ECOanlagecheck

Biomassekraftwerke und neuartige Fettabscheidung – Wie attraktiv ist die Beteiligung am Geschlossenen Fonds Chloris Global Energies?

Ab 5.000 Euro in Biomassekraftwerke in einem geschlossenen Fonds investieren: das bietet die immergrün production & development AG an. Der Fonds heißt Chloris Global Energies. 25 bis 250 Millionen Euro sollen für den Fonds zusammenkommen. Ein gutes Angebot für Anleger? ECOreporter.de hat es geprüft und bewertet.


Laut Prospekt soll es bei dem Fonds um den Erwerb und Betrieb von Anlagen gehen. Die Anlagen sollen Energie aus erneuerbaren Rohstoffen und recyclingfähigen Materialien gewinnen. Bei den Materialien soll es sich um Rückstände aus der Nahrungsmittelindustrie sowie aus „argrartechnischen Gütern“ handeln. Es gehe um ein System, mit dem Fette aus Fettabscheidern aufbereitet werden könnten, heißt es. Mit diesen Fetten will Chloris Global Energies in Blockheizkraftwerken (BHKW) Strom und Wärme erzeugen.


Mögliche Standorte für die Blockheizkraftwerke: Deutschland und andere europäische Länder. Ein regionaler Schwerpunkt sei auch in den arabischen Emiraten geplant. Konkrete Standorte wurden den Angaben zufolge noch nicht festgelegt. Es handelt sich bei dem Fonds um einen so genannten Blindpool – es steht also nicht fest, wo der Fonds investiert.

Die Initiatorin immergrün production & development AG hat ihren Sitz in Taufkirchen bei München. Die Gesellschaft ist laut Prospekt im Medienbereich tätig und legt Medienfonds auf.



Rechtliche Konstruktion
Der Anleger beteiligt sich an der Kommanditgesellschaft Chloris Global Energies AG & Co. KG. Komplementärin und geschäftsführende Gesellschafterin ist eine Aktiengesellschaft.


Chloris Global Energies soll die Kraftwerke nicht selbst betreiben, sondern sich an Betreibergesellschaften beteiligen. Für jede Anlage soll eine eigene Gesellschaft in der Rechtsform der AG errichtet werden. Die jeweilige AG werde über einen Aufsichtsrat verfügen, der aus Mitgliedern der Beteiligten besteht. Dazu zählt das Unternehmen den Hersteller der BHKWe, den Betreiber und sich selbst. Die Gesellschaftsanteile der Betreiber-AG würden sich demnach wie folgt aufteilen: 45 Prozent Chloris Global Energies, 30 Prozent Betreiber und 25 Prozent Hersteller.

Der Anleger soll Erträge aus Gewerbebetrieb erzielen.



Eigenkapitalhöhe, Platzierungsgarantie und Mittelverwendungskontrolle
Der Fonds soll zu 100 Prozent mit Eigenkapital finanziert werden. Das minimale Platzierungsvolumen beträgt 25 Millionen Euro; Maximum: stolze 250 Millionen Euro. Platzierungsende ist der 30. Juni 2009, eine Verlängerung bis 31.Dezember 2009 ist möglich. Es gibt keine Platzierungsgarantie. Die Mittelverwendungskontrolle liegt bei einem Steuerberater.



Fondsnebenkosten
Das Agio beträgt 5 Prozent. Weitere Kosten fallen an für Fondskonzeption, Beratungskosten sowie Vertriebskosten an. Von 100 Euro, die ein Fondszeichner investiert (inklusive Agio), sollen knapp 84 Euro in die Blockheizkraftwerke investiert werden. Neben dem Agio entfallen die größten Positionen auf die Kosten für die Eigenkapitalvermittlung und Verwaltung. Bei einem Zeichnungsvolumen von 25 Millionen Euro belaufen sie sich laut Prospekt auf 2,125 Millionen Euro.



Laufzeit und Ausschüttung

Die planmäßige Laufzeit des Chloris Global Energies beträgt den Angaben zufolge zehn Jahre bis 2018. Die erste Ausschüttung soll im Jahr 2010 mit 11,56 Prozent der Zeichnungssumme (ohne Agio) erfolgen. Die Ausschüttungen sollen bis auf 23,6 Prozent in den Jahren 2013 bis 2018 steigen. Die prognostizierte Gesamtausschüttung beträgt laut Prospekt 275 Prozent. 100 Prozent sind davon abzuziehen für die Einlage des Anlegers. Vorhergesagter Gewinn daher: 175 Prozent.



Technik
Kern des Angebots ist das System zur Abscheidung von Fetten. Laut Emissionsprospekt handelt es sich dabei um ein patentiertes Filtersystem. Fette aus Fettabscheidern hätten in der Regel einen sehr hohen Säureanteil, dieser schädige die Motoren. Durch das Filtersystem und eine spezielle Behandlung der Motoren sei man in der Lage, den Säureanteil umzuwandeln und zu neutralisieren, so Chloris Global Energies. Wir wüssten allerdings gerne: Wer hält das Patent? Wer stellt die BHKWe her?



