Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF

„Ausschreibungsmodelle haben sich noch nie bewährt – warum sollte es ausgerechnet in Deutschland anders sein?“ - Udo Möhrstedt, IBC Solar AG

Das Solarsystemhaus IBC Solar AG aus Badstaffelstein plant und realisiert Photovoltaikanlagen jeder Größenordnung. Im ECOreporter.de-Interview nimmt der Unternehmensgründer Vorstandsvorsitzende Udo Möhrstedt Stellung zu den Plänen der Bundesregierung, Solarparks künftig über ein zentrales Ausschreibungsmodell zu vermarkten und zu fördern (mehr zu den Plänen lesen Sie  hier). Außerdem erläutert er, inwiefern IBC Solar in nächster Zeit noch geschlossene Solarfonds zu den eigenen Projekten anbieten wird und welche Renditen Solaranlagen auf privaten Hausdächern 2015 noch bringen können.

ECOreporter.de: In Kürze sollen größere Photovoltaikprojekte in Deutschland  zunächst testweise über Ausschreibungen vergeben werden. Mittelfristiges Ziel ist die Abschaffung der festen Einspeisevergütung, so wie sie bisher im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) verankert ist. Was ist von den Plänen zu halten?

Udo Möhrstedt:  Wir haben mit dem EEG ein wegweisendes Fördermodell für Photovoltaik entwickelt, das heute weltweit nachgeahmt wird. Statt dieses sinnvoll weiterzuentwickeln, wird nun zusätzlich ein Ausschreibungsmodell eingeführt. Ich halte von diesen Plänen nichts. Branchen- und Verbraucherverbände und sogar Teile der Energiewirtschaft haben sich ebenfalls klar dagegen ausgesprochen. Ausschreibungsmodelle haben sich noch nie bewährt – warum sollte es ausgerechnet in Deutschland anders sein? Aber momentan ist es ja erst einmal ein Pilotprojekt. Noch haben wir das EEG.

ECOreporter.de: Wo sehen Sie die wichtigsten Stärken und oder Schwächen des Ausschreibungsmodells, so wie es derzeit geplant ist?
Möhrstedt:  Eine große Hürde sind die Anfangsinvestitionen. Der Entwurf sieht vor, dass Projektierer finanzielle Sicherheiten hinterlegen müssen. Dazu kommen Kosten bei der Projektentwicklung, Stichwort: Bebauungsplan. Der ist laut Entwurf ebenfalls nötig und kostet nochmal mehrere zehntausend Euro. Und das alles muss finanziert werden ohne die Sicherheit, dass das Projekt den Zuschlag bekommt. Es gibt nicht viele Projektierer, die so liquide sind, dass sie das stemmen können. Und Banken machen da erst recht nicht mit. Man muss das so sagen: Bieter lassen sich auf ein Vabanquespiel ein.

ECOreporter.de: Lohnen sich größere Solarparks in Deutschlands für Projektierer und Investoren mit der Umstellung noch, oder wird dieses Geschäftsfeld damit abgewürgt?

Möhrstedt:  Natürlich lohnen sich Solarparks, ganz unabhängig vom Ausschreibungsmodell. Bei einer nachweisbaren Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren bei den Modulen kommen wir in der Freifläche in den Bereich von 6 Cent Gestehungskosten – da ist ein riesiges Potential!


ECOreporter.de: Einzelne Projektierer und Anlagenbetreiber verlagern ihre Geschäfte verstärkt ins Ausland. Wird IBC Solar vergleichbare Schritte tun? Und welche Auslandsmärkte sind derzeit interessant?

Möhrstedt:  IBC SOLAR ist schon seit vielen Jahren international aktiv, als Systemhaus, als EPC-Dienstleister und als Projektierer. Seit 2012 erschließen wir verstärkt neue Märkte wie beispielsweise Indien und afrikanische Staaten. Seit Mitte 2013 haben wir nochmals einen Schwerpunkt auf die Internationalisierung des Projektgeschäfts gesetzt. Mittel- und Südamerika sind sehr interessant und vor allem der japanische Markt, wo wir inzwischen schon einige Projekte gebaut haben.

ECOreporter.de: Wird sich IBC Solar an Ausschreibungen in Deutschland beteiligen?

Möhrstedt:  Wir werden uns wohl an der ersten Runde beteiligen um das Prozedere mal durchzuspielen.

ECOreporter.de: IBC Solar hat bisher auch Bürgersolarfonds – also Direktbeteiligungen – zu größeren Solarparks in Deutschland auf den Markt gebracht. Hat dieses Marktsegment mit der Umstellung auf das Ausschreibungsmodell noch Zukunft?

Möhrstedt:  Momentan legen wir keine neuen Solarfonds auf, aber das kann sich wieder ändern. Allerdings haben rein renditegetriebene Vermarktungsmodelle in Deutschland ihre Zeit gehabt. Heute wird das Geld durch Direktverbrauch erwirtschaftet – man spart Kosten, indem man seinen eigenen Strom erzeugt und direkt verbraucht. Welche Modelle da in Zukunft in Kombination mit dem Ausschreibungsmodell möglich sind, muss man sehen. Im Moment stehen da noch zu viele Fragezeichen.

Bild: Ein Bürgersolarpark von IBC Solar in Deutschland. / Foto: Unternehmen

ECOreporter.de: Lohnt sich die kleine eigene Dachsolaranlage noch und welche Rolle spielen Speichersysteme dabei heute und in nächster Zukunft?


Möhrstedt:
  Kleine, aber auch größere Dachanlagen lohnen sich mehr denn je – indem Hausbesitzer und Unternehmen sie für die Selbstversorgung mit Sonnenstrom nutzen. Der ist mit unter 15 Cent nur halb so teuer wie der Strom vom Energieversorger! Mit jeder selbstverbrauchten Kilowattstunde sparen die Leute also bares Geld. In Rendite umgerechnet sind das 5 Prozent und mehr, da kommt momentan keine andere Geldanlage mit. Speicher sind dann der nächste Schritt um den Eigenverbrauch weiter zu erhöhen. Aber dafür müssen die Batterien noch günstiger werden, wir müssen bei der Produktion in die Masse kommen. Daran arbeiten wir. Die Preise beginnen schon zu sinken. Der Zubau bei Speichern lag 2014 schon bei 8.400 Systemen, für 2015 sind 12.000 prognostiziert.

ECOreporter.de: Wir danken für das Gespräch, Herr Möhrstedt.

ECOreporter.de hat Beteiligungsangebote von IBC Solar durchleuchtet. Hier gelangen Sie zum  ECOanlagecheck des Bürgersolarparks Schandelah.
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