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„Das EEG wird zu einem Instrument der Industrie-Subventionierung“ – Georg Schürmann, Triodos Bank
In Europa zählt die Triodos Bank zu den Pionieren des nachhaltigen Bankgeschäfts; die deutsche Niederlassung in Frankfurt ist hingegen noch vergleichsweise jung. Im ECOreporter.de-Interview erklärt Geschäftsleiter Georg Schürmann, welche Schwerpunkte in Sachen Nachhaltigkeit die Triodos Bank setzt, welche Nachhaltigkeitsstrategie die Bank mit ihren Fonds verfolgt und warum die Bank keine Boni an ihre Mitarbeiter zahlt. Außerdem erklärt Schürmann, wie die Triodos Bank im Bereich Erneuerbare Energien aktiv ist und bezieht Stellung zur Energiewende-Debatte in Deutschland.
Die Triodos Bank ist einer der zahlreichen Aussteller der Messe Grünes Geld Freiburg am 10. Mai im Historischen Kaufhaus am Münsterplatz. Bei freiem Eintritt können sich Neueinsteiger wie Finanzprofis ein umfassendes Bild über Neuheiten, Trends und Angebote am Markt für nachhaltige Investments machen. Vom Erneuerbare-Energien-Investment über ethische Mikrofinanzangebote bis hin zu nachhaltigen Banken ist alles auf der Messe vertreten, was der Markt aktuell zu bieten hat. Zusätzlich gibt es ein umfangreiches – ebenfalls kostenloses – Vortragsprogramm rund um „grüne Investments“. Einen Schwerpunkt legt die Veranstaltung auf das Thema Geldanlage und Verbraucherschutz. Näheres zur Messe erfahren Sie hier.
ECOreporter.de: Deutschlands Nachhaltigkeitsbanken setzen verschiedene inhaltliche Schwerpunkte. Welchen Fokus setzt die Triodos Bank Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit?
Georg Schürmann: Die Triodos Bank finanziert ausschließlich Projekte und Unternehmen, die nicht nur wirtschaftlich solide sind, sondern auch einen ökologischen, sozialen oder kulturellen Mehrwert schaffen. Die Finanzierungen erfolgen in der Regel in drei Sektoren: Erstens im Bereich Erneuerbare Energien (Solar- und Windkraftanlagen), zweitens im Sektor Ökologische Landwirtschaft und Bio-Lebensmittel und drittens finanziert Triodos Deutschland Projekte und Unternehmen, die auf dem Feld Bildung und Sozialwirtschaft aktiv sind. Als Beispiel wären Schulen und Pflegeeinrichtungen zu nennen.
Zudem gibt es eine Negativliste, die die aus Sicht der Triodos Bank nicht-nachhaltigen Branchen und Bereiche aufführt, die entsprechend nicht finanziert werden, wie beispielsweise Gentechnik, Atomenergie, Waffen und Pornographie.
ECOreporter.de: Das Vertrauen der Anleger in den (konventionellen) Bankensektor ist derzeit nicht sonderlich hoch. Besonders in der Kritik steht die Privatkundenberatung auf Provisionsbasis. Beratern wird vielfach vorgeworfen, nicht im Sinne der Kunden, sondern im Hinblick auf die eigene Provision zu arbeiten. Arbeitet die Triodos Bank Deutschland mit Provisionen oder mit Honoraren?
Schürmann: Zunächst muss ich betonen, dass die Triodos Bank keine Anlageberatung anbietet. Aber auch unabhängig davon werden bei der Triodos Bank keine variablen Vergütungen gezahlt. Die Triodos Bank vertritt die Meinung, dass die Ergebnisse des Unternehmens durch alle Mitarbeiter gemeinsam erzielt werden. So soll auch vermieden werden, dass durch Boni falsche Anreize geschaffen werden und Mitarbeiter für ihren eigenen persönlichen Gewinn anstatt für die Interessen der Kunden und der Organisation arbeiten.
ECOreporter.de: Immer mehr Menschen wollen ihr Geld ethisch und ökologisch einwandfrei investieren. Die Kundenzahlen der Nachhaltigkeitsbanken wachsen seit Jahren rasant – auch bei der Triodos Bank. 2013 hat die Triodos Bank trotz dieses Kundenzulaufs weniger Kredite vergeben als im Vorjahr. Warum?
