Anleihen / AIF

„Die EEG-Reform enthält viele Fehler“ – Sönke Tangrmann, Planet energy GmbH

Die Planet energy GmbH plant, baut und betreibt umweltfreundliche Kraftwerke. Die Tochtergesellschaft des Hamburger Stromversorgers Greenpeace Energy finanziert einen Teil ihres Geschäfts über nachhaltige Kapitalanlagen. Im Interview erklärt Geschäftsführer Sönke Tangermann, wie Anleger sich bei Planet energy beteiligen können. Außerdem nimmt er Stellung zur jüngsten EEG-Reform und der geplanten Abkehr von der Einspeisevergütung in Deutschland.


Die Planet energy GmbH ist einer der zahlreichen Aussteller der Messe Grünes Geld am kommenden Samstag, 22. November, im Künstlerhaus am Lenbachplatz. Bei freiem Eintritt können sich Neueinsteiger ebenso wie Profis ein detailliertes Bild über Trends, Entwicklungen und neue Angebote am nachhaltigen Finanzmarkt machen. Abgerundet wird die Veranstaltung mit einem umfangreichen Vortragsprogramm rund um nachhaltige Geldanlagen und einer Podiumsdiskussion zur Energiewende in Bayern. Damit die Eltern oder Großeltern sich entspannt über Geldanlagen informieren können, bietet die Messe Grünes Geld ein ebenfalls kostenloses Aktionsprogramm für Kinder an (mehr zur Messe erfahren Sie  hier).

ECOreporter.de: In  welchem Zusammenhang steht die Planet energy GmbH mit dem Stromversorger Greenpeace Energy?

Sönke Tangermann:
  Planet energy ist eine hundertprozentige Tochter von Greenpeace Energy und bereits 2001 gegründet worden. Seitdem finanziert, plant, baut und betreibt Planet energy saubere Kraftwerke.


ECOreporter.de:  Wie können Anleger sich aktuell bei Planet energy beteiligen und welche Renditen und Risiken sind mit der Beteiligung verbunden?

Tangermann:  Für die erfolgreiche Umsetzung unserer Neubauprojekte nutzen wir öffentlich angebotene Vermögensanlagen, die speziell auf den Kapitalbedarf in den unterschiedlichen Projektstadien abgestimmt sind. Für Kapitalanleger haben wir daraus zwei Varianten möglicher Beteiligungen an den Aktivitäten von Planet energy entwickelt: Über Genussrechte sammeln wir Kapital für die Entwicklung und Akquisition neuer Projekte. Das Geld wird für die Anschubfinanzierung von Projekten verwendet. Darüber hinaus ermöglichen uns diese Mittel die Entwicklung zum finanzierungsfähigen und baureifen Projekt und die Darstellung des für den Bau notwendigen Eigenkapitals. Für seine Leistungen im Rahmen der Akquirierung und Entwicklung der Projekte erhält Planet energy eine Vergütung, an der die Anleger in Form einer attraktiven Verzinsung partizipieren.
Dann gibt es bei uns die Möglichkeit, über öffentlich angebotene Vermögensanlagen in konkrete Projekte zu investieren. Über diese Vermögensanlagen, die sich auf ein oder mehrere konkrete Projekte bezieht, sammeln wir das für die Endfinanzierung der Projekte erforderliche Eigenkapital ein. Die Anleger sind hier direkt am wirtschaftlichen Erfolg der Projekte beteiligt, zum Beispiel an den Erträgen einer Photovoltaikanlage oder eines Windparks.
Insgesamt haben wir bisher sieben Vermögensanlagen öffentlich platziert. Fast 5.000 Anleger haben sich bereits an unseren Projekten beteiligt. Je nach Vermögensanlage liegt die Laufzeit zwischen 5 und 20 Jahren, die Renditen bewegen sich in der Regel zwischen 5 und 7 Prozent pro Jahr.

ECOreporter.de:  Im nächsten Sommer soll es ein neues Kleinanlegerschutzgesetz geben. Wie beeinflusst dies ihre Pläne für weitere Beteiligungsangebote und Inwiefern gibt es bereits spruchreife Pläne für weitere Geldanlageangebote von Planet energy?

