Nachhaltige Banken wie die GLS Bank (im Bild) hoffen auf Kundenzuwachs. Aber auch der Aufwand steigt mit dem neuen Kontowechselservice. / Foto: GLS Bank

 

Zahlungskontengesetz – einschneidend für Banken

Können nachhaltige Banken auf einen Kundenansturm hoffen, nachdem das neue Zahlungskontengesetz am 18. September 2016 in Kraft getreten ist?

Das Gesetz, abgekürzt ZKG, soll Kunden den Bankwechsel erleichtern. ECOreporter.de hat nachgefragt, was es für die nachhaltigen Banken bedeutet. Fest steht: Der Aufwand steigt. Denn das neue Gesetz sieht vor, dass Banken Kunden zügig dabei unterstützen müssen, das Konto zu wechseln. Unter anderem gibt es neue Fristen. Bislang konnte es sich wochenlang hinziehen, bis der Umzug zum neuen Finanzinstitut erledigt war. Nun haften die Banken, wenn der Umzug länger als zwölf Tage dauert.

Triodos: Hoffnung auf Neukunden

Wir haben bei Nachhaltigkeitsbanken nachgefragt, mit welchen Konsequenzen sie rechnen. "Das neue Gesetz ist einschneidend für die gesamte Branche", sagt Triodos-Sprecher Florian Koss. Eine von Triodos in Auftrag gegebene Studie hatte gezeigt, dass mit dem bequemeren Service auch mehr Kunden wechseln wollen, und bei der Anbieterwahl die Nachhaltigkeit der Bank eine wichtige Rolle spielt. Triodos erhofft sich vom ZKG positive Effekte und rechnet mit "überproportional vielen Neukunden". Mit Wechselprämien oder ähnlichem wolle man Kunden aber nicht zusätzlich locken, so Koss. "Wer zu uns wechseln will, dem ist es wichtig, was Banken mit ihrem Geld machen, zum Beispiel, dass sie nicht in Atomkraft investieren."

Ganz außer Acht lässt Triodos die Konditionen aber nicht: Deshalb bleibe die Kontogebühr für das Girokonto unverändert bei 3,50 Euro im Monat, und zwar für mindestens ein weiteres Jahr. Für das Girokonto will die Bank im Laufe des Jahres eine App anbieten, ein schnellerer Wechsel soll schon jetzt mit einem Onlineservice und Video-Ident möglich werden.

GLS Bank: "Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen"

Einen bequemen Wechselservice gibt es bei der GLS Bank bereits seit 2015: "Eine Umfrage hat gezeigt, dass unsere Kunden ihn als sehr gut bewerten", sagt GLS-Sprecher Christof Lützel. Die Bank sieht den Anforderungen durch das ZKG entspannt entgegen, weil sie die komplizierte Software-Umstellung bereits hinter sich hat. "Für viele Banken ist das aber eine große Herausforderung", so Lützel.

Die GLS rechnet damit, den Zuwachs an Neukunden halten zu könnentrotz des monatlichen Beitrags in Höhe von 5 Euro, den Privat- und Geschäftskunden ab Januar 2017 zahlen sollen. Weil die GLS wie alle Banken mit der Niedrigzinsphase zu kämpfen hat, zahlen ihre Privat- und Geschäftskunden ab 1. November 2016 zusätzlich noch höhere Kontoführungsgebühren, dafür entfallen die Dispozinsen. "Das ist die erste Anpassung seit Jahren", erklärt Lützel. "Vermutlich trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Aber wir wollen schließlich nicht billig sein, sondern dunkelgrün und gut." Vorstandssprecher Thomas Jorberg hatte das neue Beitragsmodell der GLS Bank auf deren Mitgliederversammlung vorgestellt.


Die EthikBank hat ihren Sitz in Eisenberg /Thüringen). / Foto: Unternehmen Die EthikBank hat ihren Sitz im thüringischen Eisenberg. / Foto: EthikBank / Foto: EthikBank

Neukunden bei der EthikBank, mehr Arbeit für die UmweltBank

Bei der EthikBank soll sich aufgrund des neuen Gesetzes nichts an den Konditionen ändern, aber auch die Direktbank bekommt die Niedrigzinsphase zu spüren. "Mittelfristig werden wir unabhängig von dem Zahlungskontengesetz unser Gebührenmodell auf den Prüfstand stellen müssen", sagt Jeannette Zeuner von der EthikBank. Dazu gehöre auch die Prüfung eines EthikBank-Basisbeitrags.

Profitiert vom ZKG habe die EthikBank vom ersten Tag an, was die Neukunden betrifft: "Wir haben bereits erste Aufträge vorliegen", so Zeuner. Eine Prognose über die Entwicklung beim Kundenzuwachs sei aber zum jetzigen Zeitpunkt schwer möglich. Video-Ident gibt es bei der Bank bereits seit Anfang des Jahres, nun gibt es auch den Kontowechselservice online.

Nicht mit direkten Auswirkungen rechnet die UmweltBank, weil sie keine Girokonten anbietet. "Für unsere Tagesgeldkonten beispielsweise bekommen wir von unseren Kunden nur Referenzkontoverbindungen", sagt UmweltBank-Marketingexpertin Tatjana Reketat. Allerdings mache es vermutlich mehr Arbeit, wenn jetzt viele Kunden ihr Referenzkonto wechselten.

Verwandte Artikel

08.06.17
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x