Finanzdienstleister

Banken mit einer Mission - wie Kirchenbanken auf Nachhaltigkeit setzen und wer bei ihnen Kunde werden kann

Die rund 15 deutschen Kirchenbanken engagieren sich zunehmend für das nachhaltige Investment. Das Ziel dabei: den eigenen ethischen Anspruch als christliche Institution auch bei der Geldanlage zu erfüllen. Auf welche Weise wollen die einzelnen Kirchenbanken dies leisten? Welche Instrumente setzen sie ein und welche nachhaltigen Produkte vermitteln sie? Wer kann bei Ihnen Kunde werden? ECOreporter.de hat nachgefragt:

Die Pax-Bank eG gehört mit einer Bilanzsumme von 1,78 Milliarden Euro und einem Kundengeschäftsvolumen von 4,3, Milliarden Euro zu den größeren Kirchenbanken in Deutschland. Neben den acht Filialen in deutschen Städten wie Mainz und Berlin gibt es auch eine Niederlassung in Rom, in der Kunden vorsprechen können. Diese genossenschaftlich organisierte Bank war ursprünglich von Priestern für Priester gegründet worden. Heute ist sie im Besitz von Privatpersonen aus dem kirchlichen Bereich und von Einrichtungen der katholischen Kirche. Die Klientel besteht hauptsächlich aus Ordensgemeinschaften, Bistümern, Kirchengemeinden und deren Sozialeinrichtungen. Deren Beschäftigte bilden das Gros ihrer Privatkunden, aber die Pax-Bank betreut auch Christen anderer Konfessionen. Ihnen bietet sie die üblichen Bankangebote, vom Girokonto mit EC-Karte und Online-Banking bis zur Vermögensverwaltung. Spar- oder Termineinlagen sind ebenso möglich wie das Bausparen, Investments in Inhaberschuldverschreibungen der Pax-Bank, in nachhaltige Fonds und in Mikrofinanz.

Laut Unternehmenssprecher Alfred Krott soll die Verwendung der Anlagegelder die „christlich geprägte Werteorientierung“ seiner Bank spiegeln. „Die Förderung des Auftrages der Kirche ist für die Pax-Bank als Genossenschaftsbank Ziel und Zweck ihrer Geschäftstätigkeit“, so Krott. Eigenanlagen würden „nur bei Emittenten einwandfreier ethischer Bonität getätigt“. Die Kundenberatung und die Produktgestaltung der Pax-Bank folge ethischen Richtlinien, die ein eigens beauftragter Ethik-Beirat entwickelt habe. Auch habe man einen eigenen Ethik-Kodex für den Umgang mit Kunden und Mitarbeitern verfasst. Ethische Geldanlagen zählt die Pax-Bank zu ihren Kerngeschäftsfeldern. Sie hat laut dem Unternehmenssprecher unter anderem eine eigene Methode zur Auswahl ethisch orientierter Aktiengesellschaften entwickelt. Dies sei in Zusammenarbeit mit der E.Capital Partners aus Mailand und der Einbindung von Ordensgemeinschaften geschehen.

Ihren Kunden bietet die Bank ethische Investmentfonds an, die wie zum Beispiel der LIGA-Pax-Cattolico-Union christliche Anlagekriterien erfüllen. Aufgestellt und überwacht werden dessen Anlagekriterien von den Nachhaltigkeitsexperten der E. Capital Partners und Vertretern der weltweit größten Ordensgemeinschaften, der Jesuiten, Kapuziner und Salesianer. Auch die päpstliche Lateran-Universität und die Business School Bocconi aus Mailand werden eingebunden. Dieses Beratungsgremium entscheidet auch über die Titel im LIGA-Pax-Corporates-Union, einem von der Pax-Bank ebenfalls angebotenen ethisch orientierten Rentenfonds. Ausschlusskriterien sind etwa Empfängnisverhütung und Pornographie. Laut Krott orientiert sich die Bank auch bei den Eigenanlagen an ihrem ethischen Anspruch. Hierfür kämen „nur Emittenten einwandfreier ethischer Bonität“ in Frage. Darüber hinaus hat die Pax-Bank auch den Bereich der Kleinkredite für sich entdeckt. Sie bietet einen Mikrofinanzfond zur Zeichnung an und hat bereits mehrere Mikrofinanz-Zertifikate herausgegeben.

