Erneuerbare Energie

Die EEG-Umlage könnte erstmals sinken

Die Neuregelung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist derzeit wieder Thema im Bundestag. Die Debatte um die Novelle war bislang immer auch eine Kostendebatte mit der EEG-Umlage als Zankapfel. Neue Studien gehen davon aus, dass die Umlage erstmals sinken könne. Die nicht weniger diskutierten EEG-Umlage-Befreiungen für Industrieunternehmen sind in den Berechnungen schon eingepreist.

Bislang kannte die EEG-Umlage wie auch der Strompreis nur eine Richtung: aufwärts. Seit 2003 stieg der Beitrag auf der Stromrechnung mit dem die Allgemeinheit der Verbraucher Deutschlands Energiewende finanziert von 0,41 Cent pro Kilowattstunde (KW/h) auf 6,24 Cent pro KW/h in 2014. Das ist mehr als das fünfzehnfache in elf Jahren. Für einen durchschnittlichen Haushalt macht dies inzwischen rund 220 Euro aus. Eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag der Initiative Agora Energiewende prognostiziert, dass die EEG-Umlage 2015 erstmals sinken könnte: auf 5,8 Cent je KW/h. Grund der möglichen Senkung: Das EEG-Umlage-Konto wird aller Wahrscheinlichkeit nach einen Milliardenschweren Überschuss ausweisen. Darauf weist der „Think Tank“ Agora Energiewende hin: Die Hauptursache für das voraussichtliche Absinken der EEG-Umlage ist ein Einmal-Effekt: Prognosefehler in den vergangenen Jahren, die seinerzeit erhebliche Defizite des so genannten EEG-Kontos nach sich zogen, sind über einen Sonder-Zuschlag in der EEG-Umlage 2014 korrigiert worden, erklärt die Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation. Dieser Zuschlag könne von 2015 an entfallen, womit sich die EEG-Umlage entsprechend reduziere. Zugleich seien Wind- und Solarstromanlagen, die sich mehr und mehr zu den tragenden Pfeilern des europäischen Energiesystems entwickelten, inzwischen günstig zu bauen, so die Initiative weiter. Daher beeinflusse der Zubau von Erneuerbare-Energien-Anlagen, wie er dem Mittelfristszenario der Übertragungsnetzbetreiber zugrunde liegt, die EEG-Umlage kaum, folgern die Experten auf Grundlage der Studie.

Spannend: Der Studie zufolge soll selbst die von der Regierung im Rahmen der Novelle geplante Ausweitung der Industrieprivilegien die Senkung der Gesamtumlage nicht aufhalten: „Manche Unternehmen werden in Zukunft mehr Geld für die Energiewende zahlen, andere werden weniger zahlen. In Summe bleibt der Beitrag von Industrie und Gewerbe voraussichtlich in einer ähnlichen Größenordnung wie bisher“, sagt  Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewnde. „Das ganze System wird allerdings deutlich komplizierter und auch schwerer zu prognostizieren“, erklärt er. Die Studie des Öko-Instituts, wiederum sieht in dem Abwärtstrend keine Trendwende. Die Forscher gehen davon aus, dass die EEG-Umlage 2016/2017 wieder das aktuelle Niveau erreichen wird, also wieder ansteigt auf 6,24 Cent.

Experten sehen Ausweitung der Industrieprivilegien kritisch

Die Experten des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) warnen ihrerseits davor, die Industrieprivilegien bei der EEG-Umlage wie geplant zu erweitern: „Zwar fallen einige Unternehmen aus dieser Privilegierung heraus, diese bleiben aber über Kostendeckelungen oder Härtefallregelungen weitgehend entlastet, zugleich sollen 2015 etwa 300 bis 400 neue Unternehmen von der Ausnahmeregelung profitieren“, erklärte Bruno Burger, Leiter der Gruppe Energiedaten und strategische Entwicklung bei Fraunhofer ISE gegenüber dem Fachmagazin pv magazine Deutschland. Wichtig zu Wissen: Laut einer Untersuchung des Fraunhofer ISE kommen schon jetzt kleinere Verbraucher und Privathaushalte zu 98 Prozent für die gesamte Umlage auf. Die damals noch schwarz-gelbe Bundesregierung hatte den Kreis derer Unternehmen, die ganz oder zum Teil von der Umlage befreit werden 2012 großzügig erweitert was zum deutlichen Anstieg von 3,59 auf 5,28 Cent je Kilowattstunde beigetragen hatte.

Tatsächlich ist das Berechnungssystem der EEG-Umlage ebenfallls ein Grund für den bisher ungebremsten Anstieg der Umlage auf der Stromrechnung. Die EEG-Umlage finanziert die gesetzlich festgesetze Einspeisevergütung für Erneuerbare-Energie-Anlagen. Den Betreibern der Grünstromanlagen stehen feste Tarife zu, die die Netzbetreiber zahlen müssen. Konkret gleicht die EEG-Umlage die Differenz zwischen dem Preis an der Strombörse und den festen Erneuerbare-Energien-Einspeisetarifen aus. Das Problem: Weil die Erneuerbaren Energien in Deutschland immer mehr zum Gesamtstromangebot beitragen, werden konventionelle Anlagen unrentabel und produzieren Überkapazitäten, die den Strombörsenpreis drücken.

Aus der Sicht der Experten des Fraunhofer Instituts gelte es diese Überkapazitäten abzubauen und die Vermarktung der Erneuerbaren Energien nicht mehr verpflichtend über die Strombörse laufen zu lassen, erklären die Experten des Fraunhofer Instituts.
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