Anleihen / AIF

Biogasfonds Hünxe kann versprochene Ausschüttungen nicht leisten – Sprecher gegenüber ECOreporter.de: „stark veränderte Marktbedingungen“

Die Gesellschafter der Aufwind Schmack Betriebs GmbH Hünxe Biogas KG haben 2005 den Bau des Biogaskraftwerks Hünxe finanziert. Wie ECOreporter.de aus Anlegerkreisen erfuhr, kann der Fonds die prospektierten Ausschüttungen derzeit nicht leisten. ECOreporter.de sprach darüber mit Gerald Marunde, Sprecher der Regensburger Fondsinitiatorin Aufwind Schmack Betriebs GmbH.


Seit Ende 2005 speist das Biogaskraftwerk im westfälischen Landkreis Wesel Strom in das Netz der RWE ein. In der Biogasanlage sollen jährlich rund 75.000 Tonnen organische Stoffe verarbeitet werden. Das Anlagenkonzept ist laut dem Emissionsprospekt zu dem Fonds so ausgelegt, dass vornehmlich organische Reststoffe aus Nahrungsmittelproduktion und -verwertung vergoren werden. Für die Annahme und Verarbeitung dieser Stoffe werde die Hünxe Biogas KG Erlöse erzielen, hieß es in 2005. Die Höhe der Erlöse aus der Annahme von Stoffen sei für die ersten zwei Jahre vertraglich festgeschrieben.



ECOreporter.de: Herr Marunde, bestätigen Sie uns, dass die Hünxe Biogas KG die versprochenen Ausschüttungen derzeit nicht leisten kann?
Gerald Marunde: Es trifft zu, dass der Biogasfonds Hünxe derzeit nicht in der Lage ist, die prospektierten Ausschüttungen zu leisten. Hintergrund sind – ähnlich zu der Preisexplosion bei nachwachsenden Rohstoffen – die stark veränderten Marktbedingungen bei Abfallrohstoffen. Diese haben sich sowohl auf die Verfügbarkeit wie auch auf Preise bzw. Entsorgungserlöse bei Abfallstoffen ausgewirkt. Stoffe, die vorher als „wertlos“ eingestuft wurden, haben neue Absatzwege gefunden. Durch Aufbereitung der Abfälle haben die Produzenten zudem aktiv daran mitgewirkt, dass deren Energiegehalte stärker schwanken, so werden beispielsweise energiereiche Fette immer häufiger abgetrennt und gesondert vermarktet.


Für die Betreiber der Anlage Hünxe ist es dadurch zunehmend schwieriger geworden, die Stoffe in der benötigten Menge und Energiedichte zu akquirieren. Die Folge war eine schlechtere Auslastung der Anlage.



ECOreporter.de: Was tut die Betreibergesellschaft, um die Ertragslage zu verbessern?
Marunde: Neben einer Anpassung des Stoffmixes an die neuen Marktbedingungen und der Suche nach alternativen Stoffen wird aktuell zusätzlich versucht, die Ertragseite durch die effizientere Energieverwendung und –verwertung zu optimieren. Ein Teil der Gasproduktion soll nach Möglichkeit aufgereinigt in das Erdgasnetz eingespeist werden. Dafür werden Partner auf der Versorgerseite gesucht. Die neue Gasnetzzugangsverordnung vom 8. April 2008 bietet hierfür das gesetzliche Rahmenwerk.



ECOreporter.de: Wie war die Rohstoffversorgung der Anlage vertraglich geregelt?
Marunde: Die Belieferung von Hünxe mit Abfallstoffen war durch einen Rahmenvertrag mit dem Entsorger Soepenberg geregelt. In der Branche ist es allerdings nicht üblich, dass sich die Abfallproduzenten über langfristige Verträge binden. Marktübliche Laufzeiten betragen meist nur ein bis drei Jahre. Die Preisentwicklung und Stoffströme sind somit generell wesentlich volatiler. Hinzu kommt, dass sich der Brennwert und der monetäre Wert vieler Abfallstoffe komplett gewandelt haben. Entsorger und Abfallverwerter wie z.B. Biogasanlagen müssen sich daher zwangsläufig den Märkten sehr viel schneller anpassen.
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