Schürmann: Grund für die Stagnation in der Kreditvergabe der deutschen Niederlassung waren knappe personelle Ressourcen, welche über die letzten zwei Jahre zusätzlich von optimierungs-bedürftigen internen Prozessen und einigen notleidenden Krediten beansprucht wurden. Wir haben bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen, sodass in 2014 mit einem erneuten Anziehen des Kreditgeschäfts gerechnet werden kann.
ECOreporter.de: Neben einem Giro- und Tagesgeldkonto sowie einem Sparplan bieten Sie Privatkunden auch Aktien- und Rentenfonds an. Welches sind die wichtigsten positiven und negativen Nachhaltigkeitskriterien für diese Fonds?
Schürmann: Für das Investmentuniversum unserer nachhaltigen Aktien- und Rentenfonds werden nur Unternehmen ausgewählt, die entweder nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen wie zum Beispiel Umwelt- und Medizintechnologie sowie Erneuerbare Energie anbieten und damit über 50 Prozent ihrer Umsätze machen. Oder andernfalls sind es Unternehmen, die in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung zu den Besten in ihrer jeweiligen Branche zählen. Im letzteren Fall spricht man von dem sogenannten „Best-in-Class-Ansatz“. Zudem müssen die Unternehmen einer zusätzlichen Überprüfung anhand unserer strengen Ausschlusskriterien standhalten. Diese umfassen unter anderem Atomenergie, Pelzindustrie, Glücksspiele, Pornografie, Tabakwaren, Waffenindustrie, intensive Landwirtschaft und Tierversuche, aber auch Korruption, Zusammenarbeit mit Diktaturen und Verstöße gegen Gesetze, Verhaltenskodizes oder Übereinkommen.
ECOreporter.de: Inwiefern handelt es sich bei den Ausschlusskriterien um Null-Toleranz-Kriterien oder gibt es Toleranzschwellen, wenn etwa der Umsatz eines Aktienunternehmens in einem kontroversen Bereich unter fünf Prozent liegt?
Schürmann: Die Welt ist leider nicht so perfekt, wie wir es uns wünschen würden. Daher ist ein Schwellenwert von in der Regel fünf Prozent, die ein Produkt, welches wir als nicht nachhaltig einstufen, am Unternehmensumsatz ausmacht, auch in unserer Praxis notwendig. Bei bestimmten Themen haben wir aber ganz klar gesagt: hier zeigen wir keine Toleranz. Das gilt für Atomenergie, unkonventionell gefördertes Gas und Öl, Waffen sowie die Produktion von den weltweit gefährlichsten und als am schädlichsten anerkannten Substanzen. Hier haben wir dann auch strikte Vorgaben bei einer indirekten Beteiligung, sprich im Fall von Banken, Versicherungen oder sonstigen Finanzinstituten: wir akzeptieren maximal eine indirekte Beteiligung von 100 Millionen Euro oder ein Prozent des gesamten Beteiligungsportfolios. Außerdem erwarten wir von Banken, dass sie eine Nulltoleranzpolitik in Bezug auf Beteiligungen, Anleihen und Kredite an Unternehmen betreiben, die in die Herstellung und/oder den Verkauf von Antipersonenminen, Streubomben sowie biologischen oder chemischen Waffen involviert sind.
ECOreporter.de: Die Triodos Bank Deutschland finanziert auch Erneuerbare-Energien. Was bedeutet das? Sind darunter auch Vorhaben, an denen sich Privatanleger beteiligen können?
Schürmann: Die Triodos Bank finanziert mit den Kundeneinlagen in der Regel Projekte in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik, die jeweils ein Finanzierungsvolumen in der Größenordnung von 10 bis 15 Millionen Euro haben. Seit der letzten Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist die Finanzierung von neuen Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen mit einer Kapazität über zehn Megawatt (MW), wie wir sie üblicherweise in der Vergangenheit finanziert haben, allerdings nicht mehr sinnvoll möglich. Wir konzentrieren uns seitdem weitgehend auf Windenergie-Projekte, neben Refinanzierungen von bestehenden Photovoltaikanlagen.
Fonds oder sonstige Investmentmöglichkeiten im Bereich Erneuerbare Energien bietet die Triodos Bank Deutschland ihren Privatkunden bisher nicht an.
