Erneuerbare Energie

Deutsche Umwelthilfe: Neue Bundesregierung muss Ausbau der Erneuerbaren mindestens verdoppeln

Deutschlands Klimaziele für 2020 und 2030 sind nur mit einer Verdoppelung des Ausbaus von Wind und Solarenergie zu erreichen. Das hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ermittelt. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation leitet aus ihren Berechnungen verschiedene Forderungen an die Bundesregierung ab. Dazu gehört auch der Ausstieg aus der Kohle, um klimaschädliches CO2 (Kohlendioxid) einzusparen.


Um das Klimaschutzziel zu erreichen, müssen Erneuerbare Energien doppelt so schnell ausgebaut werden, wie derzeit im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorgesehen.

Die DUH fordert, die Verdoppelung des Ausbautempos der Erneuerbaren bis mindestens 2030 beizubehalten. Nur so könne der weitere Ausstieg aus der Kohle und auch der restliche Atomausstieg ab 2022 kompensiert werden. Der Atomausstieg schlägt mit 85 Milliarden Kilowattstunden zu Buche, die durch Erneuerbare ersetzt werden müssen.


"Der Ausstieg aus der Kohle ist der effektivste Weg, um CO2-Emissionen zu reduzieren."


Bis zum Jahr 2020 sei der CO2-Ausstoss um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, dazu fehlten derzeit noch fast 9 Prozent, teilte die DUH mit. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation appellierte an die Koalitionäre in Berlin, in den Verhandlungen die notwendigen Weichen zu stellen: Sie sollen mit mehr Erneuerbaren den Klimaschutz wieder auf Kurs bringen.

Der weitaus größte Teil der CO2-Einsparung müsse aus der Energiewirtschaft kommen, denn hier seien die Kosten am geringsten und Erfolge am schnellsten zu erreichen. "Das bedeutet mindestens eine Halbierung der Kohlestromerzeugung von derzeit 260 Milliarden Kilowattstunden, denn auf diese gehen etwa 256 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 zurück", so die DUH. 130 Milliarden Kilowattstunden müssten dann aus erneuerbaren Quellen kommen.

Um den klimaschädlichen Kohlstrom zu ersetzen, seien eine Reduzierung des Stromexports und deutlich mehr Strom aus Erneuerbaren notwendig. Beispielsweise könnten bereits genehmigte Windprojekte, die bei den letzten Ausschreibungen nicht zum Zuge gekommen sind, den Ausgleich leisten. Etwa seien in Süddeutschland nur sehr wenige Projekte in der Ausschreibung erfolgreich gewesen. In Nordrhein-Westfalen sei von 56 Projekten nur eins erfolgreich gewesen, in Rheinland-Pfalz nur eins von 18 Projekten.


"Die ausgeschriebene Menge an Windkraft an Land muss von jetzt 2.900 auf 5.800 Megawatt netto pro Jahr verdoppelt werden."

Das entspreche etwa 2.000 neuen Windkraftanlagen pro Jahr, rechnete Peter Ahmels vor, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH. Diese Größenordnung sei mit Blick auf den schon jetzt hohen Ausbau von jeweils mehr als 1.500 Anlagen in 2016 und 2017 machbar (mehr darüber lesen Sie hier). Für 2018 werden derzeit jedoch nur noch etwa 1.000 Anlagen erwartet. Ab 2020 wird es gemäß des EEG hingegen nur noch die festgelegte Ausschreibungsmenge von 2.900 Megawatt brutto bei Wind geben. Die neue Bundesregierung müsse diese Schieflage beseitigen.

Auch der Offshore-Zubau muss aus Sicht der DUH von jetzt etwa 900 Megawatt auf 1800 Megawatt pro Jahr verdoppelt werden (wir haben über die Branchenkritik an den Ausbauzielen berichtet). Bei Solarenergie sind die ausgeschriebenen Mengen in den letzten Jahren nicht erreicht worden, nur 1.500 Megawatt von 2500 Megawatt wurden zugebaut. Ab 2018 müssten jedoch 5.000 Megawatt pro Jahr installiert werden.

"Durch die Herausnahme der Kohle dürfte sich auch der Börsenpreis für Strom wieder nach oben bewegen. Die Mehrkosten für die erneuerbaren Energien - die sich auch aus der hohen Differenz zwischen Börsenstrompreis und ausgeschriebener Vergütung für erneuerbare Energien ergeben - dürften damit überschaubar bleiben", ergänzt Ahmels.

Anwohnerbeteiligung bei neuen Windparks stärken

Aus Sicht der DUH wird der notwendige Zubau von Erneuerbaren Energien nur gelingen, wenn bei der Planung von Windparkprojekten die Menschen vor Ort früher mit einbezogen werden. "Bei weniger als 18 Anlagen pro Windpark erfahren die Anwohner manchmal erst kurz vor dem Bau, wo die Anlagen stehen werden. Auch die Möglichkeit der finanziellen Teilhabe der Standortgemeinde und der Anwohner muss verbessert werden", so die Forderung.

In der Vergangenheit sei, anders als erwartet, oft kaum Gewerbesteuer bei den Kommunen angekommen. Es müsse über eine finanzielle Unterstützung nachgedacht werden, um den Gemeinden einen sicheren Nutzen für ihr Engagement zu bieten und die Akzeptanz für die dezentrale Energiewende zu stärken, schlussfolgerte die DUH.
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