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Erneuerbare Energie, Anleihen / AIF
„Cash is king“ - Experten geben Einblicke in das Geschäft mit Neue Energie-Projekten
Die Veranstaltung mit dem Titel „Investment Conference New Energy fand im Sheraton Hotel am Frankfurter Flughafen statt und wurde vom Finanzanalyse-Institut Scope Group durchgeführt. Deren Chefanalyst Wilfried Tator bezeichnete den Markt der geschlossenen Neue Energiefonds als eine „Insel der Seligen“ im derzeit gebeutelten Markt geschlossener Fonds. Hier sei die Nachfrage der Investoren größer als das Angebot, gebe es ein großes Interesse an „Projekten mit Potential“.
Für Scope Analysis untermauerte Steffen Möller diese Bewertung mit der Feststellung, dass geschlossene Neue Energiefonds sich zu einer etablierten Assetklasse gemausert haben. „In den letzten 10 Jahren wurden 9,8 Milliarden Euro über geschlossene Energiefonds investiert, bei einem Eigenkapital von 3,35 Milliarden Euro“, stellte er fest. 2009 seien in Deutschland mehr als zehn Prozent des in geschlossene Fonds investierten Eigenkapitals auf dieses Segment entfallen. Im vergangenen Jahr habe im Sektor der geschlossenen Fonds allein die Produktgruppe mit Fokus auf Erneuerbare Energien deutlich zugelegt. Der Marktanteil habe sich gegenüber 2008 vervierfacht.
Allerdings, so der Scope-Experte weiter, dominieren nur wenige Anbieter diesen Markt. 2009 seien allein 41,4 Prozent des für Grünstromfonds eingeworbenen Eigenkapitals auf Produkte der KGAL GmbH & Co. KG aus Grünewald bei München entfallen. Auf das Berliner Investmenthaus White Owl Capital AG (WOC) entfielen über 18 Prozent, gefolgt von Voigt & Collegen aus Düsseldorf mit 9 Prozent und MPC Capital aus Hamburg mit 8 Prozent. Laut Möller erlangen die geschlossenen Neue Energiefonds bei Scope tendenziell durchschnittliche Bewertungen, mehr als die Hälfte der Angebote wurden mit BBB bewertet und rund 30 Prozent mit BB. 12 Prozent erlangten ein A, lediglich 3 Prozent wurden mit einem CC als sehr schwach eingeschätzt. „Als Faustformel kann man von einem Drittel guter und einem weiteren Drittel durchschnittlicher Noten sprechen“, so Möller. Er verwies darauf, dass recht viele Angebote von neuen, unerfahrenen Akteuren stammen, was zunächst hohe Bewertungen ausschließe.
Weiter hielt der Experte fest, dass die geschlossenen Neue Energiefonds 2009 eine durchschnittliche Rendite nach Steuern von 6,3 Prozent erreichte. Im 1. Quartal habe diese mit 5,7 Prozent zwischen denen von geschlossenen Fonds mit Fokus auf Immobilien in Deutschland und Leasingfonds gelegen. Solarfonds mit Fokus Deutschland dominierten den Markt, so Möller. Diese profitierten gegenwärtig von sinkenden Anschaffungskosten durch weiterhin fallende Modulpreise, jedoch wachse die Unsicherheit im Markt durch angekündigte bzw. zu erwartende Kürzungen der Solarstromvergütungen in Kernmärkten wie Deutschland und Italien. Im Bereich der Windfonds führt er das geringe Angebot zum einen auf die geringe Anzahl verfügbarer und aussichtsreicher Standorte zurück. Zum anderen würden Windkraftprojekte stark von großen Investoren wie etwa Energiekonzernen nachgefragt und sei es vielen Projektierern auch möglich, diese über Genussscheine zu finanzieren. Bemerkenswert sei, dass der gegenwärtige Biogas-Boom an den geschlossenen Fonds mit Fokus auf Erneuerbare Energien bislang vorbei laufe. Dabei habe die letzte EEG-Novelle die Attraktivität von Investitionen insbesondere in kleine Biogasanlagen deutlich erhöht und würden hier auch ausländische Märkte große Chancen bieten.
Markus W. Voigt, Geschäftsführer der Voigt & Collegen GmbH, hält Deutschland auch angesichts der anstehenden deutlichen Kappung der Solarstromvergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) weiterhin für den attraktivsten Solarmarkt. Hier werde auch in Zukunft ein günstiges Verhältnis von Risiko und Rendite bestehen, erklärte er auf der Frankfurter Konferenz. Eine Windkraftanlage bleibe deutlich weniger attraktiv als eine Photovoltaikanlage. Voigt verwies auf die „enormen Effizienzgewinne“, die in der Branche seit Jahren erreicht werden. Doch auch außerhalb von Deutschland werde es sich weiter lohnen, auf Solarinvestments zu setzen. In Südeuropa ermögliche es die hohe Lichteinstrahlung, auch jenseits hoher Solarstromvergütungen Photovoltaikprojekte wirtschaftlich zu betreiben.
Voigt sieht für sein Unternehmen kein Problem, aussichtsreiche Solarprojekte zu finden. Die Herausforderung bestehe vielmehr darin, aus dem Angebot die besten zehn Prozent zu ermitteln. Dabei würden Freiflächenanlagen bevorzugt. Voigt & Collegen investiere nur in Projekte mit Solartechnik, die auch von den Banken akzeptiert werde. Schließlich zählten Komponentenfehler zu den Faktoren, die zu den höchsten Einnahmeinbußen führen können.
