos starke Marktstellung gründet auf einen Vorsprung in der Produktentwicklung. Insbesondere in den USA ist es normal, dass Unternehmen eine starke Marktstellung vehement angreifen bzw. verteidigen. Europäer nehmen diese Aggressivität häufig negativ wahr.

ECOreporter.de: Könnte man so zusammenfassen: Ihre Argumente für Monsanto sind wirtschaftlicher Erfolg und zukunftsweisende Produkte?
Kessidis: Alle Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, müssen die wesentlichen gesellschaftlichen Anforderungen ernst nehmen - und dazu zählt maßgeblich der Umweltschutz. Das Management von Monsanto hat uns versichert, dass sie diese mit in ihre Entscheidungen einbeziehen. Die Erreichung dieses Ziels unterliegt unsererseits einem kontinuierlichen Beobachtungsprozess mit entsprechenden Anpassungen unseres Engagements, falls Ziele nicht erreicht werden können. Angesichts der angesprochenen Trends und des weltweiten steigenden Bedarfs an Nahrungsmitteln, stellt sich jedoch auch die Frage, ob es ethisch vertretbar ist auf die Ertragssteigerungen der Agrar-Industrie zu verzichten.


ECOreporter.de: Mit der Auswahl des Unternehmens sagen Sie aber implizit: Wir sehen diese Umwelttechnologie als zukunftsweisend an. Sie treffen nicht nur eine finanzwirtschaftliche Einschätzung. Woher kommt die Expertise? Wer trifft die letzte Entscheidung darüber, welche Unternehmen als zukunftsweisend eingestuft werden?
Kessidis: Weltweit arbeiten mehr als 100 Fondsmanager für die DWS. Neben rein finanzwirtschaftlich ausgebildeten Spezialisten beschäftigen wir auch Physiker, Pharmakologen und andere Experten. Zudem verfügen wir noch über Umwelt- und Agrartechnologiefachleute in den USA. Die Entscheidung, welche Titel in das Portfolio aufgenommen werden, trifft der verantwortliche Fondsmanager.

Genetisch verändertes Saatgut bei Mais nimmt mit zirka 80 Prozent der Anbauflächen eine dominante Position in den USA ein. Die USA produzieren zirka 40 Prozent des weltweiten Mais-Volumens und sind damit Marktführer. Die so erzielte Ertragssteigerung ist auch die Grundlage für die Weiterentwicklung von neuen Technologien wie Biokraft- bzw. Biokunststoffe. Ob sich diese Umwelttechnologie als zukunftsweisend für Europa erweist, wird sich herausstellen. In anderen Teilen der Welt ist sie bereits gelebte Realität.


ECOreporter.de: Herr Kessidis, wir danken Ihnen für das Gespräch!



Fazit der Redaktion: Wir führen den Fonds DWS Zukunftsressourcen ab sofort nicht mehr in den monatlichen Auswertungen unserer Datenbank ECOfondsreporter.
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