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„Angesichts steigender Öl- und Gaspreise ist Energieholz ein dynamischer Wachstumsmarkt.“ – Interview mit Carsten Scholz, German Pellets GmbH
ECOreporter.de: Über Ihr Genussrecht sollen 50 Millionen Euro bei Anlegern eingeworben werden. Wie gestaltet sich die Nachfrage und wie ist der aktuelle Platzierungsstand nach rund eineinhalb Jahren auf dem Markt?
Carsten Scholz: Wir haben bisher rund zehn Millionen Euro über Genussrechte eingeworben. Seit dem Sommer führen wir deutschlandweite Informationsveranstaltungen zu unserem Genussrechtsprogramm durch. Das Interesse an dieser grünen Geldanlage ist groß. Wir werden diese Informationsveranstaltungen fortsetzen. Viele der Genussrechtszeichner sind übrigens selbst Pellet-Heizungsbesitzer. Sie erhalten als German Pellets-Kunden noch einen Extra-Bonus bei der Pellet-Bestellung.
Im ersten Quartal 2011 lag unser Fokus auf unserer ersten Anleiheemission. Die Anleihe ist neben dem Genussrechtsprogramm Bestandteil der Kapitalmarkt-Finanzierungsstrategie der German Pellets-Gruppe. Die Anleihe mit einem Volumen von 80 Millionen Euro konnten wir binnen fünf Tagen platzieren.
ECOreporter.de: Wie und wofür soll das eingeworbene Genussrechtskapital konkret verwendet werden?
Scholz: Grundsätzlich ist unser Genussrechtsprogramm auf kontinuierlichen Zuwachs ausgerichtet, um so das Eigenkapital der German Pellets-Gruppe zu stärken. Die eingeworbenen Mittel stärken die Eigenkapitalquote der German Pellets-Gruppe und machen uns so flexibel im Markt, um weiter zu wachsen. Sie werden beispielsweise zur Co-Finanzierung für den Aufbau weiterer Produktionskapazitäten, Akquisitionen und Investitionen in den Markt und den Handel verwendet.
German Pellets hat in den vergangenen Monaten unter anderem einen weiteren Werksstandort im bayrischen Wilburgstetten und die FireStixx-Gruppe in Vilsbiburg, ebenfalls in Bayern, mit circa 100 Mitarbeitern und einem Umsatz von circa 95 Millionen Euro in 2011 übernommen. FireStixx ist neben German Pellets die bekannteste Holzpellet-Marke im deutschsprachigen Raum und Italien. Darüber hinaus steht der Baubeginn für ein neues Pelletwerk in den USA kurz bevor. Im dritten Quartal 2012 sollen dort die ersten Pellets produziert und nach Europa verschifft werden. In diesem Herbst haben wir an unserem Werksstandort in Torgau in Sachsen eine neue Versackungsanlage für Holzpellets in Betrieb genommen, um die steigende Nachfrage nach Pellet-Sackware in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg zu bedienen.
ECOreporter.de: Laut Plan soll das Genussrecht Anlegern 8 Prozent Zinsen jährlich bringen. Wurde dieses Ziel tatsächlich erreicht?
Scholz: Ja, die German Pellets Genussrechte GmbH hat im April dieses Jahres erstmals Zinsen an die Genussrechtszeichner ausgegeben. Da das Betriebsergebnis positiv war, wurden acht Prozent Zinsen gezahlt. Zahlreiche Genussrechtsinhaber haben nach der ersten Zinsausschüttung nachgezeichnet.
ECOreporter.de: Ist es korrekt, dass Anwohner der Produktionsstätten in Ettenheim und Wismar wegen der Lärmbelästigung bei der Pelletproduktion Beschwerden und auch Klage einreichten? Inwiefern haben sie das Lärm-Problem gelöst?
