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„Die Marktlage kam unserer strategischen Ausrichtung entgegen.“ – ECOreporter.de-Interview mit Thiemo Lang, Manager des SAM Smart Energy Fund

Der Fonds der Züricher Kapitalanlagegesellschaft SAM Sustainable Asset Management konnte sich in den letzten Monaten deutlich von der Konkurrenz absetzen, zum Stichtag 30. November verbuchte der Fonds auf Sicht von zwölf Monaten ein Plus von knapp 65 Prozent (Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag vom 17. Dezember: „Opens external link in new windowErneuerbare-Energien-Fonds im November 2009: Zweiklassengesellschaft“).

ECOreporter.de: Herr Lang, der von Ihnen gemanagte SAM Smart Energy Fund sticht die Konkurrenz seit Monaten aus. Der Fonds hat sowohl im November 2009 als auch im laufenden Jahr und in den letzten drei und fünf Jahren das beste Ergebnis erwirtschaftet. Was machen Sie besser als Ihre Kollegen?
Thiemo Lang: Zunächst einmal spielen wir die gleichen Sektoren wie die Peer Group. Wir setzen aber sehr dezidiert Schwerpunkte auf bestimmte Firmen und Untersektoren; im Bereich der Solarenergie sind das zum Beispiel die Low-Cost-Produzenten in Asien. Wir halten unter anderem Aktien von Yingli und Canadian Solar aus China und Gintech aus Taiwan.

Wir sind sogenannte „Stock Picker“, wir schauen uns die Aktien nach fundamentalen Gesichtspunkten an und treffen dann selektive Anlageentscheidungen (Pics). Gute Pics hatten wir beispielsweise bei Batterie- und LED-Herstellern.
Im Frühjahr konnten wir in diesen Sektoren sehr günstig einsteigen und haben uns entsprechend positioniert. Wichtig für den Erfolg: Wir gehen sehr offen an die Themen heran. Wir kaufen zum Beispiel nicht nur Spezialhersteller sondern Standardproduzenten, die bereits eine gesicherte Marktposition haben.

Generell versuchen wir unsere Chancen undogmatisch und flexibel zu nutzen. Dazu gehört auch, dass wir Gewinne sicherstellen, wenn wir keine weitere Aufwärtsbewegung mehr sehen. Seit Juni haben wir einzelne Positionen im Fonds wieder abgebaut.


ECOreporter.de: Wie stark ist Ihr Fonds vom Erfolg der Erneuerbaren Energien abhängig?
Lang: Nur bedingt, wir haben versucht, den Fonds breit aufzustellen. Beispielsweise liegen nur etwa 20 Prozent der Investments in der Solarbranche. Wir investieren mit dem Smart Energy Fund gezielt in verschiedene Wachstumssektoren und in Sektoren die die Wertentwicklung des Fonds verstetigen. Dazu gehören auch Energieversorger und die Betreiber von Gas- und Elektrizitätsnetzen.


ECOreporter.de: Wie erklärt sich der besondere Erfolg Ihres Fonds gerade im laufenden Jahr?
Lang: Im laufenden Jahr kam die allgemeine Marktlage unserer strategischen Ausrichtung entgegen. In 2007 und 2008 war es viel schwieriger sich am Kapitalmarkt abzuheben, weil entweder alles hoch oder alles runter ging. Das hatte teilweise nur noch bedingt etwas mit den Fundamentaldaten der Firmen zu tun. Aktuell zeigt sich der Erfolg des Stock Pickings. Dafür betreiben wir hohen Aufwand. Und wir glauben, dass das auch in Zukunft angezeigt ist. Der Markt für Erneuerbare Energien und Clean Tech wird nicht mehr in die Verfassung wie 2007 kommen. Die hohen Margen die die Unternehmen noch in 2007 erzielten, gehören der Vergangenheit an. Die letzten hohen Margen werden derzeit noch bei den Produzenten von hochreinem Polysilizium erzielt, aber auch das wird sich einnivellieren. Künftig werden sich die Wachstumssektoren zyklisch entwickeln, es wird starke Schwankungen geben.