ECOreporter.de: Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der EEG-Reform? Bringt eine Reform mit Rabatten für die große Industrie und Mehrkosten für kleinere Verbraucher die Energiewende in Deutschland voran oder wird sie ausgebremst?
Schürmann: Noch im Jahr der Tschernobyl-Katastrophe 1986 begann die Triodos Bank mit der Energiewende und finanzierte in den Niederlanden die ersten Windräder. Seitdem arbeiten wir in sechs europäischen Ländern an der Vision von 100 Prozent Erneuerbaren Energien.
Wir sagen daher ganz klar: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland darf nicht ausgebremst werden, die Energiewende muss dynamisch fortgesetzt werden. Nach dem Energiegipfel am 1. April sehen wir den aktuellen politischen Reformprozess weiterhin sehr kritisch, auch wenn es schlimmer hätte kommen können. So fallen die Ausbauziele für Windenergieanlagen höher aus als in den ursprünglichen Plänen von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Wichtig ist auch, dass das Repowering von der Deckelung ausgenommen worden ist.
Allerdings: den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland durch einen Deckel überhaupt zu limitieren, ist unsinnig. Die Energiewende braucht echte politische Unterstützung und das sehen wir aktuell nicht wirklich. Dies spiegeln auch speziell die Reformansätze im Photovoltaikbereich wider – die Energiewende braucht aber einen Mix aus Erneuerbaren Energien und damit die Photovoltaik.
ECOreporter.de: Speziell die Energiewende-Gegner argumentieren oft mit den Kosten der Energiewende. Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Debatte dazu?
Schürmann: Traurig ist, dass die Kosten für die Energiewende weiterhin nicht sachlich diskutiert werden und speziell nicht gerechter verteilt werden. Wenn das EEG zu einem Instrument der Industrie-Subventionierung wird, wenn die privaten Verbraucher weiterhin von der Politik nicht über die wahren Kosten konventioneller Energie ehrlich aufgeklärt werden, wenn hierdurch die Unterstützung für die Energiewende in der Öffentlichkeit schwindet, machen wir einen gravierenden Fehler auf Kosten zukünftiger Generationen.
ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Freiburg präsentieren?
Schürmann: Die Triodos Bank wird sich auf der Messe Grünes Geld in Freiburg mit ihrem gesamten Produktangebot für Privat- und Geschäftskunden präsentieren. Sowohl am Stand als auch im Rahmen des Vortragsprogramms können Interessierte die Triodos Bank und ihre Mitarbeiter kennenlernen.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch Herr Schürmann.
Die Triodos Bank ist einer der zahlreichen Aussteller der Messe Grünes Geld Freiburg am 10. Mai im Historischen Kaufhaus am Münsterplatz. Bei freiem Eintritt können sich Neueinsteiger wie Finanzprofis ein umfassendes Bild über Neuheiten, Trends und Angebote am Markt für nachhaltige Investments machen. Vom Erneuerbare-Energien-Investment über ethische Mikrofinanzangebote bis hin zu nachhaltigen Banken ist alles auf der Messe vertreten, was der Markt aktuell zu bieten hat. Zusätzlich gibt es ein umfangreiches – ebenfalls kostenloses – Vortragsprogramm rund um „grüne Investments“. Einen Schwerpunkt legt die Veranstaltung auf das Thema Geldanlage und Verbraucherschutz. Näheres zur Messe erfahren Sie hier.
ECOreporter.de: Deutschlands Nachhaltigkeitsbanken setzen verschiedene inhaltliche Schwerpunkte. Welchen Fokus setzt die Triodos Bank Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit?
Georg Schürmann: Die Triodos Bank finanziert ausschließlich Projekte und Unternehmen, die nicht nur wirtschaftlich solide sind, sondern auch einen ökologischen, sozialen oder kulturellen Mehrwert schaffen. Die Finanzierungen erfolgen in der Regel in drei Sektoren: Erstens im Bereich Erneuerbare Energien (Solar- und Windkraftanlagen), zweitens im Sektor Ökologische Landwirtschaft und Bio-Lebensmittel und drittens finanziert Triodos Deutschland Projekte und Unternehmen, die auf dem Feld Bildung und Sozialwirtschaft aktiv sind. Als Beispiel wären Schulen und Pflegeeinrichtungen zu nennen.