Tangermann:
  Das geplante Kleinanlegerschutzgesetz beeinflusst unsere Pläne für Beteiligungsangebote nicht. Wir werden die im Gesetz geforderten Maßnahmen umsetzen. Es gibt zurzeit keine spruchreifen Pläne für eine neue Vermögensanlage von Planet energy. Es gibt jedoch erste Planungen für eine neue Vermögensanlage, die voraussichtlich frühestens im zweiten Quartal 2015 in den Vertrieb gehen wird.


ECOreporter.de: Wie hat sich die Reform des EEG im August 2014 auf das Tagesgeschäft von Planet energy ausgewirkt? Ist es leichter geworden Erneuerbare-Energieanlagen zu realisieren, oder erschweren die erneuerten Rahmenbedingungen das Geschäft?

Tangermann:  Abgesehen von den Fehlern, die die Reform enthält, hat das reformierte EEG 2014 nach einer längeren Phase der Verunsicherung immerhin für klare Bedingungen für erneuerbare Energieanlagen gesorgt, zumindest kurzfristig. Denn es wird ja schon wieder schon intensiv über die Inhalte einer nächsten Novelle in 2017 spekuliert. Insgesamt ist das reformierte EEG sehr konzernfreundlich, lokale Akteure, Bürgerprojekte und Genossenschaften können durch die neuen Regelungen wie das Ausschreibungsmodell ins Abseits gedrängt werden. Dies sorgt für Verunsicherung im Markt. Darüber hinaus sind mit dem EEG 2014 mehr Anforderungen auf den Planer übertragen worden. Für den Windenergiebereich sind da die verpflichtende Direktvermarktung und der sogenannte atmender Deckel zu nennen, der den Zubau begrenzen soll. Insgesamt werden die Markbedingungen für erneuerbare Energien auf jeden Fall anspruchsvoller.

ECOreporter.de: Die Bundesländer können inzwischen individuell drüber bestimmen, wie viel Abstand bei der Errichtung von Windrädern von der Wohnbebauung eingehalten werden soll. Bayerns 10H-Regel ist besonders restriktiv (mehr lesen Sie  hier). Inwiefern sind Pläne oder Projekte von Planet energy davon betroffen?

Tangermann:
  Wir haben in der Tat zur Zeit ein Projekt im Norden Bayerns. Dort haben im Herbst im fränkischen Landkreis Haßberge die Bauarbeiten am Bürgerwindpark Sailershäuser Wald begonnen. Auf dem Höhenrücken des Sailershäuser Waldes in der Nähe von Schweinfurt entstehen bis Ende 2015 zehn Windkraftanlagen mit einer Leistung von jeweils 2,4 Megawatt. Wir sind einer von fünf Gesellschaftern, die das Projekt vorantreiben. Aufgrund der bereits erteilten Genehmigung Mitte dieses Jahres sind wir jedoch noch nicht von der Abstandsregel betroffen.

ECOreporter.de: Die Bundesregierung plant die Vergütung für Erneuerbare-Energien auf ein Ausschreibungsmodell umzustellen, das zunächst bei der Photovoltaik ausprobiert werden soll. Wie sind diese Pläne zu bewerten, bringen sie die Energiewende voran oder wirkt dies kontraproduktiv?

Tangermann:  Generell sehen wir das Ausschreibungsmodell kritisch, denn hier sind große, finanzstarke Konzerne ganz klar im Vorteil, weil sie die wirtschaftlichen Risiken auf viele Wettbewerbsprojekte verteilen können. Aus unserer Sicht sollte deshalb in einem Ausschreibungsmodell eine bestimmte Anzahl für kleinere Akteure reserviert sein, um auf diesem Weg die Akteursvielfalt der Energiewende zu erhalten und die Bürgerbeteiligungsmöglichkeiten nicht abzuwürgen.


ECOreporter.de: Herr Tangermann, wir danken für das Gespräch.

Das Beteiligungsangebot Saubere Kraftwerke 4 wurde mit dem ECOreporter-Siegel Nachhaltige Geldanlage ausgezeichnet (mehr dazu lesen Sie  hier).
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x