ECOanlagecheck

Der Öko-Energie Umweltfonds von Ventafonds – ein geschlossener Fonds, der Öl aus Kunststoffabfällen herstellen will



Der Öko-Energie Umwelt ist der dritte Fonds der 2005 gegründeten Ventafonds aus Bremen.  Fondsgeschäftsführer Oskar Edler von Schickh, ein Kaufmann, beschäftigt sich seit 2005 mit der Möglichkeit, aus Kunststoffabfällen Öl zu produzieren. Als Partner für den technischen Teil und Projektmanagement hat von Schickh den Maschinen und Anlagenbauer Dipl-Ing. Norbert Dinter als Geschäftsführer ins Boot geholt.

Der Fonds Öko-Energie Umweltfonds GmbH & Co. KG soll in vier identische chemische Anlagen in Mannheim investieren, die das Öl aus den Kunststoffabfällen herstellen sollen. An der Gesellschaft, die die Anlagen betreibt und verwaltet, soll sich der Fonds zu 80 % beteiligen. Die restlichen 20 Prozent sollen Entsorgungsgesellschaften übernehmen, die die Kunststoffabfälle liefern werden.

Hersteller der Anlagen ist die Nill Tech GmbH aus Holzgerlingen in Baden-Württemberg. Die Anlagen sollen 2010 und 2011 in Betrieb gehen.

Technik

Die Nill Tech  GmbH hat die Anlagen entwickelt. Kerngeschäft der Firma  ist der Bau von Anlagen zur Behandlung von Abwasser, die sie an bekannte deutsche Industriefirmen geliefert hat(u.a. Automobilindustrie).

Seit 2005 gibt es in der Schweiz eine Referenz-Pilotanlage der Firma Riesi. Riesi ist ein Schweizer Entsorgungsunternehmen; es hat zusammen mit Nill Tech diese Anlage aufgebaut und betreibt sie. Dieser Vorläufer der vier zu bauenden Anlagen arbeitet laut Ventafonds durch laufende Verfahrens- und Input-Optimierungen wirtschaftlich. Von der Größe her entspreche  die Anlage in der Schweiz in etwa einer der vier in Mannheim geplanten Anlagen.

Ökologische Wirkung

Die Deponierung von unbehandeltem Müll ist in Deutschland seit einiger Zeit nicht mehr erlaubt. Stattdessen soll der Müll verwertet werden. Dies kann durch die Verbrennung (das heißt dann „energetische Verwertung“) in Müllverbrennungsanlagen (MVA) geschehen oder auch durch Recycling. Bei der Verbrennung wird nur die Energie zurückgewonnen, die im Rohstoff steckt, nicht die Energie, die in die Herstellung des Produktes eingeflossen ist. Bei der Verbrennung sind rund 30 Prozent der Energie, die im Rohstoff steckt, wieder herauszuholen. Mit Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen kann der Wirkungsgrad steigen. Laut Ventafonds garantiert der Anlagenhersteller Nill Tech, auf diese Weise zirka 90 Prozent der im Müll gespeicherten Energie wieder nutzbar machen zu können. Das aus den Kunststoffabfällen gewonnene Öl enthält laut einem ECOreporter.de vorliegenden Dekra-Gutachten weniger Schadstoffe (z.B. Schwefel) als herkömmliches Heizöl. Die Abfälle für die Anlagen sollen in einem Umkreis von nur 50 Kilometern eingesammelt werden.  
Die „energetische Verwertung“ von Müll ist ökologisch sinnvoller als die Deponierung oder die schlichte Müllverbrennung. Die Zukunft jedoch wird Anlagen gehören, die den Müll so weit trennen, dass die darin enthaltenen Rohstoffe wieder als Rohstoffe genutzt werden können – so beschreibt es zumindest der aktuelle Umwelttechnologieatlas des Umweltbundesministeriums.
Stofftrennungsanlagen sollten also den Kunststoff nicht in Öl verwandeln, sondern wieder zu formbarem Kunststoff aufbereiten. Es darf allerdings aus Qualitätsgründen entweder gar kein oder nur ein kleiner Anteil an „Regranulat“ den Neuprodukten beigemischt werden. Ein großer Teil der Kunststoffabfälle kann daher bisher nicht stofflich wiederverwertet werden. Darunter fallen auch bestimmte hochkalorische Kunststoffe wie PE, PS oder PP. Aus ihnen kann ein Öl hergestellt werden, das dem leichten Heizöl ähnelt.

