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ECOanlagecheck, Genussrechte/Anleihen
Unabhängige Analyse: Vissolar Bond 2023/2028 - Anleihe mit 9 % Zins
Heizungen und dabei insbesondere Wärmepumpen sind eines der größten Themen in Deutschland in diesem Jahr. Nun bietet die B4H Brennstoffzelle4Home GmbH einen Anleihe zu diesem Thema an, mit 9 Prozent Zinsen pro Jahr. Die B4H Brennstoffzelle4Home GmbH vertreibt im Wesentlichen ein Solarwärmepumpen-Komplett-Energiesystem unter ihrer Eigenmarke Vissolar. Mit dem Kapital der Schuldverschreibungen „Vissolar Bond 2023/2028“ möchte das Unternehmen vor allem den Wareneinkauf und zudem den Vertriebsausbau finanzieren.
Das Emissionsvolumen der Anleihe beträgt bis zu 10 Millionen Euro. Mindestinvestment: 1.000 Euro. Die Kosten für das Angebot betragen laut Wertpapierprospekt (vom 26. Juni 2023, kurz: Prospekt) bis zu 950.000 Euro. Emittentin der Anleihe ist die B4H Brennstoffzelle4Home GmbH aus Guben in Brandenburg. Die Stadt liegt direkt an der Grenze zu Polen. Sie wurde nach dem zweiten Weltkrieg entlang der Neiße aufgeteilt in das deutsche Guben und das polnische Gubin.
Die Anleihe hat eine Laufzeit von 5 Jahren; die Emittentin kann nach den Anleihebedingungen die Anleihe kündigen und erstmals nach Ablauf von drei Jahren vorzeitig zurückzahlen. Die Schuldverschreibungen sollen laut Prospekt voraussichtlich am 15. Dezember 2023 in den Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse einbezogen werden.
Wie sieht das Geschäftsmodell der B4H Brennstoffzelle4Home GmbH konkret aus? Welche Rolle spielen Tiny Houses? Warum stößt man beim Blick zurück auf eine Insolvenz eines anderen Unternehmens? Welche Risiken bestehen? Überzeugt ECOreporter das Anleiheangebot? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie im Premium-Bereich.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Unternehmensprofil B4H Brennstoffzelle4Home
Die B4H Brennstoffzelle4Home GmbH mit Sitz in Guben gibt es seit 2019. Davor hieß die Emittentin laut Satzungsänderungs-Dokument Engel Energie UG (haftungsbeschränkt) und hatte ihren Sitz in Würzburg. Die Emittentin hat laut Prospekt bisher keine Tochtergesellschaften.
Die Gesellschaftsanteile der Emittentin werden zu 100 Prozent von der B4H Green Energy SE gehalten. Die Muttergesellschaft B4H Green Energy SE (kurz: Mutter) hat dieselbe Geschäftsanschrift wie die Emittentin und wurde im Februar 2022 ins Handelsregister eingetragen. Laut Prospekt gab es 2022 eine Sachkapitalerhöhung der Mutter auf 1 Million Euro durch Einbringung der Emittentin.
Gesellschafter der Mutter sind laut Prospekt Karolina Balthasar (60,5 Prozent), Hannes Sommer (25 Prozent), Speidel Beteiligungs GmbH (9 Prozent), Prinzessin Maja von Hohenzollern (2,5 Prozent), Marco Toniolo (2 Prozent) und Franz Moosmayr (1 Prozent).
Karolina Balthasar ist alleiniger Geschäftsführerin der Emittentin und laut Handelsregister alleinige Direktorin der Muttergesellschaft. Karolina Balthasar (Jahrgang 1971) ist gemäß Satzungsänderungs-Dokument (von 2019) polnische Staatsbürgerin. Sie war laut Handelsregister unter anderem Gesellschafterin sowie Geschäftsführerin der Komplementärin der DESD GmbH & Co. KG (Deutscher Energiespardienst), die 2018 erloschen ist. 2015 war zwischenzeitlich auch die Anleihe-Emittentin die Komplementärin der DESD UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG gewesen. Karolina Balthasar war zudem auch Geschäftsführerin der ebn Energie Bayern GmbH. Über das Vermögen des Unternehmens wurde laut Handelsregister Ende 2020 das Insolvenzverfahren eröffnet und die Gesellschaft dadurch aufgelöst. Der Gegenstand der ebn Energie Bayern GmbH war laut Handelsregistereintrag der Vertrieb von Heizungs- und anderen Energiesystemen.
Derzeit ist Karolina Balthasar laut Prospekt auch alleinige Gesellschafterin und laut Handelsregister auch Geschäftsführerin der 2023 gegründeten Hybristar Deutschland GmbH, deren Geschäftsanschrift mit der der Emittentin übereinstimmt. Die Hybristar Deutschland GmbH steht laut Prospekt im Bereich des Großhandels auch in Lieferbeziehungen zur Emittentin. Dadurch könnten sich Interessenskonflikte ergeben. Im Jahr 2022 waren laut Jahresabschluss-Anhang durchschnittlich zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Emittentin beschäftigt. Dazu zählt laut Vissolar-Internetseite Vertriebsleiter Wolfgang Balthasar.
