Nachhaltige Aktien, Meldungen

Der Obama der Autoindustrie: Asbeck will Opel - Kommentar von ECOreporter.de-Chefredakteur Jörg Weber

Erst kauft er Shell die Solar-Aktivitäten ab, nun will er Opel: Frank Asbecks letzter Streich (siehe Meldung von heute) mag manchem wie ein verfrühter Aprilscherz erscheinen. Unlogisch ist der Plan nicht: Das Entwicklungszentrum von Opel gilt auch in der Autobranche als kompetent. Und Mobilität ist nun einmal ein riesiger Bestandteil der Wirtschaft. Elektroautos mögen manchem noch als rollende grüne Verkehrshindernisse erscheinen, doch wehe dem, der zu spät aufwacht. Die Lücken in der Erdölversorgung wachsen, und nur eine Energie könnte sie füllen: Sonnenenergie. Alle deutschen Dächer, die nach Süden liegen, würden mehrfach so viel Solarenergie produzieren, wie nötig ist, um den gesamten Bedarf des deutschen Verkehrs an Energie zu decken. Warum man das dann nicht längst nutzt und den Ölscheichs und anderen Ölbohrloch-Besitzern eine lange Nase zeigt? Weil die Speicherung der Energie in Elektroautos noch Probleme bereitet. Wohlgemerkt: Die Speicher sind das Problem, nicht die Energie selbst. Aber hier tut sich etwas. Und Asbeck könnte mit seiner Ankündigung, Opel übernehmen zu wollen, den richtigen Zeitpunkt erwischt haben: So billig wird man an einen Riesen der Automobilbranche mit einer solchen Kompetenz und Tradition nicht mehr herankommen. Aber was versteht ein Solar-Vorstand, der sich in der Urzeit der grünen Partei auch politisch engagiert hat, von Autos? Fährt der nicht Rad und Bahn? Nicht nur: Asbeck steuert einen schwarzen Maserati, 300 PS. Und für Kritiker, die gerne die Welt säuberlich in Schubladen ordnen, bietet er gleich mehrere weitere Angriffspunkte: Drei schwere Motorräder hat er in der Garage, angeblich auch einen Geländewagen. Die Zeitschrift brand eins mäkelte gleich, Schein und Sein würden bei ihm nicht zusammen passen. Die Hamburger Redaktion wird angesichts der Opel-Offerte von SolarWorld wahrscheinlich nun weitere moralische Keulen herausholen. Und damit doch nur Luftlöcher schlagen. Denn einer wie Asbeck könnte die Autoindustrie revolutionieren, während andere noch von Verstaatlichung sprechen und weiter grüne Klischees pflegen.


Asbeck ist nicht der Pirat, der einfach nur Geschäftschancen ergreift. Er ist anders als viele erwarten, die sein angeblich überproportionales Selbstbewusstsein kritisieren. So steht er zu seiner Legasthenie, die er heute im Griff hat. Er unterstützt Legakids, ein Internetportal, auf dem Legastheniker spielerisch lesen und schreiben üben können. Er will jungen Legasthenikern verdeutlichen, dass sich der Kampf lohnt. Solarenergie ist Asbecks großer Kampf - und mit dem Anspruch auf Opel wechselt er nicht das Spielfeld, er geht nur in die nächste Runde. Die Chancen, dass Solarworld wirklich bei Opel zum Zug kommen wird, dürften dennoch gering sein. Das Unternehmen schleppt zu viele finanzielle Altlasten mit sich. Aber Hindernisse scheinen für einen wie Asbeck allein Ansporn zu sein. Vielleicht machen die Asbecks aus Opel auch ein Familienunternehmen: Asbecks Bruder handelt schon mit Fahrzeugen.
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