Die Umwandlung in ein solches Öl ist die gegenüber der  Verbrennung oder Deponierung umweltverträglichere Variante.

Risiko

Der Fonds birgt – was für ein innovatives Projekt nicht erstaunen lässt - eine Reihe von Risiken. So handelt es sich um eine Technologie, die bisher noch nicht in Serie gefertigt wird. Die Pilotanlage mag zuverlässig arbeiten. Die Erfahrung mit einer solchen Anlage ist aber nicht vergleichbar mit den Erfahrungen, auf welche die Anlagenbauer von Windkraftwerken oder Fotovoltaikanlagen zurückblicken können. Trotzdem soll die Anlage natürlich die jahrelange Laufzeit des Fonds überdauern. Ventafonds will die Erfahrungen durch Garantien ersetzen und durch die Beteiligungen: So garantiert der Anlagenbauer Nill AG vertraglich die zu verarbeitende Mindestmengen. „Die Patente an der Technik sind zudem in jedem Fall für den Fonds gesichert, hierüber gibt es entsprechende Verträge“, sagt von Schickh. Die Nill Tech GmbH beteiligt sich – ein entsprechender Vertrag ist laut Ventafonds vorgesehen - an dem Fonds.

Baugenehmigungen sind für die Anlagen noch nicht erteilt, die Bauvoranfragen sind laut Geschäftsführer Norbert Dinter jedoch grundsätzlich positiv beschieden. „Die Abstimmungsgespräche zu den Baugenehmigungen werden geführt und haben einen positiven Verlauf“, versichert Dinter.

Ein wichtiger Faktor ist die „Rohstoffversorgung“, hier also die Versorgung mit Kunststoffabfällen. Es ist nicht sicher, dass diese zu einem geringen Preis über Jahre verfügbar sein werden. Erinnert sei an die Berechnungsfehler für Altholzverwertungsanlagen, die vor 20 Jahren geplant wurden: Auch da wurde davon ausgegangen, Altholz sei kostenlos oder zu geringen Preisen zu erhalten. Nach wenigen Jahren war das nicht mehr der Fall, die Anlagen erwiesen sich als unrentabel. Laut von Schickh ist die damalige Altholzsituation jedoch nicht mit der Lage bei Kunststoffabfällen zu vergleichen: Wenn diese am Markt – anders als heute – nachgefragt würden, dann sei auch der Ölpreis gestiegen. Also könne dann das hergestellte heizölähnliche Produkt auch teurer verkauft werden.

Die Rückabwicklung des Fonds bei ungenügendem Anlegerinteresse kann dazu führen, dass diejenigen Anleger, die investiert haben, einen Teil ihres Geldes verlieren. Nicht belegt ist zudem, wie sich die Nachfrage nach Heizöl aus Kunststoffabfällen entwickeln wird. Laut der Dekra-Analyse  wird das von den vier Anlagen hergestellte Öl dem Heizöl gleichwertig sein. „Die Abgabe erfolgt nicht an private Verbraucher , sondern an Anlagenbetreiber. Die haben andere Brenner“, so von Schickh. Industriebrenner oder auch Blockheizkraftwerke könnten bereits Öl aus Kunststoffen verarbeiten, so von Schickh.

Das erzeugte Produktöl entspricht laut von Schickh den Kriterien, die an leichtes (schwefelarmes) Heizöl gestellt werden. Somit ist eine Nachfrage – zumindest solange Heizöl benötigt wird – gesichert, wenn es unter Marktpreis verkauft werden kann. Der Fonds peilt einen Preis von ein bis zwei Eurocent unter dem Heizöl-Marktpreis an.

Fazit

Finanziell:

Die Risiken des Fonds sind unternehmerischer Natur, sie ähneln in mancherlei Hinsicht Risikokapital-Investitionen in innovative Projekte. Absatzchancen des Endproduktes, Anlagenzuverlässigkeit und vieles andere mögen gegeben sein – aber der Markt ist nicht flankiert durch staatliche Absicherungen wie das Erneuerbare-Energie-Gesetz. Um es deutlich zu sagen: Dieser Fonds ist ein Öko-Fonds, aber kein Windenergie- oder Solarfonds. Dennoch: Für erfahrene Anleger, die bereit sind, mit ihrem Kapital neue Märkte zu erschließen und die auch Risiken mit einem Teil ihres Kapitals eingehen können, kann sich eine nähere Beschäftigung mit dem Fonds lohnen. Erweist sich die Technik als zuverlässig und erfolgreich, sind interessante Renditen von bis zu 14 Prozent und mehr möglich.

