Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
„Die Niedrigzinspolitik der EZB sorgt für Instabilität im Bankensystem“ - Georg Schürmann, Triodos Bank Deutschland
Die Zinsen auf Tagesgeld, Festgeld und Co. tendieren seit langem gegen null. Grund ist die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Banken verdienen nichts mehr mit diesen Konten. Die Alternative Bank Schweiz (ABS), eine Nachhaltigkeitsbank, erhebt deshalb inzwischen Strafzinsen für das private Girokonto (ECOreporter.de berichtete). Ist das ein Vorbild für Ethik- und Öko-Banken in Deutschland? Müssen Kleinsparer in Deutschland bald Strafzinsen dafür zahlen, dass ihr Geld auf der Bank liegt? Darüber spricht Georg Schürmann, Geschäftsleiter der Triodos Bank N.V. Deutschland, im ECOreporter.de-Interview. Er erklärt, wie die Triodos Bank bislang mit den Negativzinsen umgeht, und bezieht Stellung zur aktuellen EZB-Zinspolitik. Er fordert: „Wir brauchen eine Diskussion zum richtigen und fairen Preis von Bankdienstleistungen.“
ECOreporter.de: Die Schweizer Nachhaltigkeitsbank ABS gibt die Negativzinsen der Schweizer Nationalbank an Privatkunden weiter. Wie bewerten Sie diesen Schritt?
Georg Schürmann: Wir befinden uns aktuell in einer einmaligen Situation, die extreme Auswirkungen auf den gesamten Finanzsektor hat. Dieser Schritt ist nur die Fortsetzung einer Entwicklung, die sicherlich zu einigen weiteren Einschnitten für Bankkunden führen wird.
Ist das ein Vorbild für Deutschlands Nachhaltigkeitsbanken? Wann wird dieses „Tabu“ in Deutschland gebrochen?
Schürmann: Wir glauben, dass auch in Deutschland Banken ähnliche Schritte gehen und für Privatkunden mit sehr hohen Guthaben negative Zinsen einführen werden. Im Bereich der Kleinanleger wird sich dies vermutlich nicht durchsetzen, da Kunden mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bank wechseln oder ihr Geld abheben, bevor sie dafür Gebühren bezahlen müssen.
Die Nachhaltigkeitsbank ABS aus der Schweiz erklärte, ihre Kunden hätten mehrheitlich wesentlich gelassener reagiert als die internationalen Medien. Wären die Kunden der Triodos Bank Deutschland bereit für Negativzinsen auf Kontoguthaben?
Schürmann: Mit Sicherheit werden uns viele Kunden die Treue halten. Allerdings ist die Diskussion in Deutschland zur Weitergabe von negativen Zinsen, die ja von der EZB vorgeben sind, nicht weit genug für einen solchen Schritt. Wir brauchen eine Diskussion zum richtigen und fairen Preis von Bankdienstleistungen.
Wie gehen Sie derzeit mit den Negativzinsen um? Erheben Sie deshalb neue spezielle Gebühren oder haben Sie andere Gebühren deshalb erhöht, beispielsweise für Kontoführung oder ein Depot oder andere Maßnahmen?
Schürmann: Wir haben aus dem Prinzip der Kostentransparenz heraus schon
immer Gebühren für Girokonten berechnet, da wir für Leistungen die Kosten verursachen, diese auch direkt an den Kunden weitergeben. Als reine Online-Bank sind wir effizient aufgestellt und müssen die Negativzinsen, die Banken bereits zahlen, noch nicht an unsere Kunden weitergeben. Natürlich müssen auch wir die bestehenden Preise vor den aktuellen Rahmenbedingungen überprüfen.
Bild: Der Hauptsitz der Triodos Bank in den Niederlanden. / Foto: Unternehmen
Wie lange wird die Niedrigzinsphase noch anhalten. Wird die EZB die Zinsen weiter ins Negative senken, oder ist bald eine Zinswende zu erwarten?
Schürmann: Wir glauben nicht, dass diese Niedrigzinsphase in Kürze beendet sein wird, sondern wir uns längerfristig auf niedrige Zinsen einstellen müssen.
