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„Batterien-Hersteller werden sich den Erneuerbaren-Energien-Markt erschließen“ – ECOreporter.de-Interview mit Jon Sigurdsen, DnB NOR Asset Management



ECOreporter.de: Wie viel Anlegervermögen verwalten Sie im Carlson Fund - DnB NOR Renewable Energy?

Jon Sigurdsen: Der in Luxemburg ansässige Carlson Fund - DnB NOR Renewable Energy verwaltet aktuell 34,4 Millionen Euro, ein in Norwegen registrierter Schwester-Fonds verfügt über 139,3 Millionen Euro.

ECOreporter.de: Der Carlson Fund - DnB NOR Renewable Energy ist dem Namen nach ein Themenfonds zu regenerativen Energien? Was konkret bedeutet das für die Zusammensetzung des Portfolios?

Sigurdsen: Ein Großteil der Aktien im Portfolio stammt von Unternehmen aus Bereichen der erneuerbaren Energien. Der Fonds investiert weltweit in Unternehmen, die in den Bereichen Erzeugung und Nutzung sauberer Energien sowie Steigerung der Energieeffizienz aktiv sind. Desweiteren beteiligt er sich an Firmen, deren Wirken den Ausbau Erneuerbarer Energien beziehungsweise die Energiewende fördert. Das schließt auch Konzerne ein, die aktiv zur Reduktion der Treibhausgase beitragen.  Als Benchmark nutzen wir den NEX Wilderhill Index.



ECOreporter.de: Welche Anlagestrategie verfolgt der Fonds?  Ist es ein Themenfonds mit Fokus auf Erneuerbare-Energien-Aktien?

Sigurdsen: Wir wählen unsere Titel für das Portfolio nach dem Bottom-Up-Prinzip (hierbei erfolgt zunächst die Analyse einzelner Unternehmen, ehe die Aussichten ganzer Branchen und Marktregionen untersucht werden - Anm. d Red.) Wie hinter all unseren Fonds steht auch hinter dem DnB NOR Renewable Energy eine umfangreiche Finanzanalyse. Um ungewollte regionale oder Sektor bedingte Risiken aus zuschließen, setzen wir bei der Titelwahl nach den „richtigen“ Aktien auf ein strenges Risikomanagement. Unser Anlageuniversum umfasst eine große Bandbreite unterschiedlichster Unternehmen. Deshalb verwenden wir verschiedene Ansätze und Modelle, anstatt die verschiedenen Firmen mit einem gemeinsamen Analyserahmen zu betrachten. Aus unserer Sicht gibt es nicht die eine einzelne gute und richtige Methode, gute Investments herauszufiltern. Schließlich sind die Geschäftsfelder in die wir investieren, einer stetigen Entwicklung unterworfen und stecken zum Teil noch in den Kinderschuhen. Dennoch basiert die Titelwahl auf vier fundamentale Faktoren, die wir als Fondsmanager in die Entscheidungsprozesse einbeziehen.

ECOreporter.de: Welche sind das?

Sigurdsen: Erstens: Wie stark ist die strategische Position des jeweiligen Unternehmens nach Michael E. Porters Fünf-Kräfte Modell  (Dabei geht es um die Konkurrenzsituation durch Mitbewerber und  neue Anbieter sowie mögliche Zugangsbeschränkungen zum Markt. Außerdem berücksichtigt das Modell die Verhandlungsstärke gegenüber Lieferanten und Kunden sowie die mögliche Bedrohung der Marktposition durch  Ersatzprodukte. – Anmerkung d. Red.). Zweitens ist der Aktienkurs im Bezug auf unser jeweiliges Kursziel von Interesse. Drittens ist entscheidend, inwiefern wir eine Marktentwicklung hin zu bestimmten Aktien erwarten. Und viertens stellt sich die Frage, wie sich der Titel auf das Risikomanagement des Portfolios auswirkt.

ECOreporter.de: Inwiefern setzen sie bei der Anlagestratege auch auf Nachhaltigkeit?

Sigurdsen: Wie alle Fonds der Carlson-Fund–Familie setzt auch der Carlson Fund DnB NOR Renewable Energy auf eine Nachhaltigkeitsanalyse. Wir bevorzugen grundsätzlich Unternehmen, die von einer geringeren Klimabelastung profitieren. Urheberrechtsverletzungen und Verstöße gegen die Rechte-Charta des UN Global Compact und der OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen sind Ausschlusskriterien.

