Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie, Meldungen
„Auch bei den Herstellern von Windkraftanlagen sind Überkapazitäten aufgebaut worden.“ – Teil 2 des ECOreporter.de-Interviews mit Dr. Matthias Fawer, Nachhaltigkeitsanalyst der Bank Sarasin, zum Markt der Erneuerbaren Energien
Wie sehr wird China in den kommenden Jahren den Solarmarkt beherrschen? Steht auch in der Branche der Windturbinenbauer eine Marktbereinigung bevor? Auf welche Grünstrombranchen sollten Anleger setzen? Um diese und weitere Fragen kreist die Fortsetzung unseres Gesprächs mit Dr. Matthias Fawer, Nachhaltigkeitsanalyst der Bank Sarasin aus Basel. Per
Mausklick gelangen Sie zum Teil 1 des Interviews.
ECOreporter.de: Inwiefern rechnen Sie mit einer Belebung des chinesischen Solarmarktes? Welche Bedeutung wird er in zehn Jahren haben?
Matthias Fawer: Mit der Einführung eines festen Einspeisetarifs für Solarstrom hat die Regierung in Peking darauf reagiert, dass die einheimischen Solarhersteller im Westen eine Abschwächung der Nachfrage vorfinden. Es ist davon auszugehen, dass die Regierung den chinesischen Solarmarkt weiter beleben wird, um die einheimische Solarbranche zu stützen. Angesichts der enorm wachsenden Energienachfrage in China öffnet sich dem Sektor damit ein Markt mit einem riesigen Potential. 2010 ist in der Volksrepublik eine Solarstromkapazität von rund 500 Megawatt bzw. einen halben Gigawatt (GW) installiert worden. Bis 2020 dürfte die Menge der jährlichen Neuinstallationen auf 20 GW pro Jahr anwachsen. Das bedeutet, dass der Anteil Chinas bei den Neuinstallationen von rund drei Prozent in 2010 in zehn Jahren auf bis zu 20 Prozent ansteigen wird.
ECOreporter.de: Ein massiver Preisverfall infolge von Überkapazitäten hat in der Photovoltaik die Entwicklung der letzten drei Jahre beherrscht. Nun ist auch bei den Windturbinenbauern ein zunehmender Preisdruck festzustellen. Warum ist das so?
Matthias Fawer: Ähnlich wie in der Solarbranche sind bei den Herstellern von Windkraftanlagen Überkapazitäten aufgebaut worden, vor allem aufgrund eines starken Produktionsausbaus der Hersteller aus China. Damit hören die Parallelen aber auch schon auf. Denn die Windkraftbranche ist ganz anders strukturiert. Hier prägt lediglich eine Handvoll größerer Hersteller den Markt, er ist viel weniger zersplittert als bei den Solarherstellern. Und die chinesischen Hersteller produzieren – völlig im Gegensatz zu den Solarherstellern der Volksrepublik, die bislang fast ausschließlich ins Ausland verkauft haben – fast durchweg für Abnehmer im Heimatmarkt. Zwar haben die jetzt erste Schritte ins Ausland unternommen und etwa kleinere Aufträge aus den USA erhalten. Aber das sind lediglich erste Versuche und ich habe Zweifel, ob diese Hersteller schon die geforderte Qualität an westliche Kunden liefern können.
ECOreporter.de: Inwiefern droht in der Windkraftbranche eine ähnliche Entwicklung wie zuletzt in der Photovoltaik: also ein Preisverfall und eine beschleunigte Marktbereinigung; was spricht dagegen?
Matthias Fawer: Bei den Windturbinen werden die Preise nicht so steil fallen wie bei den Solarmodulen. Hier weist die Technologie ja auch einen ganz anderen Reifegrad auf und es sind nicht mehr so große Sprünge möglich. Es gibt bei Windrädern weniger Spielraum, die Produktionskosten pro Megawatt Leistung zu verringern. So werden etwa große Mengen an Stahl benötigt, und die kann ein Hersteller weder günstig selbst produzieren noch kann er die Hersteller zu starken Preisnachlässen zwingen.
ECOreporter.de: Trifft es zu, dass insbesondere mangelnde Netzkapazitäten das weitere Wachstum des chinesischen Windmarktes behindern (jede dritte Anlage soll noch keinen Zugang zum Netz haben)?
