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Auf schmalem Grat - Analyst senkt Daumen für Aktie von Phoenix Solar, Unternehmenssprecherin zuversichtlich

Es bleibt weiter offen, ob die Phoenix Solar AG ihre benötigten Kreditlinien erhält. Diese Nachricht und der Umstand, dass die Zahlen zum Gesamtjahr 2011 und für das erste Quartal 2012 deutlich verschieben muss, hat die Börsianer vor Ostern aufgeschreckt und die Talfahrt der Aktie beschleunigt. Mit 0,85 Euro notierte sich heute früh zum Börsenstart in Frankfurt um rund 95 Prozent unter dem Vorjahreskurs. Mittlerweile wurde die Aktie auch aus dem TecDax entfernt.

Dies nimmt  Holger Fechner, Analyst der Nord LB zum Anlass, die Bobachtung des Anteilsscheins aufzugeben. Zuvor hat er aber noch ein letztes Mal die Aussichten des Wertpapiers analysiert. Schon länger sieht er das Unternehmen, das mit Solarkomponenten handelt und Solaranlagen errichtet, „in schwierigem Fahrwasser“. Die aktuelle Entwicklung habe diesen Eindruck noch „verstärkt“. Er rät, die Aktie zu verkaufen und nennt als Kursziel für die nächsten zwölf Monate 0,75 Euro.

Kurz vor Ostern hatte Phoenix Solar mitgeteilt, dass sie ihr Restrukturierungsprogramm aufgrund der vom Bundestag beschlossenen starken und vorzeitigen Kürzungen der Solarstromtarife überarbeiten und die Veröffentlichung ihrer anstehenden Bilanzen verschieben muss. Von diesem Restrukturierungsprogramm aber hängt es ab, ob die Banken ihre Kreditlinien verlängern, mit denen Phoenix Solar das Tagesgeschäft finanziert. Ein Bankenkonsortium um die BayernLB hatte 2008 eine Kreditlinie in Höhe von 150 Millionen Euro zugesagt und hätte bereits vor Monaten Gebrauch von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen können, da das Solarunternehmen hohe Verluste machte (wir Opens external link in new windowberichteten über die schwache Neunmonatsbilanz 2011). Die Finanzinstitute ließen sich jedoch für ein Stillhalteabkommen gewinnen, damit Phoenix Solar Zeit bekam, um einen Restrukturierungsplan zu entwickeln. Dieser soll die Banken davon überzeugen, dass das Unternehmen trotz der stark verschlechterten Marktsituation wieder in die Erfolgsspur zurückfinden wird.

Nach Einschätzung von Fechner geht es bei den Verhandlungen um eine Summe, die unterhalb der genannten 150 Millionen Euro liegt. Dem Unternehmen müsse es gelingen, die Kosten zu senken und sich auf die margenstarken Bereiche der Wertschöpfung zu konzentrieren. Aber durch die Neugestaltung der Solarstromtarife in Deutschland und der anstehenden Tarifkürzungen in Italien, einem weiteren für Phoenix Solar wichtigen Markt, hätten sich die Grundlagen für das bisherige Konzept gravierend verändert. Das Solarunternehmen sei besonders von der angestrebten Streichung des festen Einspeisetarifs für Solarstrom aus Großanlagen ab zehn Megawatt (MW) betroffen (per Opens external link in new windowMausklick gelangen Sie zu einem Beitrag über die Solarkürzungen).

Unternehmenssprecherin Andrea Wegner erklärte auf Anfrage von ECOreporter.de, dass die Kürzungen der Solarstromtarife angesichts des enormen Preisverfalls bei Solarkomponenten zwar grundsätzlich sinnvoll seien. Kritisch sehe man bei Phoenix Solar jedoch neben der abrupten Einführung zum 1. April insbesondere die Höhe der Kürzungen – und eben die Grenze bei 10 MW. „Bei großen Solarkraftwerken besteht für Investoren keine Planungssicherheit mehr“, stellte sie fest, die Wirtschaftlichkeit der Investition sei fortan nicht mehr gesichert. „Wir sehen derzeit keine Möglichkeiten, große Kraftwerke nach dem 30.  September 2012 [dann endet die Übergangsfrist für bereits in Angriff genommene große Solarprojekte –  Anm. d. Red.] wirtschaftlich darzustellen“, räumte Wegner ein.

Dabei erwirtschaftete das Solarunternehmen noch 2011 große Anteile seines Umsatzes im deutschen Solarmarkt, bei der letzten veröffentlichen Zwischenbilanz vom November 2011 für die ersten neun Monate des letzten Jahres waren es rund 40 Prozent. „Im europäischen Ausland entwickeln sich derzeit die Märkte in Griechenland und Frankreich positiv. Darüber hinaus sind wir in Asien und den USA gut unterwegs“, hält dem die Unternehmenssprecherin entgegen. In Frankreich ist nach einem ersten Photovoltaikboom die Solarstromvergütung im vergangenen Jahr aber ebenfalls stark beschnitten worden. Wegner dazu: „Es gibt eine große Anzahl an Freiflächen-Anlagen, die noch unter den alten Konditionen die Baugenehmigung erhielten, aber erst jetzt nach und nach gebaut werden. Hier realisieren wir derzeit noch Anlagen, die wir im letzten Jahr akquirieren konnten.“  Ferner hob die Unternehmenssprecherin hervor, dass Phoenix Solar einen erheblichen Teil des Frankreich-Umsatzes über den Handel mit Solarkomponenten erwirtschafte. „Wir sind unter den führenden Händlern in Frankreich positioniert“, sagte sie.   

Griechenland hat zwar hervorragende natürliche Bedingungen und lukrative Einspeisetarife für Solarstrom, doch aufgrund der Finanzkrise stellen Banken keine Kredite mehr für große Solarprojekte in Hellas zur Verfügung. Wegner sieht darin für Phoenix Solar aber kein großes Problem. „Unser Umsatzschwerpunkt liegt auf dem kleinen Freiflächensegment 80 bis 100 Kilowatt peak (kWp). Hier werden viele Anlagen aufgrund des relativ geringen Investitionsvolumens mit 100 Prozent Equity realisiert. Falls doch Fremdkapital notwendig ist, tragen die Banken ein wesentlich kleineres Risiko als bei großen Multi-MW-Anlagen, weshalb wir hier keine Kreditklemme sehen“, erläuterte sie auf Nachfrage.

Weniger konkret fällt ihre Antwort auf unsere Frage zu Vorhaben von Phoenix Solar in den USA aus. Dort sind die Solarstromkapazitäten in den letzten beiden Jahren stark gewachsen, doch ist es dort für Akteure aus Europa nicht einfach, sich in dem Gewirr aus regional mitunter äußerst unterschiedlicher Marktbedingungen zurecht zu finden. „Wir haben eine schöne Pipeline und werden zu gegebener Zeit über die Projekte berichten“, zeigte sich Wegner dennoch zuversichtlich und betonte: „Wir sind mit unserer Internationalisierungsstrategie auf einem guten Weg.“

Es wird für das Solarunternehmen entscheidend sein, die Banken von seinem Zukunftskonzept zu überzeugen. Die haben das Stillhalteabkommen, das Ende März abgelaufen war, fürs erste verlängert. Der für den 25. April geplante Geschäftsbericht 2011 von Phoenix Solar soll nun voraussichtlich am 10. Mai 2012 erscheinen.

Phoenix Solar AG: ISIN DE000A0BVU93 / WKN A0BVU9
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