ECOreporter.de: Setzt der Fonds bei der Titelwahl auch regionale oder branchenspezifische Schwerpunkte?

Sigurdsen: Nein.

ECOreporter.de: Welches sind die vier größten Positionen im Portfolio und warum haben sie diesen Stellenwert für den Fonds?

Sigurdsen: An Nummer 1 steht der Technologiekonzern Telvent Gis. SA aus Spanien. Wir sind der Meinung, dass deren Probleme im operativen Geschäft sich über Gebühr auf die Aktie niedergeschlagen haben. Wir glauben, dass Telvet stark vom Ausbau effizienterer Stromnetze und der Marktbewegung hin zu mehr Energieeffizienz profitieren wird. Zudem halten wir das Geschäftsmodell der Telvet für tragfähig. Dadurch ergeben sich aus unserer Sicht große Wachstums- und Gewinnpotenziale für das Unternehmen.
An zweiter Stelle steht die spanische Iberdrola Renewables. Dabei handelt es sich um eins der europaweit führenden Erneuerbare-Energien-Unternehmen mit großen Potenzialen im Bereich Offshore-Windkraft in Europa und einer starken Marktposition für die USA. Das Geschäftsjahr 2010 erscheint uns aussichtsreich.
Auf Position 3 steht der US-Konzern LSB Industries. Auf dem US-Markt für geothermische Wärmepumpen nimmt das Unternehmen eine starke Stellung ein. Das Produkt sichert LSB dort große und wachsende Marktanteile. Auch LSB Industries wird von dem Energieeffizienz- und Klimakontrolle-Boom profitieren. Der Titel ist sehr unterbewertet, zumal kaum ein großer Broker diese Aktie hält. Wir glauben, dass sich das ändern und dies die Aktie beflügeln wird.
Die viertgrößte Position im Portfolio ist der US-amerikanische Solarausrüster GT Solar. Nach unserer Meinung wird der Bereich Grundausstattung besonders stark vom zu erwartenden Wachstumsschub der weltweiten Solarindustrie profitieren, und GT Solar bietet in diesem Bereich führende Produkte an.

ECOreporter.de: Welches Geschäftsfeld, in das der Fonds investiert hat, aus ihrer Sicht das derzeit größte Potenzial?

Sigurdsen: Im Bereich Transport und Logistik erscheinen die Rahmenbedingungen aussichtsreicher als in vielen anderen Sektoren. Das betrifft vor allem die Hersteller und Zulieferbetriebe für Elektromobilität und Erdgasfahrzeuge. Speziell die Hersteller von Batteriesystemen erscheinen uns hier aktuell als attraktiv. Die marktinterne Erwartungshaltung ist derzeit eher gering. Wir hingegen sehen hier einige positive Wachstumstreiber. Energieeffiziente Batteriesysteme werden nicht nur in der Automobilindustrie künftig eine große Rolle spielen. Sie werden auch von der steigenden Nachfrage nach Energiespeichersystemen profitieren, etwa für Wind- und Solarenergie. Die Stromproduktion der Erneuerbaren Energien ist in natura großen Schwankungen unterworfen. Wir sind der Meinung, dass sich hier ein neuer Markt für Batteriesysteme-Hersteller eröffnen wird.

ECOreporter.de: Haben Sie in der jüngeren Vergangenheit größere Veränderungen im Portfolio vorgenommen?


Sigurdsen: Wir nehmen täglich kleinere Anpassungen im Portfolio vor, anstatt kurzfristig dramatisch einzugreifen. Wir haben jüngst den Anteil im Bereich Energiespeichersystemtechnik erhöht, weil wir hier gutes Wertsteigerungspotenzial sehen. Unsere größte Position aus diesem Sektor im Portfolio des Carlson Fund – DnB NOR Renewable Energy ist aktuell Exide Technologies. Das Unternehmen ist in der Hybridfahrzeugtechnologie aktiv. Darüber hinaus bietet Exide Technologies interessante Lösungen zur Start-Stopp-Automation an. Hier ergeben sich sehr gute CO2-Einsparpotenziale bei moderaten kosten. Diese Wachstumspotenziale spiegeln sich im aktuellen Kurs der Exide-Technologies-Aktie nicht wider.