Wird dies dazu führen, dass die chinesischen Windturbinenbauer verstärkt in ausländische Absatzmärkte drängen?
Matthias Fawer: In der Tat hinkt in China der Ausbau der Leitungsnetze der Installation von Windkraftanlagen deutlich hinterher. Das bremst das weitere Wachstum dieses Windmarktes, der ja in den letzten Jahren sehr stark zugelegt hat. Aber die chinesische Regierung hat das Problem erkannt und setzt die Ausbaupläne für die Leitungsnetze rigoros durch. Die Windturbinenbauer des Landes werden weiter stark vom einheimischen Markt abhängen. Bei der Qualität sind ihnen westliche Hersteller einfach zu deutlich voraus. Dafür kommen die im chinesischen Windmarkt kaum zum Zug, trotz der vor Ort aufgebauten Produktionsstätten.
ECOreporter.de: Welche Perspektiven haben weitere regenerative Energiequellen wie Wellenkraft, Geothermie und Biomasse?
Matthias Fawer: Hier wird sich in den kommenden Jahren einiges tun. So will ja zum Beispiel Großbritannien massiv in die Nutzung der Wellenkraft investieren und das darin verborgene große Potential verstärkt nutzen. Ein weiteres Beispiel ist die Geothermie, auch wenn die Nutzung stark von besonderen geographischen Voraussetzungen abhängt. Dafür bietet sie den Vorteil, dass die Geothermie mit bereits etablierter Technik genutzt werden kann, mit hoch effizienten Dampfturbinen.
ECOreporter.de: Erneuerbare-Energie-Aktienfonds haben in den letzten Jahren massive Wertverluste erlitten, je mehr, desto stärker sie auf Wind und Photovoltaik setzten. Inwiefern erscheint es Ihnen sinnvoll, dass Anleger sich von den die letzten Jahre prägenden Sektoren Wind und Photovoltaik abwenden und anderen Grünstrombereich zuwenden?
Matthias Fawer: Grundsätzlich sollte man Klumpenrisiken vermeiden. Es gibt ja bereits vielfältige Möglichkeiten, in alternative Energien zu investieren. Dazu zählen auch Investments in Energieeffizienz, in Elektromobilität und sonstige Umwelttechnologien.
Trotz allem sollte man die Solar- und Windtitel weiterhin beobachten, denn da scheint unseres Erachtens bald der Talboden – was die Kursbewertung anbetrifft – erreicht zu sein.
ECOreporter.de: Herr Fawer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

ECOreporter.de: Inwiefern rechnen Sie mit einer Belebung des chinesischen Solarmarktes? Welche Bedeutung wird er in zehn Jahren haben?
Matthias Fawer: Mit der Einführung eines festen Einspeisetarifs für Solarstrom hat die Regierung in Peking darauf reagiert, dass die einheimischen Solarhersteller im Westen eine Abschwächung der Nachfrage vorfinden. Es ist davon auszugehen, dass die Regierung den chinesischen Solarmarkt weiter beleben wird, um die einheimische Solarbranche zu stützen. Angesichts der enorm wachsenden Energienachfrage in China öffnet sich dem Sektor damit ein Markt mit einem riesigen Potential. 2010 ist in der Volksrepublik eine Solarstromkapazität von rund 500 Megawatt bzw. einen halben Gigawatt (GW) installiert worden. Bis 2020 dürfte die Menge der jährlichen Neuinstallationen auf 20 GW pro Jahr anwachsen. Das bedeutet, dass der Anteil Chinas bei den Neuinstallationen von rund drei Prozent in 2010 in zehn Jahren auf bis zu 20 Prozent ansteigen wird.
ECOreporter.de: Ein massiver Preisverfall infolge von Überkapazitäten hat in der Photovoltaik die Entwicklung der letzten drei Jahre beherrscht. Nun ist auch bei den Windturbinenbauern ein zunehmender Preisdruck festzustellen. Warum ist das so?
