Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
„Der Trend geht zu geschlossenen Fonds der Kategorien Green Buildings, Waldinvestment und Erneuerbare-Energien“ - Interview mit Finanzberater Ralf Sommer-Hartstein
ECOreporter.de: Wie haben sich Turbulenzen am Finanzmarkt auf das Kundenverhalten ausgewirkt?
Ralf Sommer-Hartstein: Es gibt einen Trend zu einfachen und risikoärmeren Anlagen.
ECOreporter.de: Wie hat sich nach Ihrer Erfahrung bei nachhaltigen Geldanlagen die Nachfrage entwickelt?
Sommer-Hartstein: Es gibt ein verstärktes Interesse an nachhaltigen Anlagen. Meine Kunden zählen aber eher zu den „normalen Anlegern“. Sie legen ihr Geld meist nur dann nachhaltig an, wenn ich entsprechende Hinweise und Empfehlungen gebe. Die Kunden reagieren aufgeschlossen, wenn Themen wie Wasserfonds, erneuerbare Energien oder Mikrofinanz angesprochen werden.
ECOreporter.de: Wie viel konkretes Vorwissen über nachhaltige Geldanlagen bringen die Kunden mit ins Kundengespräch? Wie hat sich der Wissensstand ihrer Kundschaft zu nachhaltigen Geldanlagen in den vergangen Jahren verändert?
Sommer-Hartstein: Der Wissenstand zu nachhaltigen Geldanlagen ist meist gering. Zumindest bei Neukunden stelle ich nicht fest, dass sich dies verändert hat. Es gibt allerdings mehr Menschen die schon einmal etwas von „Nachhaltigkeit“ gehört haben, jedoch ohne zu wissen, was dieses konkret bedeutet. Allgemein werden die Kunden jedoch immer informierter und anspruchsvoller.
ECOreporter.de: Auf welche Art von Nachhaltigkeitsfonds und welche Assetklassen setzen Sie aktuell ganz besonders?
Sommer-Hartstein: Bei meiner Depotgestaltung stellen Misch- und Dachfonds ohne feste Aktienquoten einen bedeutenden Anteil dar, weil sie für Flexibilität im Depot sorgen. Das bedeutet für den Anleger eine variable Aktienquote mit einer individuell gestaltbaren Bandbreite. Außerdem ist es wichtig, dass der Anleger die einzelnen Produkte und die Idee hinter der Depotstruktur versteht. Die Anleger sollen sich mit dem Anlagevorschlag wohl fühlen können.
ECOreporter.de: Setzen Sie bei der Fondsauswahl eher auf strenge oder weniger strenge Nachhaltigkeitskriterien?
Sommer-Hartstein: Zunächst orientiere ich mich an den Kundenwünschen. Wichtig sind die persönlichen Negativvorgaben der Kunden, also welche Investments ausgeschlossen werden sollen. Gerade bei einem weniger erfahrenen Anleger würde ich das geringere Risiko der Einhaltung strengerer Nachhaltigkeitskriterien vorziehen.
ECOreporter.de: Was halten Sie von nachhaltigen ETFs (Exchanche Traded Funds)? Sind diese Indexfonds im Vergleich zu physisch gemanagten Fonds im Vorteil oder nicht?
Sommer-Hartstein: ETFs zeichnen sich durch niedrige Kosten aus und sind für den flexiblen Anleger deshalb recht interessant. Allerdings erfolgen die dahinterliegenden Indexzusammensetzungen eher träge.
ECOreporter.de: Worauf sollten Anleger generell bei der Beraterwahl achten?
Sommer-Hartstein: Der Kunde sollte zu einem gut ausgebildeten und erfahrenen freien Vermittler gehen. Dieser hat oft die größere Produktauswahl und unterliegt keinen Vertriebsvorgaben. Außerdem hat er meist mehr Zeit, sich mit den Zielen und Wünschen des Kunden ausführlich zu befassen. Entscheidend sind Unabhängigkeit, Erfahrung, Ausbildung und eine umfangreiche Produktpalette des Beraters. Sowohl Berater als auch Kunde sollten sich Zeit für ein ausführliches Kennenlernen nehmen, um feststellen zu können, ob die „Chemie“ stimmt. Das Gespräch sollte sich um die Kenntnissen, Ziele und Wünsche des Anlegers drehen. Außerdem muss es um sein Risikoprofil und seine Vorstellungen zur Nachhaltigkeit der Geldanlage gehen. Schließlich muss er die vorgestellten Empfehlungen vollständig nachvollziehen können. Zu guter Letzt sollte auch die Vergütung des Beraters thematisiert werden. Wird eine Provisionen oder Beratungshonorar vereinbart?
ECOreporter.de: Gibt es einen grundsätzlichen Rat, den Sie einem Anleger auf den Weg geben würden der erstmals auf nachhaltige Geldanlagen setzen möchte?
Sommer-Hartstein: Versuchen Sie, sich vor dem Gespräch einen groben Marktüberblick zu verschaffen. Überlegen Sie sich, welches Risiko Sie bereit sind einzugehen und wie lange das Geld angelegt werden kann. Wenn Ihnen etwas nicht klar ist, fragen Sie! Bei der Anlageberatung gibt es keine dummen Fragen.
Ihr Berater muss ihnen alles plausibel und verständlich darlegen können, bevor Sie etwas unterschreiben. Es gibt keine Renditen über dem Marktdurchschnitt ohne Risiken! Achten Sie auf eine ausführliche Dokumentation. Bei einer kompletten Anlagenstrukturierung sollte neben den pauschalen Produktaufklärungen auch die Depotstruktur dokumentiert werden. So wissen sie auch später noch, mit welcher Zielvorgabe die Anlagestrategie erstellt wurde.
ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen speziell im Bezug auf das Engagement der Vermittler entwickeln?
Sommer-Hartstein: Sukzessive werden sich immer mehr Vermittler mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Entscheidend wird auch sein, welches Wissen die Kunden vom Berater abfragen werden. Was Markttrends betrifft, kann ich mir Vorstellen dass es in Richtung geschlossener Fonds der Kategorie Green Buildings, Waldfonds und Erneuerbare Energien geht.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!