Nachhaltigkeit:

Die Konzentration des Fonds auf Kunststoffabfälle, die ansonsten nicht verwertbar sind, lässt den Fonds als ökologisches Projekt erscheinen.
ECOreporter.de-Empfehlung:

Kein geschlossener Fonds für Otto-Normalverbraucher, sondern ein Produkt, das nur für erfahrene, risikobereite Anleger in Frage kommen kann, die unternehmerische Risiken eingehen wollen und sich die daraus resultierenden überdurchschnittlichen Chancen sichern wollen.


Basisdaten

Name des Fonds: Öko-Energie Umweltfonds GmbH & Co. KG
Vertrieb: VentaCom GmbH, Bremen
Prospektdatum: 24.8.2009
Einkunftsart: Es handelt sich um Einkünfte aus Gewerbebetrieb, die auf Seiten des Anlegers mit seinem persönlichen Steuersatz zu versteuern sind.
Rechtsform: KG
Geschäftsführung: Ventafonds Öko-Umweltfonds I. Beteiligungs GmbH, vertreten durch Geschäftsführer Oskar Edler von Schickh sowie Norbert Dinter
Treuhänder und Mittelverwendungskontrolleur: Zahlmann & Partner Treuhand GmbH, Löhne

Gesamtinvestitionsvolumen (exkl. Agio) : 26,8 Millionen Euro
angestrebtes Eigenkapital (exkl. Agio): 26,8 Millionen Euro (kein Fremdkapital)
Weichkosten (inkl. Agio):  5,0 Millionen Euro

Laufzeitende der Prognoserechnung: 31.12.2020
Prognostizierte Rückflüsse: 202 Prozent (bezogen auf die Anfangsinvestition einschließlich Agio)
Prognostizierter IRR: 9,25 Prozent vor Steuern (laut Fondsmanagement)

Mindestzeichnungssumme: 10.000 Euro zzgl. 5 Prozent Agio
Platzierungsende: 31.12.2010, kann bis zum 30.06.2011 verlängert werden
Anlagenbauer und technische Wartung: Nill Tech GmbH, Holzgerlingen
Prüfung des Prospekts durch Wirtschaftsprüfer nach IDW S4: in Arbeit
Prüfung der künftigen Jahresabschlüsse durch Wirtschaftsprüfer: nicht vorgesehen


Bitte sorgfältig beachten:

Geldanlagen sind mit Risiken verbunden, die sich im Extremfall in einem Totalverlust der eingesetzten Mittel niederschlagen können. Die von uns bereit gestellten Informationen sind keine Kaufaufforderungen oder Anlageempfehlungen - denn wir kennen z.B. Ihre persönlichen Vermögensverhältnisse und Ihr Anlegerprofil nicht. Zwischen Lesern und dem Verlag entsteht kein Beratungsvertrag, auch nicht stillschweigend. Die Redaktion recherchiert sorgfältig. Eine Garantie für die Richtigkeit und für richtige Schlussfolgerungen wird dennoch ausgeschlossen - auch uns kann einmal ein Fehler unterlaufen. Finanzdienstleister können sich also nicht allein auf unsere Informationen stützen. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen, auch für Folgeschäden, etwa Vermögensschäden. Unsere Texte machen in keinem Falle eine individuelle Beratung und Beschäftigung mit den Angeboten entbehrlich. Bitte beachten Sie, dass sich zwischen unserer Recherche und Ihrer Lektüre Änderungen ergeben können. Weder die Veröffentlichung noch ihr Inhalt, Auszüge des Inhalts noch eine Kopie darf ohne unsere vorherige Erlaubnis auf irgendeine Art verändert oder an Dritte verteilt oder übermittelt werden - andernfalls liegt ein strafrechtlich bewehrter Urheberrechtsverstoß vor.

Bild: Oskar Edler von Schickh / Quelle: Unternehmen
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