Fonds / ETF

Bürgerstiftung Braunschweig: Fonds für Stiftungen jetzt nachhaltig ausgerichtet

Als bisher einzige deutsche Bürgerstiftung hat die Bürgerstiftung Braunschweig einen Stiftungsfonds ins Leben gerufen. Dieser Mischfonds, 2013 aufgelegt, soll sein Vermögen nun nachhaltig investieren. Dazu hat die Stiftung eigene Ausschlusskriterien entwickelt, gemeinsam mit der Nachhaltigkeitsrating-Agentur imug aus Hannover.

Was gab den Anstoß für den Fonds – und die jetzige Neuausrichtung? "Die Idee zum Stiftungsfonds kam uns, weil wir mittlerweile das Vermögen von insgesamt 40 anderen Stiftungen verwalten. Da stellte sich die Frage, wie wir das Geld aus den verschiedenen Depots anlegen sollen", erklärte Ulrich Deissner, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Braunschweig, gegenüber ECOreporter.de.

Statt aber in vorhandene "anonyme Fonds aus Luxemburg" zu investieren, wollte die Bürgerstiftung selbst mitentscheiden, wohin das Vermögen fließt. Gemeinsam mit ihrer Hausbank, der Braunschweigischen Landessparkasse (diese gehört zur Nord/LB), entwickelte sie deshalb den Bürgerstiftungsfonds. Mittlerweile sei das Volumen auf 16 Millionen Euro angewachsen, so Deissner. Seit seiner Auflage in 2013 legte der Fonds rund 8 Prozent an Wert zu.


"Wir wollten eigene Werte entwickeln"

Nun ging die Bürgerstiftung noch einen Schritt weiter und richtete ihren Fonds nachhaltig aus: "Nachhaltigkeit wird von jedem anders definiert. Wir wollten deshalb für das Anlageuniversum unsere eigenen Werte entwickeln. Wir haben darüber nachgedacht, was für die Stiftungen wichtig ist", erklärt Vorstandschef Deissner. Dieser Prozess habe ein halbes Jahr gedauert. Gemeinsam mit Nachhaltigkeitsexperten von imug aus Hannover erarbeitete die Stiftung fünf Hauptkriterien, an denen sich die Investments messen müssen: Zukunftsfähige Ressourcennutzung, Energie, Teilhabe & Gleichberechtigung, Moral und Gerechtigkeit.

Zum Beispiel fällt unter den Kernbereich "Moral und Gerechtigkeit", dass keine Kinderarbeit in den Unternehmen vorkommen darf. Auch IT-Konzern Apple wurde vom Investment ausgeschlossen, weil es "Arbeitnehmerrechtsverletzungen in der Lieferkette" gegeben habe. Ebenso außen vor sei künftig auch E.ON, da der Energieversorger mehr als 33 Prozent seiner Umsätze in der fossilen Brennstoffindustrie erwirtschafte. Umsätze mit fossilen Brennstoffen seien auf maximal 10 Prozent des Gesamtumsatzes der Unternehmen beschränkt, Geschäfte mit Atomkraft ganz tabu.

Auswahl der Aktien und Anleihen in mehreren Schritten

Die nachhaltigen Kriterien für die Titelauswahl und ihre Anwendung sollen laufend überprüft werden. Ein achtköpfiger Anlageausschuss, in dem auch Entscheider aus Stiftungen sitzen, diskutiert regelmäßig über die Struktur des Fonds und die einzelnen Anlageklassen.

Das Fondsmanagement prüft innerhalb eines Universums von über 2.000 Unternehmen weltweit, welche Wertpapiere die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, und es gewichtet diese. Investiert wird in nahezu allen Branchen, es soll möglichst breit gestreut werden. Die Titel sollen sowohl günstig bewertet als auch langfristig solide und robust sein.

Im Portfolio sind etwa Unternehmen wie der dänische Windkraftproduzent Vestas, aber auch die Deutsche Telekom, die durch eigene nachhaltige Leistungen die Kriterien erfülle, hieß es. Unter den Anleihen finden sich zum Beispiel Papiere australischer und neuseeländischer  Banken, aber auch Staatsanleihen, etwa aus Deutschland und Italien. "Derzeit verlagern wir den Schwerpunkt von Unternehmensanleihen auf Staatsanleihen", sagte Deissner dazu.

"Rendite darf nicht leiden"

Die Nachhaltigkeitskriterien lassen die Fondsmanager aber nur zu einem Drittel in die Gesamtbewertung einfließen. Schwerer wiegt dann doch noch die "fundamentale" Bewertung der Titel. Bei den Unternehmen werden zum Beispiel die Bilanz, der Kursverlauf oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie berücksichtigt. Basis für die Gewichtung sei ein von der Nord/LB entwickeltes System, teilte die Bürgerstiftung mit.

"Die Bürgerstiftung Braunschweig hat den Anspruch, dass die Rendite auf gar keinen Fall leiden darf", heißt es zur Begründung. Stiftungen lebten von Ausschüttungen.


Fondsdaten:

Fondsname: Nordlux Pro Fondsmanagement - Bürgerstiftungsfonds
KAG: NORD/LB Vermögensmanagement Luxembourg S.A.
ISIN: LU0945096450
Start: 1. Oktober 2013
Verwaltungsgebühr/TER: 0,15% / 1,5 %
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