Finanzdienstleister, Faires Gold

Bei welchen Banken bekommen Kunden Fairtrade-Gold?

Raubbau an der Natur, schwerkranke Arbeiter und Kinder in den Minen: Fair gefördertes und gehandeltes Gold soll diese negativen Auswirkungen des Goldabbaus verhindern. Wo aber kann man das Fairtrade-Gold kaufen? Gold mit Fairtrade-Zertifizierung erhalten Anleger unter anderem bei dem "TransFair"-Lizenzpartner Traid GmbH. Eine Alternative ist sogenanntes Recyclinggold, das die Goldsilbershop GmbH anbietet  (lesen Sie dazu unseren Beitrag über Fairtrade-Siegel) . Außerdem vertreibt die Bayerische Landesbank (BayernLB) kleine Fairtrade-Barren einzig und allein über die Sparkassen.

Gegenwärtig macht Fairtrade-Gold nach Auskunft der Sparkassen einen verschwindend geringen Anteil, nämlich zwischen 1 und 3 Prozent der gesamten gehandelten Goldmenge aus. Es sei zudem nur in den Größen ein, zwei, fünf und zehn Gramm erhältlich, schwerere Barren seien nicht verfügbar.

Dem Sparkassen- und Giroverband liegen keine Informationen darüber vor, welche Sparkassen-Filialen tatsächlich Fairtrade-Gold anbieten. "Meines Wissens ist das Engagement der deutschen Sparkassen in Sachen Goldgeschäft auch eher gering", sagt Verbandssprecher Alexander von Schmettow.

Eine Anfrage bei der Stadtsparkasse München zeigt: Die Sparkasse ist selbst kein Großhändler für Gold, sondern beim Goldkauf auf deutsche Großbanken wie BayernLB, Deutsche Bank und Commerzbank und Großhändler wie Umicore (vormals Degussa) angewiesen. "Wir stehen also nicht direkt mit Goldproduzenten in Verbindung", erklärt Sprecherin Angela Baier. Die Stadtsparkasse München kaufe zentral für ihre 77 Filialen ein, die Filialen können also nicht eigenständig entscheiden.

Sparkassen in Dortmund beziehen ihr Gold ebenfalls von der BayernLB. "Bisher ist von unseren Kunden die Herkunft des Goldes nicht thematisiert worden", sagt Sprecherin Katja Schütte. Prinzipiell könnten Kunden aber bei der Sparkasse Dortmund auch fair gehandeltes Gold kaufen.

Nachfrage nach fair gefördertem Gold ist noch gering

Dabei gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot, und die sei laut BayernLB derzeit gering, weil das Produkt bei Kunden noch relativ unbekannt sei. "Erst seit ein paar Monaten bieten wir Fairtrade-Gold an, derzeit gibt es keinen Engpass", sagt Michael Eubel, Abteilungsleiter Sorten/Edelmetalle der BayernLB. Bezogen wird das fair geförderte Gold vom Lizenzinhaber ESG Edelmetalle aus Rheinstetten. Noch sei die Fördermenge in Höhe von wenigen Tonnen Fairtrade-Gold weltweit pro Jahr zu gering, um den kompletten Markt versorgen zu können, sagt Edelmetall-Experte Eubel. "Wenn aber plötzlich alle faires Gold haben wollen, würde ein Engpass entstehen."

Wie viel Fairtrade-Gold die Sparkassen also bereitstellen, ist von Region zu Region, von Stadt zu Stadt unterschiedlich. "Wir liefern unseren Vertriebspartnern, was bestellt wird", erklärt Eubel von der BayernLB. Bislang sei die BayernLB die einzige Großbank, die Fairtrade-Gold vertreibe.

Das Gold für die Fairtrade-Barren stammt aus Minen, die von der Organisation "Fairtrade" zertifiziert sind. Zwar ist das Angebot an Fairtrade-Gold sehr limitiert, es gibt aber eine wachsende Zahl an Juwelieren, die Schmuck aus fairem Handel anbieten. In der Schweiz, wo Fairtrade-Gold schon 2014 eingeführt wurde, bietet die Zürcher Kantonalbank Fairtrade-Goldbarren an.

Und wie sieht es bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken aus? Die meisten Genossenschaftsbanken haben das Sorten und Edelmetall-Geschäft an die ReiseBank ausgelagert, eine Tochter der Zentralbank DZ BANK. Die ReiseBank bietet die Möglichkeit, konventionelles Gold in eigenen Geschäftsstellen anzukaufen oder zu verkaufen oder im Online-Shop gegen Vorkasse zu erwerben – nachhaltig gewonnene "Green Gold"-Produkte seien aber derzeit (noch) nicht erhältlich. Green-Gold-Barren stammen aus vorrangig nach Umweltschutzgesichtspunkten zertifizierten Minen, es werden hohe Standards beim Arbeitsschutz und der Nachhaltigkeit angesetzt.

Für alle großen Barrenlieferanten, mit denen die ReiseBank handelt, gilt aber, dass sie nach dem LBMA-Standard zertfizierte Barren vertreiben. LBMA steht für "London Bullion Market", das ist der wichtigste Platz für den Handel mit Gold. Bei Barren von normalen LBMA-zertifizierten Herstellern wird Gold aus verschiedenen internationalen Quellen wie Minen, Umschmelzgold von Banken, rückgewonnenenes Gold aus Recycling etc. miteinander vermengt und zu Feingold raffiniert.

Die LBMA hat strenge Auflagen: So gibt es Mindestmengen, welche die Firmen pro Jahr erfüllen müssen, regelmäßige Kontrollen, Qualitätsstichproben und einen Kodex über die Herkunft des Goldes, speziell was das Verbot von Zukäufen aus Konfliktregionen angeht.

Außerdem müssen ReiseBank-Lieferanten den  Code of Conduct von Heraeus unterschrieben haben, der unter anderem Zwangs- und Kinderarbeit verurteilt. "Daneben vertreiben wir ausschließlich Münzen aus offiziellen (staatlichen) Münzprägestätten. Im Umkehrschluss gilt: Wir lehnen den Ankauf von Gold nicht nachweisbarer Herkunft ab", erklärt ReiseBank-Sprecher Rüdiger Schmitt.

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