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Betriebliche Altersvorsorge: Es geht auch nachhaltig
Nur etwa die Hälfte aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer hat nach den neuesten Untersuchungen eine bAV“, sagt Gottfried Baer, Geschäftsführer der MehrWert GmbH und ECOanlageberater aus Bamberg. Dabei, so Baer, biete die bAV für Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen rentablen Nutzen. So liege die Förderquote eines bAV-Vertrages bei durchschnittlich 40 Prozent. Damit spart sich der Arbeitgeber die Sozialabgaben, und beim Arbeitnehmer vermindern sich die Steuerlast und unter Umständen die Sozialabgaben.
Baer rechnet das am Beispiel vor: Schließt ein 30-jähriger lediger Angestellter mit einem Bruttoverdienst von 3.000 Euro eine Direktversicherung mit dem Beitrag von 220 Euro monatlich ab, erhält er eine Förderung von 113 Euro. Während also im Vertrag jährlich 2.640 (12 mal 220) Euro landen, hat er davon selbst nur 1.296 Euro aufgewendet. Immerhin 1.344 Euro bekommt er also vom Staat. Der Arbeitgeber hat dabei ebenfalls eine Ersparnis von ca. 43 Euro Sozialabgaben pro Monat, im Jahr 516 Euro. Bis zum 67. Lebensjahr des Arbeitnehmers summiert sich das auf die stolze Summe von fast 20.000 Euro.
Sehr rentabel für Arbeitnehmer in Kleinen und Mittelständische Unternehmen (kurz KMU) ist auch die Umwandlung von Vermögenswirksame Leistungen (VL)-Verträgen. So liegt hier beim angenommenen Beitrag (220 Euro) die Förderung bei monatlich 154 Euro (VL 40 Euro und 114 Euro über Steuer und Sozialabgabenersparnis).
Die bAV ist eine zusätzliche Altersrente, die gegen Altersarmut vorbeugt. “Man legt sich damit für eine lange Zeit fest, hat aber den Vorteil, dass aus kleinen Beträgen am Schluss eine ordentliche Rente zusammenkommt, weil der Zinseszinseffekt genutzt wird“, sagt Baer. Er rät den Arbeitgebern, sich für eine gute Gesellschaft zu entscheiden, die wirklich „grün“ agiere. Hier hat der Arbeitgeber das Wahlrecht. Er muss nicht zulassen, dass die Arbeitnehmer bei verschiedenen Versicherungen Verträge abschließen und das Unternehmen es sodann einer Vielzahl von Versicherern und Betreuern zu tun hat. Bei einem Wechsel des Arbeitgebers kann der Arbeitnehmer seine bAV mitnehmen und beim neuen Arbeitgeber weiterführen. Zur Not kann das Guthaben des alten Vertrags auf einen neuen Versicherer übertragen werden.
Bildhinweis: Gottfried Baer, Geschäftsführer der MehrWert GmbH
Der Experte Martin Schütz aus dem Haus MehrWert weist darauf hin, dass der Arbeitgeber bei einer bAV eine Verantwortung und eine Haftung für die Rentenzusage eingeht. Jeder Arbeitgeber sei verpflichtet, seinen Arbeitnehmern eine bAV anzubieten. Damit sich die Haftung auf ein Minimum reduziere, sollten die Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sorgfältig gestaltet sein.
Laut einer Studie von executive research und TNS Infratest Sozialforschung empfinden in KMU 70 Prozent der Befragten die bAV generell als „Zeichen der Wertschätzung.“ Bei einer umwelt- und sozialverträglichen Lösung ist dieser Hebel noch wirksamer. „Für Unternehmer, die bereits ökoeffizient wirtschaften und nachhaltig produzieren beziehungsweise in einer „grünen“ Branche tätig sind, ist die „grüne“ bAV eine logische Ergänzung ihres Gesamtprofils“, sagt Fachberater Baer. Vielen Unternehmern sei die ökologische, soziale und ethische Nachhaltigkeit wichtig. Manche könnten sie aber nicht oder nur kaum in ihrer Produktionsweise ermöglichen. „Mit der grünen bAV haben sie einen messbaren Ausgleich, der auch ihr Image fördert – nach außen und ebenso nach innen, gegenüber den Arbeitnehmern“, erklärt Baer.
Nachhaltigkeit rentiert sich
Gerade von langfristigen Anlagestrategien wird Zukunftsfähigkeit und mithin Rentabilität erwartet. Insofern gehen bei der Altersvorsorge nachhaltiges und rentierliches Investment Hand in Hand. So hat eine jüngst veröffentlichte Studie von oekom research ergeben, dass die von oekom research mit „Prime“ (besonders nachhaltig agierende Unternehmen) bewerteten Großunternehmen deutlich besser abschneiden als der MSCI World Total Return Index: Von Ende 2004 bis Ende 2011, also in sieben Jahren, bot das „oekom Prime Portfolio Large Caps“ eine um 15,30 Prozent bessere Entwicklung als der konventionelle Index.
Fondsgebundene Produkte
Laut einer Studie der Frankfurter Fortis Investments aus Frankfurt, gemeinsam erstellt mit dem Bundesumweltministerium, nutzen etwas mehr als die Hälfte der analysierten bAV-Produktanbieter Nachhaltigkeitsaspekte in der Vermögensanlage. Dabei handelt es sich meistens um fondsgebundene Produktlösungen.
Fondsgebundene Produktlösungen heißt: „Der Sparbetrag wird bei diesen Produkten monatlich ausschließlich in ausgewählte nachhaltige Investmentfonds angelegt“, erläutert Experte Schütz. Er verweist auf die Möglichkeiten dieser Lösungen. So sollte darauf geachtet werden, dass diese Art von Altersvorsorge eher etwas für lange Ansparphasen aufgrund der Börsenschwankungen sind, auch wenn am Ende die eingezahlten Beiträge vom Versicherer garantiert seien.