Scholz: Am Werksstandort in Ettenheim kam nach Abschluss des über drei Jahre anhängenden Petitionsverfahrens heraus, dass bei der Bauleitplanung für das Industriegebiet von den Behörden Fehler gemacht wurden, vor allem bei der Berechnung der Lärmkontingente. Diese Fehlplanungen haben dazu geführt, dass der Standort nicht die Eigenschaften aufweist, die uns zugesagt wurden und für den Betrieb eines Pelletwerkes erforderlich sind. Der Petitionsausschuss hat deshalb die Überplanung des Industriegebietes empfohlen, um die Fehler mit einer erneuten Bauleitplanung zu korrigieren. Darauf warten wir gegenwärtig.
Am Standort Wismar gibt es keine Rechtsstreitigkeiten bezüglich Lärmbelästigung, im Gegenteil. Das Werk wurde in den vergangenen zwei Jahren erheblich erweitert.
ECOreporter.de: Für das Gesamtjahr 2010 haben Sie im August 2010 21 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Aussicht gestellt. Inwiefern haben sich diese Prognosen erfüllt?
Scholz: Die Gesamtleistung der German Pellets-Gruppe stieg 2010 auf 165,4 Millionen Euro nach 125 Millionen Euro im Jahr 2009. Das EBITDA stieg von 19,6 Millionen Euro in 2009 auf 24,9 Millionen Euro.
ECOreporter.de: Auf welche Chancen und Risiken haben Sie sich für die weitere Geschäftsentwicklung eingestellt?
Scholz: Experten aus Wirtschaft und Verbänden erwarten einen weiterhin positiven Marktverlauf. Der Deutsche Energieholz- und Pelletverband (DEPV) rechnet mit einem Zuwachs von rund 15.000 Pellet-Heizungen in diesem Jahr in Deutschland. In Österreich wird von 10.000 neu installierten Pellet-Zentralheizungen ausgegangen. Italien erwartet für 2011 230.000 Neuinstallationen bei den dort sehr beliebten Pelletöfen. Die deutsche Regierung befasst sich gegenwärtig mit zusätzlichen Anreizen für energetische Sanierungsmaßnahmen. Neben der weiterhin starken Nachfrage im Kleinfeuerungsbereich ist auch mit einer starken Dynamik im gewerblichen Bereich zu rechnen. Die Zahl der Pellet-Heizanlagen mit Nennwärmeleistungen von mehreren hundert Kilowatt (kW) steigt. Denn je größer die Anlage, desto geringer die Investitionskosten je kW, und umso kürzer sind die Amortisationszeiträume.
Auch für die Produktion von grünem Strom spielen Pellets eine große Rolle. Nicht erst seit dem Atomunglück in Japan und der beschleunigten Umstellung auf Erneuerbare Energien werden europäische Kraftwerke komplett oder im so genannten Co-Firing auf Pellets umgestellt. In Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Dänemark wurden ehemalige Kohlekraftwerke auf die Verbrennung von Holzpellets umgestellt. Weitere Kraftwerksumstellungen sind in diesen Ländern angekündigt. German Pellets ist hier ein gefragter Ansprechpartner. Energieversorger wollen sich langfristig große Mengen unseres Holzbrennstoffes sichern.
Der Pelletmarkt der Zukunft wird einerseits von Wachstum, andererseits von Konsolidierung geprägt sein. Aufgrund unserer aktuellen Marktposition sind wir diesbezüglich sehr gut aufgestellt.
ECOreporter.de: Wie lautet Ihre Bilanzprognose für 2011 und 2012?
Scholz: Die Voraussetzungen für weiteres Wachstum sind angesichts steigender Öl- und Gaspreise und einem klaren Bekenntnis der europäischen Politik für eine Energiewende gut. Der Preisvorteil von Holzpellets gegenüber Heizöl liegt aktuell bei rund 45 Prozent. In diesem Herbst erhöhen hunderte deutsche Gasanbieter ihre Preise um bis zu 30 Prozent. Unter diesen Gesichtspunkten erwarten wir eine weitere Steigerung des Umsatzes und des Betriebsergebnisses der German Pellets-Gruppe. Für das laufende Geschäftsjahr rechnen wir mit einem Umsatz in Höhe von rund 270 Millionen Euro und einem EBITDA von 28 bis 30 Millionen Euro.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Scholz!