Erneuerbare Energie

„Deutschland läuft Gefahr, die Photovoltaik-Ausbauziele zu verfehlen“ – Karl-Heinz Remmers, Solarpraxis AG

Ab morgen soll das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gelten. Was bedeutet die viel diskutierte Reform für die Solarbranche? Und bleibt die Solaranlage auf dem eigenen Hausdach eine lohnende Investition? Karl Heinz Remmers, Vorstandsvorsitzender der Solarpraxis AG aus Berlin steht Rede und Antwort.

ECOreporter.de: Was bedeutet die EEG-Reform für Deutschlands Solarbranche, hilft Sie die Krise der vergangenen Jahre zu überwinden, oder verschärft sie die Herausforderungen an die Unternehmen?

Karl-Heinz-Remmers:  Die EEG-Novelle wird keines der Probleme der deutschen Solarbranche mindern, aber eine Verschärfung der Probleme sehe ich auch nur in Teilsegmenten. So dürfte der Markt für Eigenverbrauchsanlagen aufgrund der auch als „Sonnensteuer" bezeichneten EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch bei Anlagen über 10 kWp Leistungskapazität sicher ausgebremst werden. Da auch keinerlei strukturelle Probleme gelöst wurden oder auch nur der Versuch größerer Verteilungsgerechtigkeit unternommen wurde, wird sich also wenig ändern und es besteht real die Gefahr, dass der Zielkorridor für den Ausbau der Photovoltaik unterschritten wird. Da der deutsche Markt zudem durch die völlig unsinnige Mindestpreisregelung in der EU für Solarmodule in weiten Teilen von den wesentlich niedrigeren Weltmarktpreisen für Rohmaterialen und Module abgeschnitten ist, wird auch von dieser Seite eine Belebung nur langsam oder nicht möglich sein.

ECOreporter.de: Die Zahl der Arbeitsplätze in Deutschlands Photovoltaik-Branche hat sich seit 2011 halbiert. Wird die EEG Reform 2014 helfen, diesem Trend entgegenzuwirken, oder geht der Aderlass weiter?

Remmers:  Wir dürften auch in 2014 und 2015 weitere Arbeitsplätze in Deutschland einbüßen, die Größenordnung ist schwer einzuschätzen, da sich die Photovoltaik-Anwendungen und System auch deutlich verbreitern in Richtung Gebäudetechnik und auch beim Kraftwerksbau. Auch durch die sicher weitergehende Entwicklung von Speichersystemen, intelligenten Abrechnungs- und Vernetzungssystemen entstehen neue Arbeitsplätze. Zudem dürften mit dem wachsenden Alter der bestehenden Anlagen mehr Aufgaben in der Betriebsführung zu erledigen sein.

ECOreporter.de: Die Bundesregierung bereitet den Ausstieg aus der festen Einspeisevergütung vor. Stattdessen soll es ab 2017 Ausschreibungen geben. Ist das eine vernünftige Entscheidung?

Remmers:  Bisher haben Ausschreibungen in der Regel zu höheren Preisen für Erneuerbare Energien als gut gemachte Einspeisetarife geführt. Daher finde ich die Entscheidung falsch, aber sie ist getroffen und sollte nun von der Branche proaktiv begleitet werden, um die Ausgestaltung auch für innovative Ideen zu nutzen.

ECOreporter.de:  Macht es  nach der EEG-Reform noch Sinn, eine  Solaranlage auf das eigene Hausdach zu montieren?

Remmers:  Das macht genauso viel Sinn wie vorher, denn bis 10 kWp Leistungskapazität ändert sich am System gar nichts und auch bei Mehrfamilienhäuser, die grade so von der Sonnensteuer erwischt werden, sollte sich Anlagen wegen der natürlich sehr hohen Quoten mehr als rechnen.

ECOreporter.de:  Bleibt Photovoltaik in Deutschland nach der EEG-Reform eine lohnende Geldanlage?

Remmers:  Das kommt auf das Segment an und natürlich auf die Erwartung der Anleger. Lege ich mein Geld anstelle des Sparbuchs auf mein Dach, ist die Rendite natürlich durch den Eigenverbrauch und die Vergütung für die Restmengen sehr hoch. Bei Investitionsobjekten müssen wie bisher Chancen und Risiken immer aufs Neue abgewogen werden – gerade wo hoher Eigenverbrauch auf relative kleine Dächer trifft wird ein Eigeninvestment auch auf größeren Objekten sehr oft Sinn ergeben. Wird es für Dritte errichtet, muss natürlich genauer hingesehen werden.

ECOreporter.de: Wir danken für das Gespräch, Herr Remmers!

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