Tobias Pehle, Gründer und Vorstand der Berliner White Owl Capital (WOC) AG, legt bei der Ausstattung von Photovoltaikprojekten ebenfalls Wert darauf, dass die Module von Unternehmen stammen, die bei den finanzierenden Bank gut angesehen sind. Es sei für die erfolgreiche Finanzierung sehr wichtig, wie das jeweilige Projekt einem Finanzinstitut vorgestellt werde. Es gelte, die für ein Investment in Frage kommenden Projekte sozusagen „mit den Augen der Banken“ zu filtern. Pehle verwies in seinem Vortrag auf der Konkurrenz auf das Problem, dass gegenwärtig „einige Banken gewisse Staaten auf Rot gesetzt haben“. Dazu zählten aufgrund der Euro-Krise Griechenland, Portugal, Spanien und auch Italien, der derzeit nach Deutschland am stärksten wachsende Solarmarkt. Dies erschwere es, aussichtsreiche Projekte in Südeuropa zu finanzieren.
Keine Perspektive sieht der WOC-Vorstand derzeit für den Photovoltaikmarkt in Tschechien, dem bislang größten in Osteuropa. Dort gebe es nach dem zwischenzeitlichen Solarboom für neue Projekte gar nicht mehr die Möglichkeit, ans Netz angeschlossen zu werden. Dagegen habe Frankreich bei der Photovoltaik nicht nur großen Nachholbedarf, sondern biete für Investoren auch sehr gute Bedingungen. Pehle hob die dort oft sehr guten natürlichen Bedingungen und die hohe Rechtssicherheit hervor, vor allem aber die lukrative Solarstromvergütung, die zudem mit einem Inflationsschutz verbunden sei. Auch wenn die Vergütung je nach Standort variiere, liege sie im Schnitt etwa 30 Prozent über den deutschen Tarifen. Nicht zuletzt seien die Banken sehr aufgeschlossen, Solarprojekte in Frankreich zu finanzieren.
Pehle stellte jedoch klar, dass der Erfolg mit Solarprojekten jenseits des Rheins kein Selbstläufer ist. Es sei ein aufwändiger Genehmigungsprozess zu durchlaufen. Wichtig sei insbesondere eine gute Vernetzung vor Ort, auch um eine breite regionale Akzeptanz zu erlangen.
Dr. Jan-Philipp Gillmann ist bei der Commerzbank AG Direktor des Bereiches Renewable Energies. Auf der Scope-Konferenz gab er einen Einblick darin, wie Banken die Finanzierung von Grünstromprojekten angehen. Er hob hervor, dass es im Vergleich zu 2009 nunmehr „einen Trend zur Entspannung“ gebe. Dennoch sei es für Banken weiterhin schwierig, Projekte mit 20 Jahren Laufzeit und mehr zu finanzieren. In der Regel könne eine einzelne Bank dergleichen nicht stemmen. Daher hätten sich so genannte „Club Deals“ als Lösung etabliert – ein durchaus komplexer Ausweg, wie Gillmann einräumte. Die Commerzbank engagiere sich derzeit ausschließlich über solche Clubs bei der Finanzierung von Neue Energie-Projekten, in der Regel in Kooperation mit maximal vier „befreundeten Banken“.
Aufgrund dieser schwierigen Voraussetzungen kommen nach Aussage des Commerzbank-Experten nur wenige Grünstromprojekte für eine Finanzierung durch Kreditinstitute in Frage. Von seinem Haus etwa könnten ihm zufolge mangels Kapazitäten nur fünf bis zehn Prozent der Anfragen positiv beschieden werden. „Die Banken stellen gegenwärtig einen Engpass für den Sektor der alternativen Energie-Projekte dar“, so Gillmann.
Was aber gibt den Ausschlag dafür, dass sich ein Institut wie die Commerzbank bereit findet, ein Grünstromprojekt zu finanzieren? „Cash is king“, stellte der Experte dazu fest. Der Cashflow, also den Nettozufluss der liquiden Mittel bestimme die Verschuldungsfähigkeit eines Vorhabens. Als dafür relevante Faktoren nannte er unter anderem die natürlichen Bedingungen im Wechselspiel mit der zu erwartenden Stromvergütung, die technische Verfügbarkeit der Anlagen, die wahrscheinlichen Kosten der Kapitalaufnahme und wie sich der Cashflow über die gesamte ‚Lebensdauer’ des Projektes gestalte.
Natürlich prüfe man die Bonität des Contracors, meinte Gilmman. Wichtig sei zudem eine Einschätzung der Risiken, etwa des Standortes, der Technologie der Abnahme des erzeugten Grünstromes und insbesondere der Belastbarkeit der Verträge. „Wir überzeugen uns so umfassend von der Qualität eines Projektes“, führte er weiter aus. Aber ebenfalls wichtig sei die Aussicht der Bank auf Folgegeschäfte mit dem Kunden. Denn der Aufwand des Instituts für die Prüfung rentiere sich umso mehr, je häufiger man mit dem Partner auch im Anschluss Geschäfte abschließe. Hilfreich sei es ferner, wenn ein Projektierer bereits über Erfahrungen in Verhandlungen mit Banken verfüge, sich also von vornherein auf ihre Standards einstellen kann.
Bildhinweise: Markus W. Voigt, Geschäftsführer der Voigt & Collegen GmbH / Quelle: Christian Hilmes; Tobias Pehle, Gründer und Vorstand der Berliner White Owl Capital (WOC) AG / Quelle: Unternehmen