Die Bank im Bistum (BiB) Essen kam 2007 auf eine Bilanzsumme von rund 3,2 Milliarden Euro. Sie wurde vor rund 40 Jahren auf Initiative des Bistums Essen gegründet, ist heute allerdings bundesweit tätig. Viele der über 10.000 Kunden dieser Kirchenbank sind zugleich stimmberechtigte Mitglieder des genossenschaftlich organisierten Finanzinstituts. Zu ihren Kunden zählen neben Kirchen, kirchlichen Einrichtungen und Verbänden auch Krankenhäuser oder Versorgungswerke. Als Privatkunden kommen ausschließlich dort beschäftigte Arbeitnehmer in Frage. Ihnen stellt sie die gesamte Palette der banküblichen Angebote zur Verfügung, darunter an christlicher Ethik ausgerichtete Nachhaltigkeitsfonds. Außerkirchliche Kunden hat die BiB nicht, mit einer Ausnahme: Interessenten für das Investment in Mikrofinanz.

Wie Michael Sommer für die Bank erläuterte, hat sie seit 2007 ihr Engagement auf diesem Gebiet intensiviert. Das Engagement der Bank im Bereich Mikrofinanz fuße auf zwei Säulen, so Sommer. Zum einen vergebe sie selbst Mittel an Mikrofinanzinstitut in Mittelamerika, in Georgien und Aserbaidschan. Damit stelle sie direkt vor Ort Mittel für Klein- und Kleinstkredite an Bevölkerungsschichten zur Verfügung, die sonst keinen Zugang zu Kreditmitteln haben. Zum anderen setzt die BiB auf ein Produkt der responsAbility AG aus Zürich in der Schweiz. Die Gesellschaft ist spezialisiert auf soziale Investments in Entwicklungsländern. Mit dem Luxemburger responsAbility Mikrofinanzfonds (SICAV) sammelt sie Mittel ein, um damit Kredite an Kleinstunternehmen in Entwicklungsländern zu finanzieren. Solche Mikrokredite umfassen oft nur wenige Hundert Dollar, eröffnen aber den Kreditnehmern meist eine einmalige Gelegenheit, sich eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Der Mikrofinanzfonds investiert rund zur Hälfte in Lateinamerika, zu 23 Prozent in Osteuropa und zu 20 Prozent in Asien. Kooperationspartner sind die Stadtsparkasse Düsseldorf und die BiB, über sie können Anleger in den Fonds einsteigen. Die Essener Kirchenbank bietet ihren Kunden das Investment an, die Mindestanlage beträgt zehn Anteile zu 100 Euro. Laut Michael Sommer hat die BiB gemeinsam mit der Stadtsparkasse Düsseldorf ein Startkapital in der Höhe von Dutzenden Millionen Euro bereitgestellt,  um das Produkt „ins Laufen“ zu bringen. „Insgesamt haben wir im Bereich Mikrofinanz 80 Millionen Euro aufs eigene Buch genommen“, erklärt der Mirkofinanzexperte. Weil der Kirchenbank sehr viel daran gelegen sei, dass sich die Mikrofinanz in Deutschland etabliert, öffne sie sich hier auch für außerkirchliche Anleger.