Zudem gibt es eine Negativliste, die die aus Sicht der Triodos Bank nicht-nachhaltigen Branchen und Bereiche aufführt, die entsprechend nicht finanziert werden, wie beispielsweise Gentechnik, Atomenergie, Waffen und Pornographie.
ECOreporter.de: Das Vertrauen der Anleger in den (konventionellen) Bankensektor ist derzeit nicht sonderlich hoch. Besonders in der Kritik steht die Privatkundenberatung auf Provisionsbasis. Beratern wird vielfach vorgeworfen, nicht im Sinne der Kunden, sondern im Hinblick auf die eigene Provision zu arbeiten. Arbeitet die Triodos Bank Deutschland mit Provisionen oder mit Honoraren?
Schürmann: Zunächst muss ich betonen, dass die Triodos Bank keine Anlageberatung anbietet. Aber auch unabhängig davon werden bei der Triodos Bank keine variablen Vergütungen gezahlt. Die Triodos Bank vertritt die Meinung, dass die Ergebnisse des Unternehmens durch alle Mitarbeiter gemeinsam erzielt werden. So soll auch vermieden werden, dass durch Boni falsche Anreize geschaffen werden und Mitarbeiter für ihren eigenen persönlichen Gewinn anstatt für die Interessen der Kunden und der Organisation arbeiten.
ECOreporter.de: Immer mehr Menschen wollen ihr Geld ethisch und ökologisch einwandfrei investieren. Die Kundenzahlen der Nachhaltigkeitsbanken wachsen seit Jahren rasant – auch bei der Triodos Bank. 2013 hat die Triodos Bank trotz dieses Kundenzulaufs weniger Kredite vergeben als im Vorjahr. Warum?
Schürmann: Grund für die Stagnation in der Kreditvergabe der deutschen Niederlassung waren knappe personelle Ressourcen, welche über die letzten zwei Jahre zusätzlich von optimierungs-bedürftigen internen Prozessen und einigen notleidenden Krediten beansprucht wurden. Wir haben bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen, sodass in 2014 mit einem erneuten Anziehen des Kreditgeschäfts gerechnet werden kann.
ECOreporter.de: Neben einem Giro- und Tagesgeldkonto sowie einem Sparplan bieten Sie Privatkunden auch Aktien- und Rentenfonds an. Welches sind die wichtigsten positiven und negativen Nachhaltigkeitskriterien für diese Fonds?
Schürmann: Für das Investmentuniversum unserer nachhaltigen Aktien- und Rentenfonds werden nur Unternehmen ausgewählt, die entweder nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen wie zum Beispiel Umwelt- und Medizintechnologie sowie Erneuerbare Energie anbieten und damit über 50 Prozent ihrer Umsätze machen. Oder andernfalls sind es Unternehmen, die in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung zu den Besten in ihrer jeweiligen Branche zählen. Im letzteren Fall spricht man von dem sogenannten „Best-in-Class-Ansatz“. Zudem müssen die Unternehmen einer zusätzlichen Überprüfung anhand unserer strengen Ausschlusskriterien standhalten. Diese umfassen unter anderem Atomenergie, Pelzindustrie, Glücksspiele, Pornografie, Tabakwaren, Waffenindustrie, intensive Landwirtschaft und Tierversuche, aber auch Korruption, Zusammenarbeit mit Diktaturen und Verstöße gegen Gesetze, Verhaltenskodizes oder Übereinkommen.
ECOreporter.de: Inwiefern handelt es sich bei den Ausschlusskriterien um Null-Toleranz-Kriterien oder gibt es Toleranzschwellen, wenn etwa der Umsatz eines Aktienunternehmens in einem kontroversen Bereich unter fünf Prozent liegt?