Wie bewerten Sie diese Niedrigzinspolitik?
Schürmann: Diese Politik ist eine sehr drastische Maßnahme zur Sicherung der europäischen Finanzstabilität, die den Euro-Ländern und Privathaushalten hilft ihre Verschuldung zu tragen. Auf der anderen Seite trifft sie Sparer und wird enorme Auswirkungen auf zukünftige Altersvorsorge und Sozialsysteme haben. Auch das deutsche Bankensystem, mit seinen stark an der Realwirtschaft orientierten Geschäftsmodellen, ist betroffen. Hier wird es durch Niedrigzinspolitik und Regulierungen zu gravierenden Veränderungen kommen, die letztendlich zu mehr Instabilität im Bankensystem führen.
Danke für die Antworten, Herr Schürmann.
ECOreporter.de: Die Schweizer Nachhaltigkeitsbank ABS gibt die Negativzinsen der Schweizer Nationalbank an Privatkunden weiter. Wie bewerten Sie diesen Schritt?
Georg Schürmann: Wir befinden uns aktuell in einer einmaligen Situation, die extreme Auswirkungen auf den gesamten Finanzsektor hat. Dieser Schritt ist nur die Fortsetzung einer Entwicklung, die sicherlich zu einigen weiteren Einschnitten für Bankkunden führen wird.
Ist das ein Vorbild für Deutschlands Nachhaltigkeitsbanken? Wann wird dieses „Tabu“ in Deutschland gebrochen?
Schürmann: Wir glauben, dass auch in Deutschland Banken ähnliche Schritte gehen und für Privatkunden mit sehr hohen Guthaben negative Zinsen einführen werden. Im Bereich der Kleinanleger wird sich dies vermutlich nicht durchsetzen, da Kunden mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bank wechseln oder ihr Geld abheben, bevor sie dafür Gebühren bezahlen müssen.
Die Nachhaltigkeitsbank ABS aus der Schweiz erklärte, ihre Kunden hätten mehrheitlich wesentlich gelassener reagiert als die internationalen Medien. Wären die Kunden der Triodos Bank Deutschland bereit für Negativzinsen auf Kontoguthaben?
Schürmann: Mit Sicherheit werden uns viele Kunden die Treue halten. Allerdings ist die Diskussion in Deutschland zur Weitergabe von negativen Zinsen, die ja von der EZB vorgeben sind, nicht weit genug für einen solchen Schritt. Wir brauchen eine Diskussion zum richtigen und fairen Preis von Bankdienstleistungen.
Wie gehen Sie derzeit mit den Negativzinsen um? Erheben Sie deshalb neue spezielle Gebühren oder haben Sie andere Gebühren deshalb erhöht, beispielsweise für Kontoführung oder ein Depot oder andere Maßnahmen?
Schürmann: Wir haben aus dem Prinzip der Kostentransparenz heraus schon

Bild: Der Hauptsitz der Triodos Bank in den Niederlanden. / Foto: Unternehmen
Wie lange wird die Niedrigzinsphase noch anhalten. Wird die EZB die Zinsen weiter ins Negative senken, oder ist bald eine Zinswende zu erwarten?
Schürmann: Wir glauben nicht, dass diese Niedrigzinsphase in Kürze beendet sein wird, sondern wir uns längerfristig auf niedrige Zinsen einstellen müssen.
Wie bewerten Sie diese Niedrigzinspolitik?
Schürmann: Diese Politik ist eine sehr drastische Maßnahme zur Sicherung der europäischen Finanzstabilität, die den Euro-Ländern und Privathaushalten hilft ihre Verschuldung zu tragen. Auf der anderen Seite trifft sie Sparer und wird enorme Auswirkungen auf zukünftige Altersvorsorge und Sozialsysteme haben. Auch das deutsche Bankensystem, mit seinen stark an der Realwirtschaft orientierten Geschäftsmodellen, ist betroffen. Hier wird es durch Niedrigzinspolitik und Regulierungen zu gravierenden Veränderungen kommen, die letztendlich zu mehr Instabilität im Bankensystem führen.
Danke für die Antworten, Herr Schürmann.