Erneuerbare Energie

"Die Erneuerbare-Energien-Branche wird Investitionen eher anziehen" - Verbandsvertreter nehmen gegenüber ECOreporter.de Stellung zu Auswirkungen der Finanzkrise



„Grundsätzlich sind die Unternehmen der Regenerativbranche volatiler (schwankungsanfälliger, die Red.) als die so genannter Blue Chips“, erklärte Ralf Bischof, Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie ( BWE). Ihre Marktkapitalisierung sei ja in der Regel deutlich geringer. Zumindest für die Windkraftbranche zeigte er sich jedoch optimistisch. Als Folge der Finanzkrise erwarte er eher eine Konzentration von Investoren und Banken auf die "Real-Wirtschaft" und damit auch auf Windenergie. Es spreche vieles dafür, dass Investments wie Windparks oder Infrastruktur allgemein wieder mehr geschätzt werden. „Ich erwarte deshalb eher eine vergleichsweise positive Entwicklung für Windkraftprojekte“, so Bischof.

Aber der Ausbau der Offshore-Windkraft, der Windenergieerzeugung auf See, ist besonders kapitalintensiv. Wie berechtigt sind Befürchtungen, dass sich womöglich einige Akteure wie etwa kriselnde Banken ganz aus diesem Geschäft zurückziehen? Auch hier gab sich der Verbandschef gegenüber ECOreporter.de gelassen. „Kapital ist dort nicht der knappe Faktor, sondern Logistik, Infrastruktur, Manpower, Netzanschlüsse“, meinte Bischof. Daher erwarte er wenig negative Einflüsse. Allerdings könne die „Finanzierung komplizierter werden, da gegebenenfalls größere Konsortien gebildet werden müssen“.

Ebenfalls zuversichtlich äußerte sich Dr. Sebastian Fasbender vom Bundesverband Solarwirtschaft. Die Solarbranche könne sogar von der Finanzkrise profitieren. „Wir sind gedämpft optimistisch, dass Photovoltaik-Anlagen durch ihre Renditeerwartung von 4-6 Prozent über 20 Jahre hinweg verstärkt als sichere Geld-Anlageform von den Bürgern wahrgenommen werden“, so Fasbender im Gespräch mit ECOreporter.de. „International sehen wir sogar die Chance, dass Solarenergie eine Option zur Ankurbelung der Binnenwirtschaften wird, Stichwort ‚grüne Konjunkturprogramme’", so der Verbandsvertreter weiter.

Auch Fasbender verweist auf die höhere Schwankungsanfälligkeit von Solaraktien. Solarwerte hätten zudem darunter gelitten, dass der Ölpreis zuletzt massiv nachgegeben hatte. Dieser sei ja für die Börsianer ein Hinweis auf die Nachfrage für alternative Energien. Zudem hätten Analysten vor einem Überangebot an Solarkomponenten gewarnt. Angesichts positiver Signale für die Branche wie der verbesserten Solarförderung in den USA rate er jedoch dazu, dieses mögliche Überangebot „nur als ein mögliches Szenario unter mehreren zu bewerten“. Er ist davon überzeugt, dass „die Solarenergie im kommenden Jahrzehnt wettbewerbsfähig und langfristig eine tragende Säule des deutschen Energiemixes“ wird.

Björn Klusmann ist Geschäftsführer Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE). Nach seiner Einschätzung „werden Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche von den Auswirkungen der internationalen Finanzkrise nicht stärker berührt als die anderer Branchen“. Wenn als deren Folge Finanzierungen insgesamt teurer würden, werde dies voraussichtlich auch für Projekte in unserem Bereich gelten. Allerdings sieht er in Krise auch eine Chance für den Sektor. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine ganze Reihe von Investoren derzeit auf der Suche nach verlässlichen Investitionsmöglichkeiten sind. Und Erneuerbare Energien sind ohne Zweifel verlässlich und nachhaltig“, so Klusmann. So biete das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) stabile Rahmenbedingungen. „Es verspricht zwar keine Rendite im hohen zweistelligen Bereich, aber dafür ist es über 20 Jahre verlässlich“, stellte der Verbandsführer klar.

Laut Klusmann werden Erneuerbare Energien  zunehmend zur tragenden Säule unserer Energieversorgung. „Daran führt kein Weg vorbei. Im Gegenteil, die Erneuerbaren Energien sind ein Weg, sich gegen die schwankenden Ölpreise zu versichern“, meint er. Nicht nur die Höhe der fossilen Energiepreise, auch ihre unsichere Entwicklung sei ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Klusmann weiter: „Sonne, Wind, Wasser, Geothermie und Bioenergie sind hingegen verlässlich. Im Strommarkt ist ihre Preisentwicklung langfristig vorgezeichnet. Das schafft Vertrauen und wird Investitionen eher anziehen“.


Bildhinweise: Ralf Bischof / Quelle: BWE, Solarprojekt der Solon AG, / Unternehmen
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