Erträge
Der Fonds soll drei Einnahmequellen bekommen: Den Verkauf von Wärme, Strom und den der Kraftwerke - nach sieben oder neun Jahren. Käufer soll der Betreiber werden.

Die Erträge der Betreiber-Aktiengesellschaften (Strom- und Wärmeverkauf minus Kosten) sollen entsprechend der Anteile auf die Aktionäre aufgeteilt werden. Nach sieben Jahren Betriebszeit soll der Betreiber die Anlage zu einem Festpreis übernehmen.



Ökologische Wirkung
Die energetische Nutzung von Altfetten ist positiv zu bewerten. Auch eine gekoppelte Produktion von Strom und Wärme (BHKW) ist ökologisch sinnvoll.



Risiko
Das Risiko des Anlegers ist auf seine Kapitaleinlage beschränkt. Es besteht keine Nachschusspflicht.


Unklar bleibt, welche evtl. Preise für Altfette zu zahlen sind. Die Erlösseite ist hinsichtlich der Einspeisevergütung für Strom aus Blockheizkraftwerken in Deutschland über die nächsten 20 Jahre sicher – wenn die Kraftwerke denn Strom produzieren. Da die Angaben dieses Fonds zur Technologie und zu den Anlagen jedoch sehr dürftig erscheinen, ist es kaum möglich zu beurteilen, welche Chancen auf einen erfolgreichen Anlagenbetrieb bestehen.


Positiv fällt ins Gewicht, dass der Anlagenhersteller über seinen Kapitalanteil an den Betreibergesellschaften mit ins Risiko einsteigen soll.


Doch fehlen Angaben zur Praxistauglichkeit der „patentierten Fettabscheidung“. Weder sind wissenschaftliche Studien über das Verfahren einsehbar, noch sind Referenzanlagen genannt. Dem Anleger ist es somit nicht möglich, sich ein sachgerechtes Bild von der Qualität des Beteiligungsangebotes zu machen.


Der Fonds soll ausschließlich aus Eigenmitteln finanziert werden. Für den Anleger wäre es etwas beruhigender, wenn er wüsste, dass eine kritische Bank das alles geprüft hat und mit Krediten einsteigt.



Fazit:

Finanziell

Die Ertragsprognosen der Chloris Global Energies können aufgrund der spärlichen Informationen kaum nachvollzogen werden. Auf eine Reihe von Fragen zu dem Angebot erhielt ECOreporter.de trotz mehrmaliger Nachfrage keine Antworten. Blind Pool-Konstruktionen wie die vorliegende müssen nicht zwangsläufig hochriskant sein – beispielsweise wenn erfahrene Initiatoren mit bekannten Technologien und Geschäftsmodellen arbeiten. Im Fall der Chloris Global Energies handelt es sich jedoch um eine unbekannte Technik, für die die Initiatoren zudem keinerlei Referenzen vorlegten. Damit bewegt sich der Fonds in einem Bereich, der professionellen Risikokapital-Investoren vorbehalten bleiben sollte, nicht privaten Anlegern.


Nachhaltigkeit
Da es sich um eine Blind-Pool-Konstruktion handelt, können nur allgemeingültige Aussagen zur Nachhaltigkeit getroffen werden: Sowohl die Nutzung von Altfetten als auch der Betrieb von BHKWs sind ökologisch sinnvoll  - wenn das Verfahren denn funktioniert.



ECOreporter.de-Empfehlung
Private Anleger sollten nicht in den Fonds Chloris Global Energies investieren. Der Risikokapital-Charakter des Angebots eignet sich nicht für diese Zielgruppe.




Basisdaten
Anbieter: immergruen production & development AG
Fondsname: chloris Global Energies AG & Co. KG
Datum der Prospektaufstellung: 21. April 2008
Rechtsform: AG & Co. KG
Fondswährung: Euro
Zeichnungsfrist: bis 30.6.2009 , verlängerbar bis 31.12.2009
Gesamtinvestitionsvolumen (ohne Agio) : 25 bis 250 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio) : 25 bis 250 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme : 5.000 Euro
Gesamtinvestitionsvolumen (inklusive 5%-Agio) :  26,25 bis 262,5 Millionen Euro
Ausschüttung: 275 %


BaFin Gestattung: ja
Leistungsbilanz des Anbieters: nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: nein
Mittelverwendungskontrolle: Steuerberater Wiesner aus Grasbrunn
Generalübernehmer der Anlagen: united global energies AG, Regensburg, gegründet 2008
Kaufmännische und technische Betriebsführung: Betreiber werden noch gesucht
Degradation des Kraftwerks: 0,05 % pro Jahr ab 2011
Anteile handelbar: theoretisch ja, praktisch muss aber Käufer gefunden werden
Kündigungsfrist: erstmals zum 31.12.2018
Prüfung der künftigen Jahresabschlüsse durch Wirtschaftsprüfer: nein
Versicherungen: Betriebshaftpflicht sowie Betriebsunterbrechung und Elementarversicherung


Bitte sorgfältig beachten:
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