Energiesysteme und sehr kleine Häuser im Angebot
Laut Prospekt vertreibt, installiert und wartet die Emittentin im Wesentlichen das Solarwärmepumpen-Komplett-Energiesystem ihrer Eigenmarke Vissolar. Dieses besteht nach Angaben der Emittentin unter anderem aus Solarwärmepumpe, Solar-Hybridkollektor-Komplettanlage, Hygiene-Kombispeicher und Stromspeichersystem mit Notstromfunktion. Die Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Modul-, Freizeit- und Wellnesshäusern war laut Prospekt in der Vergangenheit und ist aktuell wirtschaftlich unbedeutend, dieser Geschäftsgegenstand würde nach Angaben der Emittentin in der Zukunft auch eher durch eine Schwestergesellschaft durchgeführt werden.
Auf „ebay“ hat die Emittentin derzeit mehrere Angebote eingestellt (Stand: 11.7.2023). Unter diesen Produkten befinden sich ein Vissolar-Hybridsolar-Homesystem („Photovoltaik mit Stromspeicher - Solarhermie - Solarhybrid - Solarwärmepumpe“) für 66.000 Euro, eine Grundwasser-/Erdwärmepumpe für 21.900 Euro und eine Brennstoffzelle für 76.900 Euro. Diese Produkte werden den Angaben nach kostenlos versandt. Dagegen müssen die verschiedenen Tiny Houses, die die Emittentin für 26.775 Euro bis 66.640 Euro auf ebay anbietet, abgeholt werden.
Die Solarwärmepumpen-Komplett-Energiesystemen sollen laut Prospekt an Hauseigentümer verkauft werden. Im Rahmen der Kaufverträge übernimmt die Emittentin nach eigenen Angaben als Verkäufer verschiedene Gewährleistungen sowie Freistellungs- oder Entschädigungsverpflichtungen gegenüber den Käuferinnen und Käufern. Nach Prospektangaben gewährleistet die Emittentin gemeinsam mit einem „bundesweiten Partnernetzwerk von fachkompetenten und technisch versierten Energieberatern, Finanzierungsspezialisten und
von Herstellern zertifizierten Fachinstallateuren die Emittentin eine deutschlandweite Installation und einen bundesweiten Wartungsservice“.
Laut ihrer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) für das Geschäftsjahr 2022 hat die Emittentin einen Umsatz von rund 7,0 Millionen Euro erwirtschaftet (2021: rund 2,65 Millionen Euro). Auch die Verkaufsprovisionen (eine Kostenpostion der Emittentin) stiegen, von rund 290.000 Euro (2021) auf rund 950.000 Euro. Der Jahresüberschuss erhöhte sich laut GuV von rund 360.000 Euro (2021) auf rund 750.000 Euro (2022). Laut Bilanz der Emittentin zum 31.12.2022 beläuft sich ihr Sachanlagen-Vermögen auf rund 44.000 Euro, darunter ein Tiny-Musterhaus für rund 38.000 Euro. Laut Prospekt verfügt die Emittentin über keine Patente, Patentanmeldungen und Gebrauchsmuster.
Investitionen
Das Emissionsvolumen der Anleihe beträgt bis zu 10 Millionen Euro. Die Emissionskosten für das Anleiheangebot betragen laut Prospekt bis zu 950.000 Euro. Davon entfallen 850.000 Euro auf variable Kosten, die von der Höhe der Platzierung als Vertriebsprovision abhängen. Dies wird sich laut Prospekt aufgrund von Erfahrungswerten ungefähr zu 30 Prozent auf Lewisfield und zu 70 Prozent auf noch zu beauftragende Finanzintermediäre beziehen. Die Lewisfield Deutschland GmbH (Lewisfield) steht als Finanzierungsberater (Financial Advisor) in einem vertraglichen Verhältnis mit der Emittentin. Geschäftsführer und mittelbar Gesellschafter von Lewisfield ist Marc Speidel. Er ist laut Handelsregister alleiniger Gesellschafter der Speidel Beteiligungs GmbH, die 9,0 Prozent der Anteile an der Muttergesellschaft der Emittentin besitzt. Zudem ist er laut Handelsregister stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender der Muttergesellschaft.
Die Emittentin beabsichtigt laut Prospekt, den nach Abzug der Emissionskosten verbleibenden Emissionserlös von bis zu 9,05 Millionen Euro vor allem für Warenvorfinanzierung von Solarwärmepumpen-Komplett-Energiesystemen für weitere Installationen zu verwenden, um günstigere Einkaufskonditionen zu erreichen. Der Emissionserlös ist auch für den Ausbau des Vertriebsteams und Finanzierung vertriebsunterstützender Maßnahmen sowie den allgemeinen Geschäftsbetrieb vorgesehen.