Bei der Bank für Kirche und Caritas eG aus Paderborn handelt es sich um die jüngste genossenschaftlich organisierte Kirchenbank. An ihr können sich nur Institutionellen Kunden beteiligen. Das Finanzinstitut weist eine Bilanzsumme von rund drei Milliarden auf. Die Bank wurde 1972 als Selbsthilfeeinrichtung kirchlich-caritativer Einrichtungen gegründet. Heute betreut sie als Kunden die katholische Kirche und deren Institutionen sowie deren hauptamtlich beschäftigte Mitarbeiter. Kirchenexternen Kunden steht sie nicht offen. „Wir bieten unseren Kunden inzwischen die gesamte Palette nachhaltiger Finanzprodukte an. Diese reicht neben banküblichen Dienstleistungen von speziellen nachhaltigen Fondsprodukten über Spar- und Termingeldeinlagen bis hin zu Spezialfonds, Vermögensverwaltungen und Direktmandaten“, erklärte Helge Wulsdorf gegenüber ECOreporter.de. Er leitet bei der Bank für Kirche und Caritas den Bereich ‚Nachhaltige Geldanlagen’. Sie habe eigens diese Stabstelle eingerichtet, „um nachhaltige Finanzprodukte unter ethischen Gesichtspunkten beständig weiterzuentwickeln und unsere Geschäftspolitik zunehmend unter dem Vorzeichen der Nachhaltigkeit auszurichten“, so Wulsdorf. Ihm zufolge werden auch die Eigenanlagen der Bank auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Sie habe einen ethischen Nachhaltigkeitsfilter entwickelt, der „mittlerweile in nahezu allen Anlageklassen zum Zug“ komme.

Als erste evangelische Kirchenbank wartet nach eigenen Angaben auch die evangelische KD-Bank aus Dortmund mit einem Nachhaltigkeitsfilter für ihre Eigenanlagen auf. Zu ihr haben sich die Bank für Kirche und Diakonie (BKD) und der Ev. Darlehens-Genossenschaft eG Münster zusammengeschlossen. Institutionen aus Kirche und Diakonie können Genossenschaftsanteile erwerben. Nach Angaben von Banksprecherin Susanne Hammans zählen zu ihrem Kundenkreis evangelisch-kirchliche und diakonische Institutionen und Einrichtungen. „Privatkunden der Bank können alle werden, die unsere christlichen Werte teilen“, erklärt Hammans. Die KD-Bank biete in ihrer Dortmunder Filiale und per Online-Banking das volle Spektrum an Bankdienstleistungen. 2007 habe sie eine Bilanzsumme von 3,8 Milliarden Euro erreicht. Hammans betont, dass bereits ihr Kerngeschäft nachhaltig sei: die Aufgabe, Geldeinlagen der Kunden als Kredite für kirchliche und diakonische Projekte auszugeben. Daneben lege man die Gelder der Kunden auch in Wertpapieren an. Hier greife der Nachhaltigkeitsfilter der Bank. „Durch gezielte Investitionen sollen diejenigen Teilnehmer am Kapitalmarkt aktiv unterstützt werden, die sozial, ökologisch und ökonomisch handeln“, so Hammans. Zurzeit seien 87 Prozent der Eigenanlagen der KD-Bank als nachhaltig eingestuft, so Hammans. 


Die Landeskirchliche Kredit-Genossenschaft Sachsen eG (LKD) arbeitet noch an einem Nachhaltigkeitsfilter für die Eigenanlagen. Die Hausbank der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und der sächsischen Diakonie betreut ihre Kunden von der Niederlassung in Dresden aus und per Online-Banking. Dazu zählen neben christlichen Institutionen ausschließlich Kirchenmitglieder. „Wir bieten das komplette Sortiment moderner Bankdienstleistungen“, führte Banksprecher Alexander Lahr im Gespräch mit ECOreporter.de aus. Das kleine Finanzinstitut mit einer Bilanzsumme von 441 Millionen Euro gehört ihm zufolge institutionellen Kunden aus dem Bereich Kirche und Diakonie. Es biete seinen Kunden als nachhaltige Anlagen diverse Nachhaltige Aktien- und Rentenfonds an, etwa die KCD- und Invesco-Produkte. Hierbei handelt es sich um unter der Mitwirkung der Kirchenbanken entwickelte Investmentfonds. Das Kürzel KCD steht für Kirche, Caritas und Diakonie. Der Aktienfonds KCD-Union-Nachhaltig Aktien investiert zum Beispiel ausschließlich in Aktien, die im Dow Jones Sustainability (DJSI) Group Index ex Tobacco, Alcohol & Gambling enthalten sind. Der Fonds für Orden und Ökumene – Invesco - ist ein vornehmlich für institutionelle Anleger konzipierter Mischfonds. Zu seinen Ausschlusskriterien gehören etwa Rüstung und Atomkraft, Tabak, Alkohol und Gentechnik. Einen Teil ihrer Eigenanlagen habe die LKD selbst in KCD-Fonds investiert, sagte Lahr. Bis wann der geplante Nachhaltigkeitsfilter entwickelt sein soll, konnte er nicht mitteilen. 


