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Aktientipps, Nachhaltige Aktien, Meldungen
Analysten senken die Daumen für Aktien chinesischer Solarhersteller
Die Aktie von JA Solar aus Shanghai, der größte Hersteller von Solarzellen aus China, hat Anlegern in letzter Zeit viel Kummer bereitet. In Frankfurt ist der Aktienkurs auf Jahressicht um ein Drittel gefallen, seit Jahresanfang hat er sich auf aktuell 3,3 Euro halbiert. Vor allem in den letzten Tagen ist der Anteilsschein stark unter Druck geraten. Denn wie es in einer Pflichtmitteilung einräumte, kann das Unternehmen nicht vom starken Preisverfall bei Silizium profitieren, da es an langfristige Verträge gebunden ist. Allein im Juni ist im Spothandel der Preis für eine Tonne Silizium um 28 Prozent auf rund 54 Dollar gefallen – aufgrund starker Überkapazitäten im Markt. JA Solar muss dagegen 60 bis 70 Dollar je Kilogramm Silizium zahlen, schätzt Gordon Johnson, Solaranalyst von Axiom Capital Management. Dies könne sich als Wettbewerbsnachteil erweisen, denn viele Konkurrenten seien in der Lage, sich weitaus günstiger mit dem Rohstoff für die Produktion von Solarzellen einzudecken. Suntech hat sich kürzlich aus einem langfristigen Zuliefer-Vertrag für Silizium mit MEMC teuer herausgekauft (wir berichteten). Das wäre auch für JA Solar eine Option, würde aber das Jahresergebnis wohl stark belasten.
Pavel Molchanov von Raymond James rechnet ohnehin damit, dass der Jahresgewinn von JA Solar in 2011 geringer ausfallen wird als im Vorjahr. Dies erklärt er mit dem steigenden Margendruck. Denn die Preise für Solarzellen fielen ebenfalls, wenn auch nicht so stark wie im Siliziumbereich. Weil JA Solar dies wegen der Beschränkungen beim Bezug von Silizium nur bedingt auf der Kostenseite auffangen könne, könne die Marge nicht gehalten werden. Molchanov reduziert die Gewinnerwartung für 2011 von 1,28 auf 1,04 Dollar je Aktie. Für 2012 kappt er die Prognose von 1,49 auf 1,13 Dollar je Aktie. Er rät, die Aktie zu verkaufen.
Zuversichtlich bewertet der Analyst von Raymond James dagegen die Perspektiven des chinesischen Solarkonzerns Trina Solar mit Sitz in Changzhou. Dabei hat sich auch deren Anteilsschein in den letzten Wochen stark verbilligt, seit April sank der Aktienkurs in Frankfurt von über 20 auf unter 14 Euro. Auf Jahressicht hat der Anteilsschein fast ein Viertel an Wert verloren. Molchanov weist darauf hin, dass es in China etliche Bilanzskandale gegeben hat. Da kürzlich der bei Trina Solar führende zuständige Kontrolleur der Konzernbilanzen zurückgetreten sei, habe der Markt erschreckt reagiert und offenbar befürchtet, dass auch bei Trina Solar von der Skandalwelle erfasst werden könne. Dabei sei der Rücktritt von Peter Mak sogar für Trina Solar von Vorteil. Denn der stehe in Verbindung mit dem chinesischen Windturbinenbauer A-Power Energy Generation, dessen Aktie wegen möglicher Unregelmäßigkeiten bei den Bilanzen derzeit vom Handel ausgesetzt sei. Unter dem Namen Kin Kwong Mak sei Peter Mak zuvor als Finanzvorstand für A-Power tätig gewesen. Durch seinen Rücktritt werde Trina Solar nicht weiter von diesem Fall berührt.
