Fonds / ETF

Alles im Fluss: Wasseraktien-Fonds

Menschen brauchen Wasser. Eine größere Weltbevölkerung braucht immer mehr Wasser. Stetig steigende Gewinne also bei Unternehmen, die sich mit der Aufbereitung, Verteilung, Abrechnung und Entsorgung von Wasser beschäftigen, könnte man vermuten. Aber ist es auch ein gutes Investment für die Anleger von Wasserfonds, die das „Blaue Gold“ als Investment-Idee preisen?

Das echte Gold hat das blaue zumindest in den vergangenen zwölf Monaten bei der Wertentwicklung überdeutlich abgehängt. Gelbes Gold ist eine gefragte Krisenwährung mit einer bemerkenswerten Kursrallye; Wasseraktienfonds hingegen gingen mit der Finanz- und Wirtschaftskrise den Bach hinunter: Zwischen 30 und 50 Prozent verloren diese Themenfonds seit März 2008 an Wert.

Dabei hat sich an den fundamentalen Daten für die Wasserbranche nicht viel verändert. Die Weltbevölkerung wächst weiter und damit auch die Landwirtschaft, die rund 70 Prozent des weltweiten Süßwasserbedarfs schluckt. Mit unerwünschten Nebenwirkungen: Jüngsten Klimamodellen zufolge könnte beispielsweise die Region La Mancha im Süden Spaniens schon innerhalb zweier Jahrzehnte versteppen, und selbst im zumindest gefühlt so regenreichen Deutschland stellen sich Winzer und Bauern darauf ein, dass sie ihre Produktionsflächen in einigen Jahren bewässern müssen.


Reparaturstau im Wassernetz

Auf der anderen Seite, nämlich der des Abwassers, haben Großbritannien und die USA einen regelrechten Reparaturstau im Kanalnetz abzuarbeiten. Die American Society of Civil Engineers, der Berufsverband der Bauingenieure, gab jüngst bei seiner Generalprüfung keinem Infrastruktur- Sektor so schlechte Noten wie der Wasserversorgung in den USA.

Viel zu tun also für eine ganze Branche. Auf gigantische 420 Milliarden Dollar jährlich schätzt die Zürcher Kantonalbank den Weltmarkt für Wassertechnologien und -dienstleistungen, Tendenz kräftig wachsend. Aber ist Wasser deshalb auch ein renditeträchtiges Anlagethema? Und wie ist es um die Nachhaltigkeit der Unternehmen bestellt?

„Investments in diesem Bereich müssen langfristig betrachtet werden“, warnt Bernhard Engl, Vertriebsleiter des Schweizer Nachhaltigkeits- Spezialisten Swisscanto, vor schnellen Gewinnerwartungen. Mit Blick auf die mit den Gletschern schwindenden Süßwasservorräte der Welt und die zunehmende Bevölkerung gebe es für ihn aber keinen Zweifel am Wachstums- und Renditepotenzial der Branche.


Wassergehalt mindestens 50 Prozent

Mit einem Volumen von gut 38 Mio. Euro (Stand: 31.3.09) kann der Swisscanto Equity Fund Water (WKN: A0MSPY) seine Aktienpositionen flexibel ändern, ohne durch Käufe oder Verkäufe die Kurse in den oft engen Märkten wesentlich zu beeinflussen. „Wir halten vor allem Aktiengesellschaften für interessant, die innovativ auf dem Feld der Wasseraufbereitung tätig sind, etwa im Bereich der Nanofilter. Primär suchen wir Unternehmen aus den Emerging Markets“, erläutert Engl.

Gar nicht so einfach ist es, hier börsennotierte Unternehmen zu finden. Obwohl das Fondsmanagement weltweit investieren darf. Deshalb finden sich im Swisscanto Equity Fund Water auch große Versorger wie die britische Severn Trent oder der Schweizer Badausrüster Geberit. „Grundsätzlich kommen für den Fonds alle Gesellschaften in Frage, die mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes im Geschäftsfeld Wasser erzielen,“ so Bernhard Engl. Der Swisscanto-Wasserfonds und der Sustainable Water Fund (WKN: A0M90M) des Bankhauses Sarasin haben im Sog der Wirtschaftskrise innerhalb von zwölf Monaten 36 und 33 Prozent an Wert verloren.

Der FFS Four Elements Water (WKN A0MQLL) kam in diesem Zeitraum auf ein Plus von 2,57 Prozent; Platz 1 in seiner Vergleichsgruppe. Das Leichtgewicht unter den Wasseraktienfonds (3,9 Mio. Euro Volumen per 2.4.2009) hat einen stark fokussierten Investmentansatz. „Wasserversorger und reine Anwender von Wassertechnologien schließen wir aus. Statt dessen suchen wir unsere Investments nach einer Positivliste aus“, erklärt Dr. Thilo Goodall von der LB Swiss, die das Fondsmanagement im April 2008 übernommen hat.