Ein Sonderfall unter den Kirchenbanken ist die Bank für Orden und Mission, eine rechtlich unselbständige Zweigniederlassung der vr bank Untertaunus eG. Das erst im August 2003 auf Initiative der Missionszentrale der Franziskaner gegründet Finanzinstitut kommt auf eine Bilanzsumme von 110 Millionen Euro. Dafür setzt es konsequent auf Nachhaltiges Investment.  „Zu unserem Kundenkreis zählen sowohl Privatkunden, die eine transparente Form der ethischen Geldanlage suchen, als auch institutionelle Kunden wie Ordensgemeinschaften, kirchliche, soziale und gemeinnützige Einrichtungen und Stiftungen, die den Gedanken der ethischen, nachhaltigen Geldanlage unterstützen“, erklärt Marie Christine Abry-Ossa. Laut der Banksprecherin kann bei der Bank für Orden und Mission jeder Kunde werden. Ihr zufolge werden die Kundengelder „nach strengen ethischen Grundsätzen angelegt, die sich an dem Gedankengut des Franziskanerordens orientieren“. Als Produkte hat die Bank etwa nachhaltige Aktienfonds wie den Sarasin New Energy und den Kepler Ethik Pioneer Funds Global Ecology im Angebot, ferner Rentenfonds wie der SEB Invest Ökorent und den Geldmarktfonds Superior Ethik 5.

Mit großem Erfolg hat auch die Steyler Bank aus Sankt Augustin bei Bonn sich 2004 ganz auf nachhaltige Geldanlage ausgerichtet. Sie verbucht seither zweistellige Zuwachsraten, steigerte die Bilanzsumme bis 2007 auf 245,1 Millionen Euro. Die Bank betreibt außer der Hauptgeschäftsstelle auch eine Niederlassung in Mödling in Österreich. Ihre Kunden betreut sie überwiegend über das Telefon und das Internet. Bei ihr kann jeder Kunde werden. Die Bank gehört den Steyler Missionaren. Ihre Gewinne werden komplett in die Missionsarbeit investiert. Sie kommen vor allem sozialen Projekten in Entwicklungsländern zugute. 2007 konnte die Bank nach eigenen Angaben 2,69 Millionen Euro nach Steuern für Hilfsprojekte der Steyler Missionare auf der ganzen Welt überweisen. Zu dem Bankgewinn von 1,05 Millionen Euro kamen 160.000 Euro von Stiftungserträgen und knapp 1,5 Millionen Euro aus Zins- und Kapitalspenden der Steyler-Kunden hinzu. Denn die Bank bietet ihren Kunden bei jedem Produkt an, freiwillig einen Teil der Erträge an die Steyler Missionare zu spenden. Mit diesem Geld werden zum Beispiel Heime für Straßenkinder gebaut, Brunnen gebohrt oder andere soziale Projekte finanziert. Laut Geschäftsführer Norbert Wolf stellt die Steyler ihren Kunden alle Anlageklassen als ethische Geldanlage zur Verfügung: Spar-, Tages- und Festgeldanlagen, Anleihen, Aktien und Investmentfonds. Als Beispiel für die Palette an Fondsprodukten nennt er unter anderem den Vermögensverwaltungsfonds Sarasin Oeko Flex, den Wasserfonds Pictet Global Sector Water und den Aktienfonds Warburg Zukunfts Strategie.



Bildhinweis: Gebäude der Bank im Bistum Essen; Helge Wulsdorf, Bank für Kirche und Caritas. / Quelle jeweils: Unternehmen
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x