Der Vertrieb der Produkte erfolgt laut Prospekt über festangestellte Fachberater mit langjähriger Branchenerfahrung, die vom unternehmenseigenen Callcenter festvereinbarte Kundentermine erhalten. Die Adressbeschaffung von potenziellen Kunden für die Kundentermine erfolgt laut Prospekt über Adressagenturen. Zudem startet die Emittentin laut Prospekt in Kürze mit einem Franchise-Modell.
Risiko
Die Emittentin agiert laut Prospekt als Generalunternehmerin, so dass sie in diesem Fall Gewährleistungs- und Haftungsrisiken trägt. Die Emittentin stellt die von ihr vertriebenen Produkte nicht in eigenen Werken her. Die Hersteller dieser Produkte sind laut Prospekt selbst wiederum umfangreich von Vorlieferanten abhängig. Beendigungen der Lieferbeziehungen oder Verzögerungen in der Belieferung wirken sich laut Prospekt unmittelbar auf die Umsätze der Emittentin und damit ihre Finanz-, Vermögens- und Ertragslage aus. Auch Preiserhöhungen im Absatz- und Beschaffungsmarkt könnten sich negativ auf den Umsatz der Emittentin auswirken.
Die auch regulatorisch bedingte erhöhte Nachfrage nach Wärmepumpen kann laut Prospekt dazu führen, dass der Markt für Anbieter attraktiver wird, was zu einem verstärkten Wettbewerb führen kann. Nach Einschätzung der Emittentin ist es insbesondere möglich, dass sich etwa aus dem asiatischen Raum oder den USA Unternehmen, welche vornehmlich Klimaanlagen herstellen, in dem deutschen Markt für Wärmepumpen verstärkt engagieren. Es besteht das Risiko, dass die Emittentin mit den von ihr vertriebenen Produkten im Wettbewerb nicht bestehen kann.
Zunehmender Wettbewerb in der Branche, in der die Emittentin tätig ist, könnte sich laut Prospekt nachteilig auf den Marktanteil, die Gewinnspannen und die Gesamtrentabilität der Emittentin auswirken. Verminderungen der Förderungen für Wärmepumpen und die Photovoltaik würden sich laut Prospekt unmittelbar auf die Attraktivität der Angebote der Emittenten auswirken und damit auf deren Umsatz.
Die Rückzahlung der Schuldverschreibungen hängt laut Prospekt davon ab, dass es der Emittentin gelingt, im Rahmen ihres Geschäftsbetriebs oder durch Refinanzierungsmaßnahmen ausreichend liquide Mittel zu generieren.
Fazit
Der Markt für Wärmepumpen und Solaranlagen für Hauseigentümer befindet sich derzeit in einer Ausnahmesituation. Insbesondere bei Wärmepumpen übersteigt die Nachfrage das Angebot, wodurch Lieferzeiten und Marktpreise oftmals hoch sind. Die B4H Brennstoffzelle4Home GmbH will mit dem Anleihekapital vor allem mehr Ware vorfinanzieren und so günstigere Einkaufskonditionen erreichen, wodurch die Emittentin beim Verkauf an Hauseigentümer höhere Gewinnmargen erreichen könnte. Allerdings besteht das Risiko, das sich die Rahmenbedingungen und die Wettbewerbssituation auf dem Wärmepumpen-Markt so ändern, dass das Vertriebsmodell der Emittentin nicht mehr funktioniert. Die Emittentin hat keine eigene Produktion und nur ein sehr geringes Sachanlagen-Vermögen (rund 44.000 Euro zum 31.12.2022). Auch daher besteht das Risiko, dass sie mögliche künftige Probleme im Vertriebsgeschäft nicht durch anderweitige Geschäfte kompensieren könnte. Es besteht nach Einschätzung von ECOreporter ein hohes Risiko, dass die Anlegerinnen und Anleger ihr bei der Emittentin eingesetztes Kapital teilweise oder vollständig verlieren. Das Anleiheangebot überzeugt ECOreporter nicht.
Basisdaten
Emittentin: B4H Brennstoffzelle4Home GmbH, Guben
Anlageform: Inhaber-Schuldverschreibungen (Anleihe)
Emissionsvolumen: bis zu 10 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 5 Jahre, bis 25. August 2028
Zinsen: 9,0 Prozent pro Jahr
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
Prospekt-Billigung: CSSF (luxemburgische Aufsichtsbehörde des Finanzsektors)
Handelbarkeit: Frankfurter Wertpapierbörse ab voraussichtlich 15. Dezember 2023 geplant
ISIN: DE000A351N89