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Deutsche Solarhersteller im Existenzkampf - Studie sagt Sieger und Verlierer der Marktbereinigung voraus

Bereits in den nächsten Monaten wird für etliche Solarhersteller das Aus kommen. Denn angesichts hoher Überkapazitäten im Markt ist eine Marktbereinigung in der Solarbranche überfällig. So werden Ende dieses Jahres weltweit derzeit mehr als doppelt so viele Solarmodule produziert als nachgefragt. Das geht aus der aktuellen Marktstudie der Bank Sarasin hervor. In der Untersuchung mit dem Titel  ‚Solarwirtschaft: Hartes Marktumfeld – Kampf um die Spitzenplätze‘ beziffert sie die globale Produktionskapazität für Solarmodule mit rund 50 Gigawatt (GW). Dem  stehe  in 2011 lediglich ein Absatz von 21 GW gegenüber, also ein Nachfragewachstum von ganzen drei Prozent.

Die Experten der Bank Sarasin sieht vor allem die Existenz von kleinen bis mittelgroßen Unternehmen mit eher bescheidenen Wachstumsaussichten gefährdet. Dazu zählt sie etwa die deutschen Solarhersteller Conergy, Q-Cells, Solar-Fabrik und Sunways. Dagegen könne die SolarWorld AG aus Bonn zu den Gewinnern der Marktbereinigung zählen. Denn sie gehöre zu den Solarkonzernen, die international breit positioniert und vertikal integriert seien – also mehrere Produktionsschritte eigenständig vornehmen. Solche Unternehmen hätten besonders gute Chancen, gestärkt aus der Konsolidierungsphase hervorzugehen. Dazu zählten beispielsweise First Solar und SunPower aus den USA und die asiatischen Hersteller Suntech Power, Trina Solar und Yingli Green Energy aus China.

Als gefährdet schätzt die Studie aber auch Solarhersteller aus Asien ein, so China Sunergy, JA Solar, Solargiga und ReneSola aus China und E-Ton Solar Tech aus Taiwan. Nicht als aktuell gefährdet gelten den Autoren der Untersuchung die Hersteller LDK Solar, Canadian Solar, Hanwha, Gintech, Motech, JinkoSolar und die norwegische Renewable Energy Corporation, die allesamt in Fernost produzieren, aber auch die derzeit kriselnde Berliner Solon SE.

Viele Hersteller von Dünnschichtsolarmodulen werden der Studie zufolge die Marktkonsolidierung ebenfalls nicht überstehen. Gegenüber 2010 habe sich deren Anzahl in diesem Jahr bereits um ein Drittel auf nur noch rund 100 Unternehmen verringert. Durch hohe Produktionskapazitäten mögliche Skaleneffekte, eine tiefe Kostenstruktur und hohe Kreditwürdigkeit nennt die Bank Sarasin als wichtige Erfolgsfaktoren für ein Dünnschichtunternehmen. Große und finanzstarke Unternehmen wie First Solar, Sharp, ShowaShell, General Electric oder Hanergy seien daher im Vorteil. Die Experten der Bank erwarten ein starkes Wachstum der Anbieter von Dünnschichttechnologien insgesamt. Dieses Segment werde bis 2013 um durchschnittlich 32 Prozent pro Jahr zulegen.

Die Solarindustrie als Ganzes werde von der anstehenden Verschlankung des Angebots profitieren, heißt es in der Studie. Denn die Margen der Hersteller könnten sich wieder stabilisieren, wenn die Überkapazitäten in der Produktion abgebaut und nur noch die kostengünstigsten Produktionslinien mit hoher Auslastung betrieben werden. Die Wachstumsaussichten würden sich zudem verbessern: Bis 2015 könne der Photovoltaiksektor durch neue Absatzmärkte und zusätzliche Anwendungen für Solarstrom ein durchschnittliches Wachstum bei der neu installierten Leistung von 18 Prozent pro Jahr erreichen. Dabei werde es jedoch regional zu sehr unterschiedlichen Entwicklungen kommen. So werde Europa von diesem Wachstum abgehängt. Hier werde der Zubau der Photovoltaikleistung bis 2015 in jedem Jahr durchschnittlich um rund drei Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr, trotz aufstrebender Märkte, die deutlich zulegen dürften, wie es heißt. Die Autoren der Untersuchung nennen die Türkei, Portugal und Griechenland als Beispiele dafür. Für Deutschland sagen sie einen Zubau um rund 5,9 GW in 2011 voraus nach 7,4 GW im Rekordjahr 2010. Er werde 2012 mit 5,4 GW wohl noch geringer ausfallen.


Um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr dürften nach Einschätzung der Bank Sarasin die Solarmärkte China, Japan und in USA zulegen. Einen wahren Solarboom erwarten ihre Experten für Indien. Dort sei mit einem jährlichen Wachstum von 101 Prozent zu rechnen. Daneben setze sich die breitere geografische Verteilung der Neuinstallationen in den nächsten Jahren verstärkt fort. Bis 2013 dürften der Studie zufolge mehr als zehn PV-Märkte einen jährlichen Zubau von mindestens 500 Megawatt (MW) erreichen.

Ferner geht die Untersuchung davon aus, dass der Preis für Solarstrom in den kommenden Jahren in immer mehr Regionen mit Preisen für herkömmlich erzeugten Strom konkurrieren kann. Dank der intensiven Verringerung der Kosten verzeichne die Photovoltaik über die vergangenen zehn Jahre die steilste Kostensenkungsrate aller Erneuerbaren Energien. Nationale Förderprogramme seien künftig immer seltener erforderlich.
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