Anbieter mit komfortabler Lösung
Einige Versicherungsunternehmen bieten heute gute nachhaltige fondsgebundene Strategien an. Die Stuttgarter Leben hat z.B. mit ihrem Nachhaltigkeitsportfolio „Greenstars“ eine interessante Lösung. Hier gibt es ein aktives Ausgleichsmanagement (heisst: eine jährliche Wiederherstellung der ursprünglichen prozentualen Fondsaufteilung) und ein aktives Ablaufmanagement (das Fondsguthaben wird innerhalb der letzten 5 Jahre in risikoärmere Fonds umgeschichtet, z.B. in Geldmarkt- oder Rentenfonds. Zum Produkt gehört auch ein Sparziel-Info: Die Stuttgarter informiert den Kunden, sobald das Fondsguthaben das Sparziel erreicht hat. Dann kann er das Fondsguthaben vorzeitig absichern.
Hybridprodukte: Fonds und zwei weitere „Töpfe“
Bei den sogenannten „Hybridprodukten“ wird der Sparbetrag auf drei Töpfe aufgeteilt: Auf einen Wertsicherungsfonds, auf freie Investmentfonds und auf den klassischen Deckungsstock des Versicherers. Wirklich nachhaltig sind dann zwar die „freien“ Fonds, aber nicht unbedingt der Wertsicherungsfonds und der Deckungsstock. Unter einem Deckungsstock versteht man die angesammelten Vermögenswerte eines Versicherungsunternehmens. Er dient dazu, die Ansprüche der Versicherten gegenüber dem Versicherungsunternehmen zu erfüllen.
Dritte Kategorie: Klassische Rentenversicherung
Es gibt heute am Markt laut Schütz auch gut durchdachte klassische nachhaltige Rentenversicherungen, die im Rahmen der „grünen“ betrieblichen Altersvorsorge einzusetzen sind. Hierbei sollten ökonomische Ergebnisse und die konsequente Anlage in nachhaltige Wertpapiere und Projekte bei dem Versicherer im Einklang stehen, so Schütz. Solche nachhaltigen Wertpapiere können z.B. Papiere sein, die in die Unternehmen investieren, die eine effiziente Nutzung von Ressourcen und Energie gewährleisten oder die die Förderung „nachhaltigen Wirtschaftens“ mit den Kriterien Lokalität und Qualität leben. Bei „grünen“ Versicherern werden diese Anlagekriterien durch einen Ethik- oder Umwelt- bzw. Ökobeirat bewertet und verantwortet. Dies gilt ebenso für Negativkriterien wie z.B. Produktion und Handel von Waffen oder Ausbeutung von Fauna, Flora, Böden und Meere.
Die Stuttgarter Versicherung habe für Januar eine neue grünen Rentenversicherung angekündigt, bei der 100 Prozent des Sparbeitrags in Projekte fließen, die nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien ausgewählt sind, erklärt Baer. Deren Entwicklung können die Sparer und Anleger in einem jährlichen Anlagebericht mitverfolgen. Der Deckungsstock der Stuttgarter Versicherung sichert dabei die Rente des Sparers ab und liefert Zinsen aus den laufenden Überschüssen (in 2011 waren es 4,4 Prozent). Die Überschüsse bei den klassischen Tarifen haben sich in den letzten Jahren insgesamt etwas zurück bewegt. So lag die Gesamtverzinsung bei guten Gesellschaften vor zehn Jahren bei ca. 7 Prozent. Heute sind es vier bis knapp 5 Prozent.
Doppelte Dividende mit grüner bAV
Unternehmen, die diese neue grüne Rentenversicherung bei sich im Unternehmen als bAV einsetzen, können eigene zu fördernde Projekte bei sich vor Ort vorschlagen. Das kann z.B. sein:
- die eigene Solaranlage auf dem Firmendach
- der Bau einer Immobilie, welche für die Kinderbetreuung benötigt wird
- ein Mehrgenerationenhaus vor Ort
Bildhinweis: Solaranlage auf einem Firmendach. / Quelle: DCM
Für den Einsatz dieser neuen grünen Rentenversicherung im Rahmen der bAV erhalte das Unternehmen ein Zertifikat, das es in der Werbung nutzen könne, so Schütz. BAVen seien für alle Unternehmensgrößen interessant, von einem Mitarbeiter bis zu mehreren Tausend, erklärt Baer. Schließlich könnten kleine und mittlere Unternehmen mit einer bAV etwas bieten, das bei Großunternehmen schon üblich sei.
Baer zählt weitere Vorteile der grünen bAV auf: Das Unternehmen kann die sozialen, ökologischen und ethischen Präferenzen der Mitarbeiter bei der Altersvorsorge berücksichtigen, es wird damit seiner sozialen Verpflichtung gerecht, bindet seine guten Mitarbeiter, ist interessanter für neue Mitarbeiter, lebt seine nachhaltige Ausrichtung konsequent auch beim Thema Altersversorgung, kann das für das Marketing verwenden – und es spart Geld. Das ist die berühmte, von dem Publizisten Dr. Thomas Bauer schon in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts beschriebene „Doppelte Dividende“, die sich aus der nachhaltigen Geldanlage ergibt: Einerseits Rendite, andererseits Nutzen für Umwelt und Mitmenschen. Daher stört an der grünen bAV eigentlich nur eins: Dass sie noch nicht bei allen Unternehmen Standard ist.