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Deutsche Solaraktien mächtig unter Druck – Experte befürchtet Insolvenzwelle
Wie bedrohlich die Lage für einige der börsennotierten Solarunternehmen bereits jetzt zu sein scheint, zeigt ein Vergleich der Wertentwicklung ihrer Aktien seit Jahresbeginn von der Kirchhoff Media Consult AG. Demnach verlor die Aktie der Conergy AG aus Hamburg in dieser Zeit knapp 80 Prozent an Wert, während die Q-Cells-Aktie 63 Prozent an Wert verlor. Im Durchschnitt gaben die Beteiligungsscheine der 13 im regulierten Markt der Deutschen Börse notierten Solarunternehmen in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres um 13 Prozent nach.
Talfahrt von Modulhersteller-Aktien setzt sich fort
Auch heute setzte sich die rasante Talfahrt beider Aktien weiter fort. Die Conergy-Aktie sackte in den vergangenen sieben Tagen um weitere 13 Prozent ab und notierte heute im Xetra der Deutschen Börse bei 0,44 Cent. Damit büßte auf Jahressicht mehr als 90 Prozent ein. Die Aktie des Mitbewerbers Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen fiel in der ersten Septemberwoche um weitere 14,1 Prozent auf 0,79 Euro. Damit schlägt auf Jahressicht ein Verlust von knapp 82 Prozent zu Buche.
Im Vergleich dazu etwas weniger dramatisch stellt sich der Kursverlust der Aktie der SolarWorld AG aus Bonn dar. Im Jahresverlauf bis zum 31. August brach ihr Kurs der Studie zufolge um 22,37 Prozent ein. Seither allerdings hat auch dieses Beteiligungspapier weitere 12,4 Prozent verloren und notiert aktuell bei 4,96 Euro. Marktbeobachter machen den jüngst bekanntgegebenen Sparmaßnahmen in Deutschland und den USA (ECOreporter.de berichtete) mitverantwortlich für den Kursrutsch.
Ähnlich verlustreich verlief das bisherige Börsenjahr für den Hamburger Projektierer Colexon Energy AG, der derzeit eine strategische Neuausrichtung vorantreibt. In den vergangenen acht Monaten sackte die Colexon-Aktie um mehr als 76 Prozent ab.
Stark gelitten haben auch die Aktienkurse von Photovoltaiksysteme- und Komplettanlagen-Anbietern wie Phoenix Solar AG aus Sulzemoos bei München, sunways AG aus Konstanz und Centrosolar AG aus München. Bis Ende August lagen die Kursverluste dieser Unternehmen über das Jahr 2011 betrachtet zwischen 40 und 50 Prozent.
Finanzmarktkrisen setzen Kurse unter Druck
Zum Teil mögen die Verluste auf das aktuell sehr angespannte Klima an den internationalen Finanzmärkten zurückzuführen sein. Erst gestern verursachte die anhaltende Angst vor einer weiteren Zuspitzung der Schuldenkrise in den USA und Europa sowie einer darauf folgenden großen Rezession massive Kursstürze. Der DAX hatte am Montag im Tagesverlauf 5,7 Prozent verloren und war zeitweise auf 5.222 Punkte zurückgefallen – den niedrigsten Stand seit Sommer 2009. In den USA war der Aktienhandel wegen eines Feiertages ausgesetzt gewesen.
Experten jedoch sehen die anhaltende Schwäche in der Solarbranche weiter vor allem in den Überkapazitäten bei Solarmodulen begründet, die die Preise weiter purzeln und die Gewinnmargen weiter schmelzen lassen. In den vergangenen acht Monaten stürzte der Modulpreis auf diese Weise von 1,60 auf 0,90 Euro pro Watt peak. Hinzu kommt, dass zahlreiche chinesische Hersteller weiterhin immer neue Kredite von staatlichen Banken bekommen, während westliche Mitbewerber mit den Markteffekten sinkender Einspeisevergütungen zu kämpfen haben. „Große chinesische Modulbauer beliefern mit Hilfe staatlicher Kredite den Weltmarkt zu Kampfpreisen. Deutsche Unternehmen haben immer mehr das nachsehen“, konstatieren die Studienautoren von Kirchhoff-Consult.
„Marktbereinigung in Deutschland unvermeidlich“
Alarm schlägt auch Wolfgang Hummel, Direktor des Zentrums für Solarmarktforschung in Berlin. Angesichts der hohen Staatsverschuldung in Europa und den USA sei Marktwachstum in der Solarbranche im laufenden Jahr unrealistisch, erklärt er. Eine Marktbereinigung mit Insolvenzen prominenterer Marktakteure wie Evergreen Solar oder Solyndra, so wie sie in den USA bereits eingesetzt habe, sei in Deutschland unvermeidlich, so Hummel weiter. „Die großen chinesischen Solarunternehmen drücken ihre Überkapazitäten in den Markt und treiben damit die Konsolidierung der Solarbranche voran“, sagt er.
Bislang allerdings seien aus deutscher Sicht nur Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe von der Insolvenzwelle betroffen gewesen wie, der Berliner Modulhersteller Arinna AG, die Dresden Solar MSC GmbH, die Solar-Plus-Stuttgart Locher GmbH, die CGS Solar AG aus Bitterfeld-Wolfen und andere.
Werkschließungen größerer Akteure in den USA, beispielsweise die von Solon SE in Arizona oder der BP-Grünstromsparte in Maryland wertet Hummel als klares Zeichen für den fortschreitenden Konsolidierungskurs der Branche auch auf höherer Ebene.