ECOreporter.de: Wie gestaltete sich die Wertentwicklung des Fonds seit der Erstemission? Wie hat sich das Finanzkrisenjahr 2008 auf die Wertentwicklung ausgewirkt? War 2009 ein erfolgreiches Jahr?

Sigurdsen: 2007 hatten wir dank einer durchweg guten Titelwahl ein sehr starkes Jahr. 2008 hingegen war sehr schwierig. Es kam zu fundamentalen Veränderungen für die Industrie. Das alles passierte extrem schnell. Es war sehr schwierig, in diesem Marktumfeld umfassende unsere Finanzanalysen durchzuführen. Nichtsdestotrotz haben wir es geschafft, den Fonds auf Kurs zu halten. 2009 war wiederum sehr erfolgreich. Unser Anlagesektor wurde weit unter Marktwert gehandelt. Das bescherte uns eine Auswahl an vielen guten Investmentkandidaten, aus der wir wählen konnten. Das brachte dem Fonds überdurchschnittliche Erträge. Auch 2010: brachte gut 10 Prozent Wertentwicklung.

ECOreporter.de: Wie kam es zur Auflage des Fonds? Welchen Hintergrund haben Sie im Bereich Erneuerbare-Energien-Fonds?


Sigurdsen: DnB NOR Asset Management hat eine lange Tradition als Fondsinitiator im Energiesektor, sowohl im konventionellen als auch im regenerativen Energiebereich. Als ein in Norwegen ansässiger Finanzdienstleister konzentrieren wir uns auf die Anlagebereiche Energie und Technologie. Viele norwegische Unternehmen nehmen auf diesen Geschäftsfeldern führende Positionen ein. Auf diese Weise spezialisiertes Investment-Know-how stellt dazu eine gute Ergänzung dar. Wir haben deshalb auch schon relativ früh gemerkt, dass sich unser spezialisierter Fondsmanagement-Ansatz ideal eignet, um ein Anlageprodukt zu Erneuerbaren Energien aufzulegen. DnB NOR managt Erneuerbare-Energien-Fonds seit 1989. Ich persönlich bin seit elf Jahren bei DnB NOR aktiv und verfüge über viele Jahre Erfahrung im Investmentgeschäft. Wir verfügen über Analystenteams zu den Themen Energie, Technologie und auch Erneuerbare Energie. Im Austausch untereinander haben unsere Experten ein Screening entwickelt, das bislang 400 Unternehmen erfasst.

ECOreporter.de: Worauf sollten Anleger generell achten, wenn sie in Erneuerbare Energien investieren möchten?


Sigurdsen: Kurzfristige Entwicklungen sind in diesem Marktsegment oft nur schwer prognostizierbar. Gründe dafür können Wechsel in der Politik oder auch ein Paradigmenwechsel im Bezug auf das Grundeinstellung zu Energie und Energienutzung sein. Für Privatanleger bieten sich langfristige Investmentmodelle an. Sie sollten ihr Geld langsam und über längere Zeiträume in den Sektor investieren. Aus unserer Sicht macht es außerdem Sinn, zu große politische Risiken zu vermeiden. Solche Risiken können fatale Wirkung haben, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Grundsätzlich sind Unternehmen, die gut ohne Fördergelder auskommen, die besseren Investmentkandidaten.

ECOreporter.de: Wie wird sich der Erneuerbare-Energien-Markt in zukünftig weiter entwickeln?


Sigurdsen: Für einzelne Unternehmen im Marktsegment sehen wir viel Positives. Das ist aus unserer Sicht jedoch noch kein klares Zeichen dafür, dass der der Gesamtmarkt wieder stark ansteigen wird. Das wird auch davon abhängen wie die makroökonomische Entwicklung weitergeht und wie die sich Risikobereitschaft entwickelt. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass sich mit dem Gesamtmarkt auch das Marktsegment regenerative Energie erholen wird. Dann dürften einige derzeit schwächere Werte ihr Tief überwinden und sich sogar besser entwickeln als der Gesamtmarkt. Außerdem sind wir der Meinung, dass die Schere zwischen den starken und den schwachen Aktien aus dem Sektor weiter aufklappen wird. Es gibt für uns gegenwärtig viele interessante Investmentgelegenheiten.

ECOreporter.de: Herr Sigurdsen, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Bildnachweis: Windpark der Iberdrola Renewables S.A. / Quelle: Unternehmen
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