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Aufräumen bei Solar Millennium: Vorstandschef schmeißt hin - US-Projektgeschäft verkauft

Den Verkauf von US-Projekten mit einer Gesamtleistungskapazität 2,25 Gigawatt hat die Solar Millennium AG in die Wege geleitet. Dies gab die Spezialistin für solarthermische Großkraftwerke aus Erlangen bekannt. Aktuell werde über die Transaktion aller US-Kraftwerksvorhaben von Solar Millennium noch verhandelt, allerdings habe die Käuferin bereits erste Anzahlungen geleistet, hieß es.


Im unmittelbaren Nachgang dieses Geschäfts trat Vorstandschef  Dr. Christian Wolff heute auf eigenen Wunsch und mit sofortiger Wirkung zurück. Mit der nun laufenden Transaktion sei für ihn der Zeitpunkt gekommen, den Vorstandsvorsitz in neue Hände zu legen, so der scheidende Vorstandschef.  Wolff, der sein Amt erst im Januar 2011 angetreten hatte, bleibe für Solar Millennium allerdings weiter beratend tätig, hieß. Der Aufsichtsrat bestellte Jan Withag, der bislang unter anderem die Personalplanung der Solar Millennium AG verantwortete, zu Wolffs Nachfolger. Das durch den Opens external link in new windowAbgang von Unternehmensgründer Hannes Kuhn frei gewordene Amt als dritter Aufsichtsrat des Unternehmens habe unterdessen Marc Van Herreweghe übernommen. Der studierte Ingenieur und Rechtswissenschaftler arbeitet laut Solar Millennium beim Tabakkonzern British American Tobacco (BAT).


Die Vorgeschichte zum Verkauf der US-Projekte von Solar Millennium: Ursprünglich plante Solar Millennium an fünf Standorten im Südwesten der USA mehrere solarthermische Großkraftwerke zu errichten. An der Umsetzung arbeitete das Unternehmen mehrere Jahre. Die US-Energiebehörde sagte 2010 Garantien für zinsgünstige Staatskredite im Wert von bis zu 2,1 Millarden US-Dollar und genehmigte umfangreiche Bauarbeiten am Standort Blythe in Nevada, wo ein solarthermisches Großkraftwerk mit 1.000 Megawatt Leistungskapazität entstehen sollte. Im August 2011 kündigte Solar Millennium dann überraschend einen Technologieschwenk für das US-Projektgeschäft an und erklärte, in Amerika im großen Stil auf Photovoltaik zu setzen - eine kaufmännische Entscheidung, wie das  Unternehmen betonte (ECOreporter.de Opens external link in new windowberichtete).

Diese Entscheidung zog zwangsweise den Verzicht auf die milliardenschweren Kreditgarantien nach sich – diese waren nämlich technologiegebunden. Sie verunsicherte die Anleger und ließ so die Solar-Millennium-Aktie abstürzen. Außerdem führte  die Entscheidung letztendlich auch dazu, dass eine jüngst begebene Anleihe bis auf weiteres nicht mehr vertrieben wird, die Solar Millennium 100 Millionen Euro frisches Kapital unter anderem für das US-Projektgeschäft einbringen sollte (mehr dazu lesen Sie Opens external link in new windowhier).


Nun hat Solar Millennium mit der Photovoltaik-Spezialistin solarhybrid AG einen Käufer für alle seine US-Projekte gefunden. Das vergleichsweise kleine Unternehmen aus Brilon (für das Gesamtjahr 2011 rechnet der solarhybrid-Vorstand mit 400 Millionen Euro Umsatz und 15 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern) soll die Projekte über ihre US-Tochtergesellschaft solarhybrid USA LLC nun erst zwischen 2013 und 2017 als Generalunternehmer realisieren. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Nur so viel wurde bekannt gegeben: Solar Millennium erhalte dafür die gesamten bisher in den USA getätigten Investitionen zurück und werde am Gewinn bei der Realisierung beteiligt.

Die beiden Unternehmen gehen davon aus, das Geschäft noch im laufenden Monat komplett abzuschließen. Die solarhybrid AG rechnet Stand heute damit, dass ihr dieser Deal mit Solar Millennium zwischen 2013 und 2017 zusätzlich bis zu 5 Milliarden US-Dollar Umsatz bescheren könnte.


„Mit diesem Schritt würden wir zweifelsfrei einen einmaligen Eintritt in den amerikanischen Markt erreichen und einen enorm wichtigen Schritt zur Internationalisierung der solarhybrid AG vollziehen. Wir sind zuversichtlich, die Verträge bis zum 31. Oktober zu finalisieren“, kommentierte der CEO der solarhybrid AG, Tom Schröder.


Der zurückgetretene Vorstandsvorsitzende der Solar Millennium AG Dr. Wolff erklärte: „Die Vereinbarung über die US-Projekte ist für Solar Millennium und seine Aktionäre wirtschaftlich und strategisch ein Gewinn.“ Solar Millennium wolle sich seinerseits auf die Realisierung bereits geplanter und neuer Solarthermie- und Hybridkraftwerke in Europa, Asien, Nordafrika und Lateinamerika konzentrieren und seine entsprechenden Technologie-Plattformen erweitern.


Das Geschäft brachte die Aktienkurse der beiden Unternehmen direkt gehörig in Bewegung. Bis 12:00 Uhr legte die Aktie der Solar Millennium AG im Xetra heute einen Sprung um mehr als 15 Prozent hin und notierte zwischenzeitlich bei 2,88 Euro. Damit lag das Beteiligungspapier allerdings noch immer knapp 19 Prozent unter dem Kurs vor vier Wochen und mehr als 87 Prozent unter der Notierung von vor einem Jahr. Die solarhybrid-Aktie kletterte im Xetra bis 12 Uhr um mehr als drei Prozent auf 7 Euro. Damit setzte sie ihren Aufewärtstrend der vergangenen Wochen fort. Im Vergleich zum Kursstand vor vier Wochen legte sie mehr als 22 Prozent zu. Auf Jahressicht gesehen, büßte sie allerdings beinahe 16 Prozent an Wert ein.

Solar Millennium AG: ISIN DE0007218406 / WKN 721840
solarhybrid AG: ISIN DE000A0LR456 / WKN A0LR45

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