ECOreporter.de: Was für Gewinnmargen halten Sie in Zukunft für realistisch?

Lang: Wir glauben, dass gut positionierte Firmen zwischen 20 und 25 Prozent Bruttomarge machen können. Daraus werden sie zehn bis fünfzehn Prozent Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) und eine Nettomarge von zirka sieben bis acht Prozent erwirtschaften können. Das wird aber nur den Firmen gelingen, die ihre Kosten im Griff haben. Unternehmen, die das nicht schaffen, werden Probleme haben, die Marktbereinigung zu überstehen.


ECOreporter.de: Im November haben Sie Aktien von Hansen Transmission sowie Comverge neu ins Portfolio des Fonds aufgenommen?
Lang: Das ist richtig. Hansen haben wir aufgenommen, weil der indische Großaktionär Suzlon Energy sich von seinem Anteil getrennt hat. Das Unternehmen baut Getriebe für Windkraftanlagen. Die Position im Fonds ist eher klein.

Die US-amerikanische Comverge ist im sogenannten „Smart Grids-Sektor tätig. Hierbei handelt es sich um intelligente Steuerungssysteme, mit deren Hilfe Energieversorger die Spitzenlast in ihrem elektrischen Netz besser regeln können. Praktisch funktioniert das so: Comverge schließt Verträge mit Stromkunden, die einen Rabatt auf ihre Stromrechnung erhalten, wenn sie dem Unternehmen erlauben, ihren Stromverbrauch zu bestimmten Zeiten zu beschränken. Hintergrund ist unter anderem der enorme Energiebedarf der Klimaanlagen, der die Versorger in den USA vor große Probleme stellt. Die Comverge-Aktie hat zurzeit einen Anteil von etwa einem Prozent am Vermögen des Smart Energy Fund.


ECOreporter.de: Würden Sie uns ein Beispiel für einen Sektor geben, in dem Sie das Engagement des Fonds in letzter Zeit gezielt ausgebaut haben?
Lang: Das trifft für den Bereich gasbetriebener Antriebe zu. Als Beispiele sind Unternehmen wie Landi Renzo und Fuel Systems Solutions zu nennen, die Autogasanlagen anbieten. In diesem Bereich sehen wir gute Marktchancen, in Italien wird der Betrieb von Fahrzeugen mit Autogas stark gefördert. Weitere aussichtsreiche Märkte sind andere europäische Länder und die USA.

Landi Renzo haben wir uns jüngst genauer angesehen, dazu gehört auch das direkte Gespräch mit dem Management des Unternehmens. Noch 2008 belief sich der Anteil der Anlagen zur Nachrüstung von Autos auf 75 Prozent. Aktuell werden über 70 Prozent der Anlagen, die das Unternehmen produziert, als OEM-Ausrüstung (Original Equipment Manufacturer) ab Werk in Autos eingebaut.

Auch wenn wir kurzfristig von etwaigen Veränderungen in den Fördersätzen abhängig sind, so sind wir davon überzeugt, dass der Sektor mittel- bis langfristig extrem interessant wird. Dazu wird unter anderem der US-Markt beitragen. In den USA gibt es ein hohes Potenzial für Gasantriebstechnologien, das Land verfügt über große Vorkommen an Erdgas.


ECOreporter.de: Was für Impulse erwarten Sie vom kommenden Jahr?

Lang: Die Perspektiven für das Jahr 2010 sehen wir wieder als sehr aussichtsreich. Im Idealfall investieren wir in Werte, die noch nicht in aller Munde sind. Dabei achten wir darauf, dass die Fundamentaldaten der Unternehmen stimmen und die Geschäftsmodelle nachhaltig sind. Diese Einschätzung wird zudem immer wieder überprüft. Wenn ein Produkt am Markt gut läuft, tauchen schnell zahlreiche Mitbewerber auf. Vor diesem Hintergrund kann sich die Bewertung sehr schnell und einschneidend ändern.

ECOreporter.de: Herr Lang, wir danken Ihnen für das Gespräch!
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