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Bleibt die Marktmacht chinesischer Solarfirmen ungebrochen?

Ein positives Fazit haben die Veranstalter der Intersolar Europe 2013 gezogen. Die nach deren Angaben weltweit größte Fachmesse für die Solarwirtschaft wurde am Freitag, den 21. Juni beendet. Die Veranstalter zählten rund 50.000 Besucher aus über 150 Ländern und 1.330 Aussteller aus 47 Ländern. Mit 53 Prozent kam die Mehrheit der Aussteller aus dem Ausland, bei den Besuchern lag der Auslandsanteil in diesem Jahr mit rund 44 Prozent nur leicht darunter. Damit spiegelte die Intersolar Europe 2013 die Entwicklung im Weltmarkt, in dem vor allem Marktteilnehmer aus China eine immer wichtigere Rolle spielen.

Das dürfte sich auch durch die Einführung von EU-weiten Strafzöllen auf Solartechnik aus der Volksrepublik kaum ändern. Auf der Intersolar stellten Hersteller aus China ganz offen ihre Pläne vor, wie sie die in diesem Monat eingeführten Antidumpingzölle umgehen wollen (mehr über die Strafzölle der EU erfahren Sie hier). Dazu zählt etwa Canadian Solar, ein Solarhersteller mit Konzernzentrale im kanadischen Ontario, der aber vor allem in China produziert und überwiegend im Besitz von Chinesen ist. Laut Vertriebsvorstand Yan Zhuang will sein Unternehmen einfach einen Großteil der Solarkomponenten in Südafrika, in einem arabischen Land oder in der Türkei fertigen. Ähnlich äußerte sich mit Dany Qian auch ein Vorstand der chinesischen JinkoSolar. Dagegen hat China Sunergy bereits damit begonnen, in einer türkischen Solarfabrik zu fertigen und von dort aus Kunden ins nahe Europa zu beliefern.

Doch auch andere Aspekte sprechen dafür, dass chinesische Solarhersteller trotz der Antidumpingzölle der EU weiter gute Vertriebschancen haben. So rechnen sie nach eigenen Angaben mit einer stark steigenden Nachfrage aus ihrem Heimatmarkt. Denn seit in China feste Einspeisetarife für Solarstrom eingeführt wurden, erreicht das Land bei der Photovoltaik die stärksten Zubaugrößen weltweit. Laut Angaben von JinkoSolar dürfte sich der Zubau allein in diesem Jahr auf etwa acht Gigawatt (GW) belaufen. Zum Vergleich: selbst der bislang weltgrößte Photovoltaikmarkt Deutschland hat diese Marke noch nie in einem Jahr geknackt. In 2014 soll sogar eine neue Solarstromleistung von zehn GW installiert werden. Da westliche Hersteller in China kaum zum Zuge kommen, entfällt diese Nachfrage nahezu ausschließlich auf die einheimischen Produzenten von Solarkomponenten. Die erzielen zwar in China weitaus geringere Preise als in Europa, können aber so ihre starken Produktionskapazitäten auslasten.

Und die Produktionskosten der chinesischen Solarhersteller werden weiter deutlich sinken. Das sagt eine aktuelle Studie von Greentech Media (GTM) Research aus San Francisco voraus. Die Marktforscher aus den Vereinigten Staaten erwarten, dass die Produktionskosten von Firmen wie Jinko Solar, Renesola, Trina Solar und Yingli Green Energy im Schnitt 0,50 US-Dollar je Watt Solarstromleistung bis 2017 auf ganze 0,36 Dollar fallen werden. Dies werde ihnen vor allem durch eine stärkere Automatisierung und durch effizientere Produktionsprozesse gelingen.

Shyam Mehta ist Chefanalyst bei GTM Research. Er führt an, dass diese Kostensenkungen keineswegs spektakulär seien. Mit einer jährlichen Kostenersparnis von 6,5 Prozent bis 2017 liege die Rate sogar unter den Kostensprüngen der jüngeren Vergangenheit.

Wie Mehta erläutert, haben schon in den letzten Jahren neue Schneideverfahren bei Solarwafern enorme Kürzungen der Produktionskosten ermöglich. Bei gewöhnlichen Solarherstellern wird der Rohstoff Silizium zu Ingotblöcken gebrannt, die dann mit Sägen in Scheiben geschnitten werden, in so genannte Wafer. Durch den verstärkten Einsatz von Diamantsägen könne man immer präziser sägen und falle wenige Verschnitt an, so Mehta.

Auf Solarwafern werden in mehreren nachfolgenden Bearbeitungsschritten Solarzellen und hieraus wiederum Solarmodule hergestellt. Laut dem Chefanalyst bei GTM Research sind auch hier deutliche Kosteneinsparungen möglich, unter anderem, weil sich bei einzelnen Materialien für die Produktion von Solarkomponenten ein großes Überangebot im Markt abzeichnet. Das gelte etwa für Verkapselungsstoffe oder für Beschichtungen von Solarmodule. Hier seine die Zulieferer der Solarhersteller zu Preisnachlässen gezwungen.
Keinen weiteren Preisverfall erwartet Mehta allerdings bei Silizium, dem wichtigsten Rohstoff für die Produktion gewöhnlicher Solarmodule. Zu dessen größten Produzenten weltweit gehört die deutsche Wacker Chemie AG. Mehta rechnet damit, dass der Kilopreis für Silizium sich bis 2017 stabil bei rund 18 Dollar halten wird.
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