Als breit aufgestellter Solarhersteller kann Trina Solar nach Einschätzung des Analysten den aktuellen Preisverfall bei Solarprodukten besser auffangen als viele Konkurrenten. Daher bekräftigt er seine Einstufung der Aktie mit „outperform“. Ähnlich sieht es Shishir Singh von HSBC Securities. Er erhöht seine Einschätzung von „untergewichten“ auf „übergewichten“, das Kursziel für die Aktie von Trina Solar erhöht 22 auf 30 Dollar, das sind umgerechnet 21,1 Euro. An der Nasdaq notiert sie aktuell bei 18,8 Dollar, in Frankfurt bei 13,4 Euro. Singh sieht ebenfalls einen Markttrend zu Gunsten von Unternehmen mit geringen Produktionskosten und geringer Verschuldung.
Aus diesem Grund bekräftigt auch Jesse Pichel von Jefferies & Co. seine Kaufempfehlung für die Aktie von Trina Solar. Wie auch der chinesische Solarkonzern Yingli Green Energy , deren Aktie er ebenfalls empfiehlt, profitiere das Unternehmen von einer günstigen Kostenstruktur. Er geht davon aus, dass sich der im zweiten Quartal neu eingesetzte deutliche Preisverfall bei Solarprodukten bis ins 4. Quartal fortsetzen wird. Daher stuft er die Aktien der Solarhersteller Hanwha und Canadian Solar von „Kaufen“ auf „Halten“ herab. Sie werden nach seiner Einschätzung den Preisverfall nur unzureichend zu Kosteneinsparungen ausgleichen können.
Nach Einschätzung von Pichel ist derzeit vor allem eine Solaraktie aus den USA attraktiv: der Anteilsschein von First Solar aus dem Bundesstaat Arizona. Das Unternehmen ist der weltweit führende Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen. Die können besonders günstig produziert und angeboten werden. Doch der Preisvorsprung gegenüber herkömmlichen Solarmodulen ist stark geschrumpft und damit auch die Marge des Unternehmens. Das hat dazu geführt, dass dessen Aktie in Frankfurt seit Februar von über 120 auf rund 88 Euro eingebrochen ist.
Der Experte von Jefferies stützt seine positive Bewertung von First Solar jedoch nicht auf sein Modulgeschäft. Vielmehr sprächen die guten Aussichten im Bereich Solarprojektierung für die US-Aktie. Pichels verweist darauf, dass First Solar für mehrere Großprojekte in den Vereinigten Staaten staatliche Fördermittel zugesagt bekam. Die zuständige Energiebehörde, das Department of Energy (DOE), stelle jeweils 1,9 Milliarden Dollar für die Solarkraftwerke Topaz Solar und Desert Sunlight zur Verfügung sowie 680 Millionen Dollar für die Anlage Antelope Valley Soalr Ranch 1. Damit sei die Umsetzung dieser Großanlagen mit jeweils mehreren Hundert Megawatt Leistung gesichert und könne das Projektgeschäft einen zunehmenden Beitrag zum Umsatz und Gewinn von First Solar leisten. Zudem verlagerten sich die Aktivitäten von First Solar fort vom langsamer wachsenden Markt in Europa hin zum stark zuelgenden Photovoltaikmarkt der USA.
Auch die Solaranalysten von Goldman Sachs empfehlen die Aktie von First Solar mit dem Hinweis auf das aussichtsreiche Projektgeschäft zum Kauf. Als Kursziel nennen sie 175 Dollar (123,3 Euro). Aktuell notiert das Papier bei 125 Dollar bzw. 88 Euro. Von anderen Solarwerten raten sie vorerst ab. Frühestens im kommenden Jahr könne es wieder aussichtsreich werden, in reine Solarhersteller zu investieren. Angesichts des Preisdrucks und hohen Wettbewerbs sehen sie bis dahin kaum Aussichten auf nennenswerte Kurssteigerungen von Aktien solcher Unternehmen.
Canadian Solar Inc.: ISIN CA1366351098 / WKN A0LCUY
First Solar Holdings LCC: ISIN US3364331070 / WKN A0LEKM
Ja Solar Holdings: ISIN US4660901079 / WKN A0F5W9
Hanwha SolarOne Co. Ltd: ISIN US41135V1035 / WKN A1H6P5
Trina Solar: ISIN US89628E1047 / WKN A0LF3P
Yingli Green Energy Holding: ISIN US98584B1035 / WKN A0MR90