Schürmann: Die Welt ist leider nicht so perfekt, wie wir es uns wünschen würden. Daher ist ein Schwellenwert von in der Regel fünf Prozent, die ein Produkt, welches wir als nicht nachhaltig einstufen, am Unternehmensumsatz ausmacht, auch in unserer Praxis notwendig. Bei bestimmten Themen haben wir aber ganz klar gesagt: hier zeigen wir keine Toleranz. Das gilt für Atomenergie, unkonventionell gefördertes Gas und Öl, Waffen sowie die Produktion von den weltweit gefährlichsten und als am schädlichsten anerkannten Substanzen. Hier haben wir dann auch strikte Vorgaben bei einer indirekten Beteiligung, sprich im Fall von Banken, Versicherungen oder sonstigen Finanzinstituten: wir akzeptieren maximal eine indirekte Beteiligung von 100 Millionen Euro oder ein Prozent des gesamten Beteiligungsportfolios. Außerdem erwarten wir von Banken, dass sie eine Nulltoleranzpolitik in Bezug auf Beteiligungen, Anleihen und Kredite an Unternehmen betreiben, die in die Herstellung und/oder den Verkauf von Antipersonenminen, Streubomben sowie biologischen oder chemischen Waffen involviert sind.
ECOreporter.de: Die Triodos Bank Deutschland finanziert auch Erneuerbare-Energien. Was bedeutet das? Sind darunter auch Vorhaben, an denen sich Privatanleger beteiligen können?
Schürmann: Die Triodos Bank finanziert mit den Kundeneinlagen in der Regel Projekte in den Bereichen Windenergie und Photovoltaik, die jeweils ein Finanzierungsvolumen in der Größenordnung von 10 bis 15 Millionen Euro haben. Seit der letzten Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist die Finanzierung von neuen Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen mit einer Kapazität über zehn Megawatt (MW), wie wir sie üblicherweise in der Vergangenheit finanziert haben, allerdings nicht mehr sinnvoll möglich. Wir konzentrieren uns seitdem weitgehend auf Windenergie-Projekte, neben Refinanzierungen von bestehenden Photovoltaikanlagen.
Fonds oder sonstige Investmentmöglichkeiten im Bereich Erneuerbare Energien bietet die Triodos Bank Deutschland ihren Privatkunden bisher nicht an.
ECOreporter.de: Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der EEG-Reform? Bringt eine Reform mit Rabatten für die große Industrie und Mehrkosten für kleinere Verbraucher die Energiewende in Deutschland voran oder wird sie ausgebremst?
Schürmann: Noch im Jahr der Tschernobyl-Katastrophe 1986 begann die Triodos Bank mit der Energiewende und finanzierte in den Niederlanden die ersten Windräder. Seitdem arbeiten wir in sechs europäischen Ländern an der Vision von 100 Prozent Erneuerbaren Energien.
Wir sagen daher ganz klar: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland darf nicht ausgebremst werden, die Energiewende muss dynamisch fortgesetzt werden. Nach dem Energiegipfel am 1. April sehen wir den aktuellen politischen Reformprozess weiterhin sehr kritisch, auch wenn es schlimmer hätte kommen können. So fallen die Ausbauziele für Windenergieanlagen höher aus als in den ursprünglichen Plänen von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Wichtig ist auch, dass das Repowering von der Deckelung ausgenommen worden ist.
Allerdings: den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland durch einen Deckel überhaupt zu limitieren, ist unsinnig. Die Energiewende braucht echte politische Unterstützung und das sehen wir aktuell nicht wirklich. Dies spiegeln auch speziell die Reformansätze im Photovoltaikbereich wider – die Energiewende braucht aber einen Mix aus Erneuerbaren Energien und damit die Photovoltaik.
ECOreporter.de: Speziell die Energiewende-Gegner argumentieren oft mit den Kosten der Energiewende. Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Debatte dazu?
Schürmann: Traurig ist, dass die Kosten für die Energiewende weiterhin nicht sachlich diskutiert werden und speziell nicht gerechter verteilt werden. Wenn das EEG zu einem Instrument der Industrie-Subventionierung wird, wenn die privaten Verbraucher weiterhin von der Politik nicht über die wahren Kosten konventioneller Energie ehrlich aufgeklärt werden, wenn hierdurch die Unterstützung für die Energiewende in der Öffentlichkeit schwindet, machen wir einen gravierenden Fehler auf Kosten zukünftiger Generationen.
ECOreporter.de: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld in Freiburg präsentieren?
Schürmann: Die Triodos Bank wird sich auf der Messe Grünes Geld in Freiburg mit ihrem gesamten Produktangebot für Privat- und Geschäftskunden präsentieren. Sowohl am Stand als auch im Rahmen des Vortragsprogramms können Interessierte die Triodos Bank und ihre Mitarbeiter kennenlernen.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch Herr Schürmann.