Schwergewichtiger Wasser-Fonds

Mit seiner Strategie brachte es der Four Elements Water 2008 auf ein Minus von „nur“ 18 Prozent. „Wir sichern unsere Positionen ab, indem wir Futures auf verschiedene Indizes verkaufen“, erläutert Goodall. In einer ganz anderen Gewichtsklasse bewegen sich die Wasseraktien-Fonds PF Water-P (WKN: 933349) von Pictet und der SAM Sustainable Water Fund (WKN: 763763). In besten Zeiten über 4 Milliarden Euro schwer, musste der Pictet- Fonds 2007 zeitweise sogar den Vertrieb beschränken, um nicht zu unbeweglich zu werden. Seit einem Kursrutsch verwalten die Fondsmanager Hans Peter Portner, Philippe Rohner und Louis- Mathieu Perrin noch gut 1,83 Milliarden Euro (Stand: 31.3.09). Das Team investiert weltweit in Aktien von Gesellschaften, die im Bereich Wasser und in der Luftreinhaltung tätig sind. Ende März lag die Zwölf-Monats-Performance bei minus 28,9 Prozent.

Für den Wasserfonds „KBC Eco Fund Water“ (ISIN: BE0175479063) wählt der Fondsmanager aus einem nachhaltigen Investmentuniversum die in Frage kommenden Aktien aus. Zudem kann ein Umweltberatungsgremium aus unabhängigen Experten gegen einzelne Titel ein Veto einlegen. Aufgrund unzureichender Nachhaltigkeit sei zum Beispiel kein Unternehmen aus China im Portfolio des Fonds enthalten, erläutert KBC-Sprecherin Sandra Ottemann. Zu den Ausschlusskriterien gehören etwa Verletzungen der Menschenrechte. Der Fonds ist bereits seit neun Jahren auf dem Markt und hat ein Volumen von rund 172 Millionen Euro (Stand: 31.3.09).

Für den KBC Eco Fund Water kommen laut Ottemann nur Unternehmen in Frage, die mindestens 75 Prozent des Umsatzes im Wassersektor erwirtschaften. „Gegenwärtig setzt das Fondsmanagement überwiegend auf defensive Titel wie Aktien von Versorgern. „Deren Erträge basieren auf langfristigen Verträgen und sind daher unabhängiger von der derzeit schwachen Konjunktur“ erklärt die KBC-Sprecherin. Aktien von Infrastruktur- Unternehmen würden dagegen untergewichtet. Fast jede zweite Aktie im 60 Titel umfassenden Portfolio des KBC-Fonds kommt aus Nordamerika, mit der französischen Suez die größte Einzelposition aber aus Europa. Als Beispiel für asiatische Aktien im Fonds nennt Ottemann „Manila Water“ von den Philippinen. Die KBC-Sprecherin sagt, das Portfolio des Fonds werde in den nächsten Monaten nachjustiert und wieder verstärkt in dynamischere Werte investieren, beispielsweise in den Bereichen Membrantechnologie und Messtechnik. Der Fonds sei somit für den „mittel- bis langfristig“ ausgerichteten Anleger geeignet. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien im Portfolio von 11 sei der Fonds unterbewertet.

Bleibt die Frage, wie nachhaltig ein Investment in Wasseraktien-Fonds ist. Der von Versiko emittierte Fonds Ökoworld Water for Life (WKN: A0NBKM) legt nach eigenen Angaben ein sehr enges Raster bei der Aktienauswahl auf. „Wenn ein Unternehmen etwa hoch reines Wasser herstellt, liegt die Vermutung nahe, dass dieses für die Atomindustrie produziert wird. Das wäre ein Ausschlusskriterium“, verdeutlicht Unternehmenssprecherin Binita Maurmann an einem Beispiel. Soziale und ethische Kriterien gehören ebenfalls zum Nachhaltigkeitsfilter von Versiko.

Die Wasserversorgungs-Branche gilt als nicht immer sauber, wenn es um ein besonderes Thema geht: Bestechung. So zeigt eine Studie der Organisation Transparency International, die Korruptionsfälle dokumentiert, dass die Wasserbranche auch recht flüssig agieren kann, wenn Schmiergeld gefragt ist. Laut Transparency steigt der Preis für den Anschluss eines Haushalts an ein Wassernetz in den Entwicklungsländern durch solche Zahlungen um 30 Prozent. Korruption wirke sich direkt auf die Verteilung von Armut und Reichtum aus, so Transparency. Selbst in den Industrienationen sei Bestechung kein Einzelfall, etwa beim Bau und Betrieb von städtischen Anlagen. Wer bei seinem Wasser- Investment die Sicherheit möchte, dass es mit seinen Nachhaltigkeits-Grundsätzen übereinstimmt, muss daher die Fonds-Unterlagen gründlich studieren: Nicht jeder Wasserfonds ist automatisch nachhaltig.

Text: Simone Volmer
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x