Matthias Fawer: Ähnlich wie in der Solarbranche sind bei den Herstellern von Windkraftanlagen Überkapazitäten aufgebaut worden, vor allem aufgrund eines starken Produktionsausbaus der Hersteller aus China. Damit hören die Parallelen aber auch schon auf. Denn die Windkraftbranche ist ganz anders strukturiert. Hier prägt lediglich eine Handvoll größerer Hersteller den Markt, er ist viel weniger zersplittert als bei den Solarherstellern. Und die chinesischen Hersteller produzieren – völlig im Gegensatz zu den Solarherstellern der Volksrepublik, die bislang fast ausschließlich ins Ausland verkauft haben – fast durchweg für Abnehmer im Heimatmarkt. Zwar haben die jetzt erste Schritte ins Ausland unternommen und etwa kleinere Aufträge aus den USA erhalten. Aber das sind lediglich erste Versuche und ich habe Zweifel, ob diese Hersteller schon die geforderte Qualität an westliche Kunden liefern können.
ECOreporter.de: Inwiefern droht in der Windkraftbranche eine ähnliche Entwicklung wie zuletzt in der Photovoltaik: also ein Preisverfall und eine beschleunigte Marktbereinigung; was spricht dagegen?
Matthias Fawer: Bei den Windturbinen werden die Preise nicht so steil fallen wie bei den Solarmodulen. Hier weist die Technologie ja auch einen ganz anderen Reifegrad auf und es sind nicht mehr so große Sprünge möglich. Es gibt bei Windrädern weniger Spielraum, die Produktionskosten pro Megawatt Leistung zu verringern. So werden etwa große Mengen an Stahl benötigt, und die kann ein Hersteller weder günstig selbst produzieren noch kann er die Hersteller zu starken Preisnachlässen zwingen.
ECOreporter.de: Trifft es zu, dass insbesondere mangelnde Netzkapazitäten das weitere Wachstum des chinesischen Windmarktes behindern (jede dritte Anlage soll noch keinen Zugang zum Netz haben)?

Matthias Fawer: In der Tat hinkt in China der Ausbau der Leitungsnetze der Installation von Windkraftanlagen deutlich hinterher. Das bremst das weitere Wachstum dieses Windmarktes, der ja in den letzten Jahren sehr stark zugelegt hat. Aber die chinesische Regierung hat das Problem erkannt und setzt die Ausbaupläne für die Leitungsnetze rigoros durch. Die Windturbinenbauer des Landes werden weiter stark vom einheimischen Markt abhängen. Bei der Qualität sind ihnen westliche Hersteller einfach zu deutlich voraus. Dafür kommen die im chinesischen Windmarkt kaum zum Zug, trotz der vor Ort aufgebauten Produktionsstätten.
ECOreporter.de: Welche Perspektiven haben weitere regenerative Energiequellen wie Wellenkraft, Geothermie und Biomasse?
Matthias Fawer: Hier wird sich in den kommenden Jahren einiges tun. So will ja zum Beispiel Großbritannien massiv in die Nutzung der Wellenkraft investieren und das darin verborgene große Potential verstärkt nutzen. Ein weiteres Beispiel ist die Geothermie, auch wenn die Nutzung stark von besonderen geographischen Voraussetzungen abhängt. Dafür bietet sie den Vorteil, dass die Geothermie mit bereits etablierter Technik genutzt werden kann, mit hoch effizienten Dampfturbinen.
ECOreporter.de: Erneuerbare-Energie-Aktienfonds haben in den letzten Jahren massive Wertverluste erlitten, je mehr, desto stärker sie auf Wind und Photovoltaik setzten. Inwiefern erscheint es Ihnen sinnvoll, dass Anleger sich von den die letzten Jahre prägenden Sektoren Wind und Photovoltaik abwenden und anderen Grünstrombereich zuwenden?
Matthias Fawer: Grundsätzlich sollte man Klumpenrisiken vermeiden. Es gibt ja bereits vielfältige Möglichkeiten, in alternative Energien zu investieren. Dazu zählen auch Investments in Energieeffizienz, in Elektromobilität und sonstige Umwelttechnologien.
Trotz allem sollte man die Solar- und Windtitel weiterhin beobachten, denn da scheint unseres Erachtens bald der Talboden – was die Kursbewertung anbetrifft – erreicht zu sein.
ECOreporter.de: Herr Fawer, wir danken Ihnen für das Gespräch.